Unternehmen profitieren von sinkenden Kreditzinsen   

erstellt am
21. 05. 12

Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich und im Euroraum im 1.Quartal 2012
Wien (oenb) - Bei unverändertem EZB-Leitzinssatz und sinkenden Zwischenbankzinssätzen waren im ersten Quartal 2012 in Österreich die neu vereinbarten Kreditzinssätze mit Unternehmen weiter rückläufig. Starke Rückgänge gab es sowohl bei Großkrediten (über eine Million Euro) als auch bei Krediten bis eine Million Euro, wobei vor allem in letzterer Kategorie österreichische Unternehmen im Vergleich mit dem Euroraum-Durchschnitt deutlich bessere Konditionen vorfanden.

Bei neu vereinbarten Einlagenzinssätzen mussten private Haushalte im ersten Quartal 2012 in Österreich deutlich sinkende Zinssätze hinnehmen, wobei in allen Laufzeitkategorien die Vergleichswerte des Euroraums unterschritten wurden.

Die im Dezember 2011 und Februar 2012 von der Europäischen Zentralbank (EZB) aufgelegten Dreijahrestender, welche europäischen Banken Liquidität in Höhe von insgesamt einer Billion Euro zur Verfügung stellten, zeigten bei den Geldmarktsätzen im 1. Quartal ihre Wirkung. So reduzierte sich der durchschnittliche 3-Monats-EURIBOR um 57 Basispunkte und erreichte im März mit 0,86% den geringsten Wert seit Juli 2010. Der Rückgang der Geldmarktsätze wurde zum Teil von den Banken an ihre Kunden weitergegeben und führte zu sinkenden Zinssätzen bei Einlagen und Krediten.

Im Kreditgeschäft konnten Unternehmen insbesondere bei Großkrediten (über 1 Million Euro) von einem deutlichen Rückgang der Zinssätze profitieren. Im ersten Quartal ließ sich bei Großkrediten im Neugeschäft ein Rückgang um 0,55 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal verzeichnen, bei Volumen von bis eine Million Euro waren es immerhin 0,32 Prozentpunkte. In beiden Kategorien lagen die Durchschnittszinssätze mit 2,70% (bis eine Million Euro) bzw. 2,16% (über eine Million Euro) unter dem Euroraum-Schnitt von 4,24% bzw. 2,57%. Gleichzeitig entwickelte sich auch das Kreditwachstum inländischer Unternehmen im ersten Quartal besser als im Euroraum. So stieg die Jahreswachstumsrate des Kreditvolumens von Unternehmen in Österreich auf 2,7%, während sich jene des Euroraums weiterhin in Richtung Nulllinie bewegte.

Private Haushalte konnten vor allem bei neuen Wohnbaukrediten von günstigeren Konditionen (–0,24 Prozentpunkte) profitieren, während Konsumkredite entgegen dem allgemeinen Trend um 0,28 Prozentpunkte teurer wurden. Beide Kategorien befanden sich jedoch auch mit 5,15% bei Konsum- und 2,83% bei Wohnbaukrediten unter dem Durchschnitt des Euroraums (6,75% bzw. 3,61%). Auch bei Privaten konnte in Österreich mit 1,4% ein höheres Kreditwachstum als im Euroraum (0,6%) festgestellt werden.

Bei neuen Einlagen von privaten Haushalten mussten die Kunden in allen Kategorien Rückgänge der Zinssätze hinnehmen. Vor allem bei Einlagen zwischen ein und zwei Jahren lag die durchschnittliche Verzinsung mit 2,08 Prozent um 0,47 Prozentpunkte deutlich unter dem Vorquartal. Im Euroraum war der Rückgang mit 0,16 Prozentpunkten geringer ausgeprägt. Auch bei anderen Laufzeiten erhöhte sich die Differenz zum Euroraum. Der Durchschnitt des Euroraumes wurde jedoch insbesondere von einigen Ländern im Süden Europas nach oben beeinflusst.
Die Entwicklung der Realzinssätze zeigte, dass diese bei längerfristigen Einlagen (über 2 Jahre) im ersten Quartal sogar kurzfristig im positiven Bereich lagen. Im März war mit –0,17 Prozentpunkten (Nominalzinssatz: 2,53%, HVPI: 2,70%) aber wieder ein negativer Realzinssatz zu verzeichnen.
     
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