Technologie der Zukunft: Strom und Wärme aus Holz   

erstellt am
11. 06. 12

Oberösterreichische Holzgas-Projekte sind Wegbereiter - 10.000 Betriebsstunden erfolgreich absolviert
Linz (lk) - "Die Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplung auf Holzgas-Basis wäre für die Zukunft die ideale Ergänzung für bereits bestehende Biomasse-Nahwärmeanlagen. Strom und Wärme vom Bauernhof, erzeugt aus eigenem Holz-Hackgut. Damit sind die Landwirtinnen und Landwirte in Oberösterreich regionale Energieversorger im Bereich der Wärme - verstärkt auch in der Stromgewinnung durch die Nutzung freier Dachflächen für Photovoltaik-Anlagen und Wind-Energie", ziehen Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger und Landwirtschaftskammer- Präsident ÖR Ing. Franz Reisecker eine erste Bilanz aus den beiden Pilotprojekten.

Holzgas als Motorentreibstoff hatte bereits vor rund 70 Jahren einen großen Bekanntheitsgrad erreicht, damals als Notlösung weil Treibstoff aus Erdöl knapp war. Vorwiegend LKW und Traktoren wurden durch Holzvergasungsmotoren angetrieben. Die Leistung der Motoren war damals noch gering, die Störanfälligkeit hoch und die Umweltbelastung hoch. Energie-Pioniere haben die Holzgastechnik schrittweise weiterentwickelt. Heute kann Holz zu Strom hoch veredelt werden.

"Die Landwirtschaft investiert in Forschung und Entwicklung, um Potenziale aus bestehenden Ressourcen bestmöglich zu nutzen. Was liegt näher, als aus einem Rohstoff gleichzeitig Wärme und Strom zu erzeugen. Die Ergebnisse aus zusammen rund 17.000 Betriebsstunden der beiden Anlagen bestätigen das große Potenzial", sagt Agrar-Landesrat Hiegelsberger.

Regional ist genug Biomasse vorhanden
Die bei der Verstromung des Hackguts anfallende Wärme kann ganzjährig in das Nahwärmenetz eingespeist werden. Dadurch können Strom und Wärme gleichzeitig produziert werden.

"Durch die große Anzahl geeigneter Nahwärmeanlagen und Gewerbebetriebe ist sehr hohes Potenzial vorhanden, die Anlagen mit Holzgasanlagen zu kombinieren", verdeutlichen Hiegelsberger und Reisecker die großen Nutzungsmöglichkeiten. Holzgas-Kleinanlagen könnten in Zukunft auch für landwirtschaftliche Betriebe oder Gewerbebetriebe interessant werden und bestehende Hackgutkessel ersetzen.

Oberösterreichische Holzgas-Projekte sind Wegbereiter
In den Jahren 2010 und 2011 wurden in Neukirchen an der Enknach und Geiersberg zwei Holzgas-Pilotprojekte zur Herstellung von Strom realisiert. Ziel der Initiative ist es, wertvolle Erkenntnisse sowie Daten für die Praxistauglichkeit künftiger Anlagen zu gewinnen. Die Partner des Gemeinschaftsprojektes:

  • Agrar-Ressort Land OÖ
  • Engagierte Landwirte
  • Landwirtschaftskammer OÖ
  • Biomasseverband OÖ


Testbetrieb bei beiden Projekten erfolgreich
Die Anlage in Geiersberg bei Familie Hörandner mit 30 Kilowatt läuft nun bereits seit über 10.000 Stunden erfolgreich. Die Anlage in Neukirchen/Enknach besteht aus zwei Modulen mit je 150 Kilowatt elektrischer Leistung. Modul 1 ist bereits rund 6.000 Stunden in Betrieb, Modul 2 seit rund 1.000 Stunden.
Das Land Oberösterreich will mit diesen Pilotprojekten jetzt vor allem technische und wirtschaftliche Daten sammeln, aber auch die Verfahrenswege optimieren.

"Damit zukünftige Anlagen rentabel und mit höchstmöglicher Energieausschöpfung laufen können, sind diese Daten wichtig", unterstützt Agrar-Landesrat Hiegelsberger die Pilot-Projekte. Auch künftige Fördermöglichkeiten würden ausgelotet.

"Die aus dem laufenden Betrieb hervorgehenden Daten sind wertvolle Basis für die weiteren Wirtschaftlichkeitsberechnungen bzw. für allfällige Handlungsempfehlungen", erläutert Präsident Reisecker.

Folgende Praxisdaten werden ausgewertet:

  • Auslastung der Anlage
  • Wartungskosten
  • Wirkungsgrade (elektrisch und thermisch)
  • Gasqualität
  • Haltbarkeit einzelner Komponenten
  • Personalaufwand
  • Wirtschaftlichkeit
  • Genaue technische Anforderungen an die Hackgutqualität


Die Holzvergasung - technisch ein komplexer Prozess
Das "Herzstück" von Holzgasanlagen ist der Vergaser, der Biomasse durch einen thermochemischen Prozess in brennbares Gas umwandelt. Dabei wird Gas abgesaugt, gereinigt und gekühlt und dann als Motortreibstoff eingesetzt. Der Motor erzeugt über einen angeflanschten Generator Strom.

Die Abwärme wird eingespeist (Nahwärme, Wärmeversorgung, Hackguttrocknung,...) und damit ebenfalls genutzt. Da dieser Prozess auf sehr engem Raum stattfindet, ist eine perfekte Dimensionierung und Überwachung des Prozesses notwendig.

Hoher elektrischer Wirkungsgrad
Lange Laufzeiten, hohe Energieeffizienz und niedrige Emissionswerte sind Grundvoraussetzungen für den erfolgreichen Betrieb eines Holzvergasers. An Reinheit und Qualität des erzeugten Holzgases und somit an die technische Gestaltung des Vergasers werden hohe technische Ansprüche gestellt.

"Der wesentliche Vorteil der Holzvergasertechnologie ist der hohe elektrische Wirkungsgrad. 20 bis 30 Prozent des Energiegehaltes im Holz wird in elektrischen Strom umgewandelt. Gegenüber anderen Technologien ist das ein sehr guter Wert", betont Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger und Präsident Reisecker. "Eine Dezentralisierung und damit Regionalisierung der Energieerzeugung ist wesentlich im Sinne der Nachhaltigkeit und Effizienzsteigerung. Holzgasprojekte können dazu einen sinnvollen Beitrag leisten. Kleinanlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung aus Holz sind für viele Standorte geeignet."

     
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