Österreichs Wirtschaft behauptet sich in schwachem internationalen Umfeld   

erstellt am
08. 06. 12

Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich 2012 bis 2014 vom Juni 2012
Wien (oenb) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) geht in ihrer vorliegenden Prognose vom Juni 2012 von einem Wachstum der österreichischen Wirtschaft im Jahr 2012 von 0,9% aus. Auch in den Jahren 2013 und 2014 wird Österreich zu den Wachstumsmotoren im Euroraum zählen (2013: 1,7%; 2014: 2,1%). Im Vergleich zur OeNB-Prognose vom Dezember 2011 revidiert die OeNB ihre Prognose für die Jahre 2012 und 2013 trotz des im Frühjahr 2012 beschlossenen Konsolidierungspakets und eines international schwierigen Umfelds leicht nach oben (2012: +0,2 Prozentpunkte; 2013: +0,1 Prozentpunkte). „Die Aussichten der österreichischen Wirtschaft haben sich im Vergleich zum Dezember 2011 zwar leicht verbessert, die von der internationalen Entwicklung ausgehenden Risiken sind aber wieder gestiegen“, kommentiert OeNB-Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Nowotny die Prognose.

Wachstum des realen BIP (saison- und arbeitstätig bereinigt)
Das globale Wirtschaftswachstum hat seit Mitte 2011 an Dynamik verloren. Dafür sind sowohl die anhaltende Schuldenkrise in Europa als auch die nachlassende Konjunktur in den asiatischen Schwellenländern verantwortlich. Die zwei Drei-Jahres-Tender der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember 2011 und im März 2012 sowie der Schuldenschnitt für Privatgläubiger des griechischen Staats haben zwar vorübergehend zu einer Beruhigung der Finanzmärkte geführt, aufgrund der jüngsten politischen Entwicklungen in Griechenland haben sich die Unsicherheiten jedoch wieder verstärkt.

Es zeigt sich eine zunehmende Divergenz der Wirtschaftsentwicklung in Europa. Während Länder wie Deutschland, Frankreich, Finnland und Österreich nur von einer Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik gekennzeichnet sind, sind andere Euroraumländer von einer Rezession betroffen, die teilweise bis ins Jahr 2013 andauern wird.

Österreich kann sich nicht gänzlich von der weltwirtschaftlichen Dynamik entkoppeln, wie die seit Mitte des Jahres 2011 stagnierenden heimischen Exporte zeigen. Im Gegensatz zum Krisenjahr 2009 hat jedoch die Inlandsnachfrage eine Rezession verhindert. Zu Jahresbeginn 2012 ist die österreichische Volkswirtschaft wieder auf einen positiven Wachstumspfad zurückgekehrt, der sich mit einer leicht beschleunigten internationalen Nachfrageentwicklung weiter verfestigen wird.

Über den gesamten Prognosehorizont wird sich insbesondere das Wachstum des privaten Konsums – trotz der Konsolidierungsmaßnahmen – aufgrund einer Rekordbeschäftigung und der Verbesserung des real verfügbaren Haushaltseinkommens beschleunigen. Im Jahr 2011 hatten die Ausrüstungsinvestitionen den Investitionszyklus getragen. Obwohl deren Wachstum über den Prognosezeitraum tendenziell nachlässt, werden die Bruttoanlageinvestitionen insgesamt in der Periode 2012 bis 2014 immer noch überdurchschnittlich wachsen. Neben den Ausrüstungs­investitionen wird auch die Bauinvestitionstätigkeit zum Wachstum beitragen. Das Exportwachstum bleibt im historischen Vergleich aber zurückhaltend.

Für das Jahr 2012 wird ein deutlicher Beschäftigungszuwachs von 56.700 Personen erwartet, der nur geringfügig unter dem bereits sehr hohen Anstieg des Jahres 2011 liegt (59.300 Personen). Die Beschäftigungsdynamik wird somit auch in den Jahren 2013 und 2014 anhalten. Die Arbeitslosenquote (Eurostat-Definition) ist im Jahr 2011 aufgrund des deutlichen Beschäftigungsanstiegs auf 4,2% gesunken. Österreich wies damit die geringste Arbeitslosen­quote im Euroraum auf. Aufgrund der nachlassenden Konjunktur und eines weiter steigenden Arbeitskräfteangebots wird für 2012 ein leichter Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,3% prognostiziert. Für 2014 wird im Einklang mit dem sich verfestigenden Konjunkturaufschwung wieder ein Rückgang der Arbeitslosenquote auf 4,2% erwartet.

Vor allem fallende Rohstoffpreise – insbesondere für Energie – zeichnen für einen verringerten Preisanstieg verantwortlich. Nachdem die HVPI-Inflation 2011 noch bei 3,6% gelegen ist, wird diese in den Jahren 2012 bei 2,4% und 2013 bei 1,7% liegen. Im Jahr 2014 wird es infolge des stärkeren Wirtschaftswachstums wieder zu einem leichten, durch die Inlandsnachfrage getriebenen Anstieg der Inflation auf 1,9 % kommen.

Die gesamtstaatliche Defizitquote wird, bedingt durch Finanzmarktstabilisierungsmaßnahmen, im Jahr 2012 geringfügig auf -2,8% des BIP steigen. Bis 2014, eine konsequente Umsetzung des Budgetkonsolidierungspakets vorausgesetzt, sollte sich der Budgetsaldo – sowohl konjunktur- als auch konsolidierungsbedingt – aber auf -1,2% des BIP verbessern.
     
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