Wider das Vergessen   

erstellt am
05. 06. 12

Ausstellung über die Deportation slowenischer Familien - LH Dörfler mahnt Verstehen, Versöhnen und Pflicht zum Frieden ein
Klagenfurt (lpd) - Das Kärntner Landesarchiv zeigt die Ausstellung über "Die Deportation slowenischer Familien aus Kärnten 1942". Riesenandrang herrschte bei der Eröffnung am Montagabend. Die Ausstellung, erstmals 2003 in Wien gezeigt, wurde stark um Fotos, Biografisches sowie Schriftstücke über Entschädigungen erweitert. Die Schautafeln informieren über das Schicksal der Slowenen vom Ende der Habsburgermonarchie über die Volksabstimmung, Zwischenkriegszeit, die Zeit des Nationalsozialismus und des Widerstands bis hin zur jüngeren Gegenwart. Am 14. und 15. April 1942 waren eintausendfünfundsiebzig Kärntner Sloweninnen und Slowenen vom Sammellager Ebenthal aus in deutsche Internierungslager gekommen. Sehr viele kamen um, wurden ermordet und andere, die überlebten, waren von der Verschleppung traumatisiert.

Landeshauptmann Gerhard Dörfler wies in seiner Eröffnungsansprache auf das unvorstellbare Leid und die Tragik der Menschen hin. Die Opfer von Krieg und Gewalt seien überall Opfer. Es sei das dunkelste Kapitel für die Kärntner Volksgruppe, das hier historisch aufgearbeitet worden sei. Aus all dem resultiere die Pflicht zum Frieden und zur Versöhnung.

Er sagte, dass mit der Ortstafellösung auch eine neue Zeit begonnen habe und damit die Verantwortung für eine neue gemeinsame Zukunft. Es gehe darum, nicht zu vergessen, aber auch nicht aufzurechnen, sondern zu verstehen. Dörfler sagte auch, dass er nie von Minderheit rede, sondern von Volksgruppe. Er lobte das Buch "Engel des Vergessens" von Maja Haderlap, das eine Zeitreise sei und Aufklärung und Verständigung ermögliche.

Joze Partl vom Verband der ausgesiedelten Slowenen betonte die Wichtigkeit, an die Opfer des April 1942 zu erinnern. Es sei wichtig, sich mit der Geschichte zu befassen, damit Ähnliches nie wieder geschehen könne. Es sollten Gedenktage für alle Kärntner sein, sagte Partl. Die Historikerin Brigitte Entner schilderte viele Details der Deportation und ging auf das Vergessen und Beschweigen der Deportation und Aussiedlung näher ein.

Landesarchivdirektor Wilhelm Wadl dankte allen Mitveranstaltern und sagte, das Landesarchiv verstehe sich als kollektives Gedächtnis für alle Kärntnerinnen und Kärntner. Er konnte zahlreiche Angehörige, Verwandte und Freunde der deportierten Familien sowie Volksgruppenvertreter und Ehrengäste begrüßen, unter ihnen auch LHStv. Peter Kaiser, LAD-Stv. Markus Matschek, Horst Felsner, Abteilungsleiter vom Landesfinanzkompetenzzentrum, Bgm. Christian Scheider, Bischof Alois Schwarz, Altlandtagspräsident Hans Pawlik, Bezirkshauptmann Gert Klösch, Bgm. Ferdinand Vouk, Bgm. Franz-Josef Smrtnik, Marjan Sturm, u.v.m. Wie Wadl sagte, könnten und sollten viele Schulen die letzten Schultage zum Besuch der Ausstellung nützen. Die Eröffnung wurde vom Flötenquartett der slowenischen Musikschule musikalisch gestaltet.

Die Ausstellung im Kärntner Landesarchiv (St. Ruprechter Straße 7, Klagenfurt) dauert bis 6. Juli 2012 und ist auch eine Begleitveranstaltung zur 20. Kulturwoche der Kärntner Slowenen, die vom 19. bis 26. Juni in Velden stattfindet.
     
Informationen: http://www.volksgruppenbuero.at    
     
zurück