Bezirk Korneuburg saugt immer mehr Firmen aus Wien ab   

erstellt am
18. 06. 12

Die Wirtschaft des Bezirkes Korneuburg kann im heurigen Jahr den Wachstumsprozess auf moderater Höhe fortsetzen. "Vor allem den Zuzug von Firmen aus Wien spüren wir sehr stark", teilte die Leiterin der Bezirksstelle der Wirtschaftskammer, Anna Schrittwieser, dem NÖ Wirtschaftspressedienst als herausragendes Merkmal der Halbjahresbilanz mit. In den meisten Fällen handle es sich um Unternehmern, die an ihrem bisherigen Standort in der Großstadt keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr hatten und sich deshalb gedrängt sahen, nach Niederösterreich auszuweichen. Mit seiner in den letzten Jahren erfolgten massiven Aufrüstung in der Verkehrsinfrastruktur genieße der Bezirk Korneuburg noch den Vorteil, dass die Verkehrsströme im Vergleich zum Süden Wiens viel weniger bis kaum störungsanfällig sind.

Als Pluspunkt für den Bezirk führt Schrittwieser außerdem an, dass sich die zugezogenen Unternehmen bei den lokalen Behörden besser aufgehoben fühlen, vor allem weil die Kontakte überschaubarer sind als in der Großstadt und die Verwaltungsprozesse in der Regel auch persönlicher abgewickelt werden können.

Insgesamt sei die Stimmung in der Wirtschaft gut, jedenfalls würden die positiven Nachrichten die negativen weit überwiegen, sagt Schrittwieser. Dringenden Handlungsbedarf sieht sie aber insbesondere in der Lehrlingsausbildung, zumal die Zahl der Lehrlinge im Bezirk in den beiden letzten Jahren um neun Prozent und die der Lehrbetriebe um acht Prozent zurückgegangen sei.

Bereits für drei Viertel der NÖ Betriebe sei der Mangel an Fachkräften zu einem Problem geworden. Dabei seien Facharbeiter absolute Spitzenkräfte, die sich in keiner Weise hinter den AHS- oder Uni-Absolventen zu verstecken brauchen, stellt Schrittwieser fest. Schließlich seien sie als Schlüsselkräfte, ohne die ein Unternehmen nicht erfolgreich sein kann, unersetzbar.

"Angehende Lehrlinge wollen wir deshalb schon frühzeitig vor ihrer endgültigen Berufsorientierung ansprechen und für die Potentialanalyse gewinnen", betont Schrittwieser. Mit dieser Einrichtung will die NÖ Wirtschaftskammer allen Jugendlichen helfen, ihre eigenen Stärken und Neigungen zu erkennen. Wer sich einer solchen Potentialanalyse unterziehe und das Ergebnis richtig anwende, könne davon ausgehen, die richtige Ausbildung und Berufsentscheidung getroffen zu haben. Grundsätzlich versperre die Lehre den Zugang zur Matura und auch zur Hochschulausbildung nicht. Im Gegenteil: Jeder Maturant, Diplomingenieur und Doktor werde mit einem Lehrabschluss noch aufgewertet.
     
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