Hundstorfer: Gewalt an alten Menschen mit Entschiedenheit begegnen   

erstellt am
14. 06. 12

Sozialministerium verstärkt Aufklärungsarbeit
Wien (bmask) - Sozialminister Rudolf Hundstorfer nimmt den "Internationalen Tag gegen Gewalt an älteren Menschen" (World Elder Abuse Awareness Day) am 15.06. zum Anlass, um eine erste positive Bilanz über die Maßnahmen zur Gewaltprävention des Sozialministeriums zu ziehen. "Das Sozialministerium und seine Partner haben in den letzten Jahren flächendeckende Maßnahmen gesetzt, um für das Thema "Gewalt an älteren Menschen" zu sensibilisieren. Wir müssen aber noch genauer hinschauen, aufzeigen und konkrete Handlungsoptionen erarbeiten, damit Gewalt erst gar nicht entstehen kann. Wichtig sind ein niederschwelliger Ansatz und eine offensive Informationsarbeit. Wir orientieren uns dabei an den Ergebnissen der Grundlagenforschung, um möglichst bedarfsgerecht handeln zu können.", erklärt Hundstorfer.

Aus Studien ist bekannt, dass sich betroffene ältere Menschen kaum an Opferhilfseinrichtungen wenden. Wenn die Gewaltproblematik angesprochen wird, dann im Rahmen zwangsloser Gespräche z.B. mit Seniorenorganisationen, aber auch bei Hausärztinnen und -ärzten. Daher wurden im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz in allen Bundesländern regionale Workshops durchgeführt, um Seniorenorganisationen mit Opferhilfseinrichtungen, regionalen Hilfsdiensten, Alten- und Pflegeheimen, dem medizinischen Bereich und Behörden zu vernetzen. Österreichweit nahmen rd. 300 Personen aus den genannten Organisationen teil. "Vor allem die Seniorenorganisationen sind sehr bemüht, ihre Mitglieder für das schwierige Thema Gewalt gegen ältere Menschen zu interessieren", betont der Sozialminister und unterstreicht die gute Zusammenarbeit mit ihnen. Aufgrund des großen Interesses werden die Workshops 2012 fortgesetzt. Längerfristiges Ziel ist der Ausbau von regionaler Beratungsexpertise zu Gewalt an älteren Menschen innerhalb der bestehenden Strukturen in Österreich.

Erarbeitung wissenschaftlich fundierter Grundlagen
Um bei der Entwicklung dieser Maßnahmen auf Erfahrungen in anderen Ländern zurückgreifen zu können, hat das Sozialministerium die Erhebung von Präventionskonzepten und Interventionsmaßnahmen bei Gewalt gegen ältere Menschen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieser vom Institut für Soziologie der Universität Wien durchgeführten Studie liegen nunmehr vor. Ein positives Beispiel ist das Projekt ALMA in Frankreich, wo speziell ausgebildete freiwillige "Zuhörerinnen" und "Zuhörer", meist Pensionistinnen oder Pensionisten, die Anrufe entgegennehmen. Erst nach der Beratung mit regionalen und lokalen Expertinnen oder Experten wird über den weiteren Verlauf der Angelegenheit entschieden. "Mein Ressort wird ALMA im Juli 2012 einen Besuch abstatten und dieses Projekt näher ansehen", kündigt Hundstorfer an. "Vor allem auch deshalb, weil wir bereits erste Schritte zur Einrichtung einer zentralen Ansprechstelle für ältere Gewaltopfer gesetzt haben."

Das "Beratungstelefon" von Pro Senectute Österreich bietet Informationen und Beratung bei allen Formen von Gewalt gegen ältere Menschen an und ist am Montag, Mittwoch und Freitag von 10 - 13 Uhr und am Dienstag und Donnerstag von 16 - 19 Uhr besetzt. Erreichbar ist diese Ansprechstelle unter der Telefonnummer 0699 11200099.

Umfangreiches Informationsmaterial
Mit dem dritten Folder der Folderserie "Gewalt erkennen" greift das Sozialministerium ein wichtiges, immer noch tabuisiertes Thema auf, nämlich die Lebenssituation älterer Menschen in Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens. Während spektakuläre Gewaltfälle kaum vorkommen, sind subtile Formen von Gewalt, wie nachdrückliches Anfassen, hastiges und ungeduldiges Eingeben von Speisen, die fehlende Privatsphäre oder ein respektloser Umgang nicht selten. "Viele Maßnahmen und Vorkommnisse werden nicht als Gewalt betrachtet und als solche auch nicht erfasst. Hier ist noch viel an Aufklärungsarbeit zu leisten ", erklärt der Sozialminister.

Der Folder "Gewalt erkennen. Ältere Menschen in Institutionen" zeigt anhand konkreter Beispiele Zusammenhänge zwischen Strukturen in Organisationen, abwertenden Einstellungen gegenüber alten Menschen z.B. in unserer Gesellschaft und Gewalthandlungen auf, beschreibt die geriatrischen Folgen, streift das Thema Gewalt an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und bietet Lösungsansätze an. "Für mich ist Bewusstseinsbildung bei allen Betroffenen eine Möglichkeit, um Gewaltsituationen erkennen und verbessern zu können. Dies ist umso wichtiger, weil viele Einrichtungen sich sehr um die Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner und um die Arbeitsqualität ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemühen", betont Sozialminister Hundstorfer.

Der Folder soll dazu beitragen, dass das Thema Gewalt gegen ältere Menschen in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens in der Öffentlichkeit offen angesprochen und diskutiert werden kann. "Nur wenn wir uns der Problematik stellen, ergibt sich die Chance für eine Verbesserung", ist Hundstorfer überzeugt.

Die Folder "Gewalt erkennen. Fragen und Antworten zu Gewalt an älteren Menschen", "Gewalt erkennen. Fragen und Antworten zu Demenz und Gewalt" und "Gewalt erkennen. Ältere Menschen in Institutionen" sowie die Studie "Prävention und Intervention bei Gewalt gegen ältere Menschen. Konzepte und Maßnahmen im internationalen Kontext und rechtliche Aspekte in Österreich" können von der Homepage des Sozialministeriums (http://www.bmask.gv.at / Soziales / Seniorinnen und Senioren heruntergeladen oder beim Broschürenservice (https://broschuerenservice.bmask.gv.at oder telefonisch 0800 / 20 20 74) bestellt werden.
     
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