Graz: ExpertInnen zur Umweltzone   

erstellt am
14. 06. 12

Graz (stadt) - Am 13.06. fand ein ExpertInnen-Workshop zum Thema Umweltzone statt, zu der Fachleute aus der Technischen Universität, Uni Graz, Fachabteilungen des Landes Steiermark, Medizin Universität Wien, dem Bundesministerium für Umwelt und des Bundesumweltamtes geladen waren. Die Ergebnisse dieses Workshops präsentierten der Leiter des Grazer Umweltamtes, DI Dr. Werner Prutsch, Dr. Hans Moshammer von der Medizin Universität Wien und Dr. Jürgen Schneider vom Bundesumweltamt.

Im Mittelpunkt der Präsentation standen ausschließlich Fachthemen, politische Themen wurden nicht angeschnitten.

Dr. Schneider betonte einführend, dass es natürlich mehrere Hauptverursacher für die Feinstaubemissionen gibt: die Raumwärme, die Industrie und den Verkehr. „Im Bereich der Raumwärme werden bereits erfolgreich wirksame Maßnahmen durch den Ausbau von der Fernwärmeanschluss gesetzt, einer der wesentlichen Verursacher, nämlich der Verkehr, blieb bisher außen vor", so Schneider. Besonders beim Individualverkehr seien Maßnahmen zu setzen, um die Partikelemissionen zu verringern.

Zu den medizinischen Auswirkungen durch die Feinstaubbelastung berichtete Dr. Moshammer, dass nicht nur Kinder und Ungeborene unter den gesundheitsschädigenden Auswirkungen zu leiden haben. „Belastungen durch Rußpartikel sind verantwortlich für ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko, verzögertes Lungenwachstum oder auch eine frühere Alterung der Lunge. Aber am Bedeutendsten sind die Auswirkungen auf das Herz- Kreislaufsystem. Eine langfristige Belastung begünstigt Arterienverkalkung und eine Entzündung der Herzkranzgefäße. Das bedeutet jetzt nicht, dass der Einzelne sich nun fürchten muss, doch für Vorgeschädigte könnten diese Belastungen zusätzlich gefährdend sein", so Moshammer.

Die Berechnungen der TU Graz ergeben, dass durch die Einführung einer Umweltzone in Graz und den südlichen Umlandgemeinden eine Einsparung von ca. 40 bis 50 % der gefährlichen Feinstaubpartikel erreicht werden könnten. Diese Einsparung beruht auf die Annahme, dass im ersten Jahr ein Zufahrtverbot für KFZ mit Dieselmotor inkl. EURO 2 (bis ca. Baujahr 2000) und mit Ottomotor EURO 0 (ohne Katalysator) verhängt wird. Im darauffolgenden Jahr sollen auch Dieselfahrzeuge der Bauklasse EURO 3 (bis ca. Baujahr 2005) ohne Partikelfilter und im 3. Jahr alle EURO 3 - Dieselfahrzeuge vom Fahrverbot betroffen sein.

Auf die Frage, warum sich die Umweltzone auch auf die Umlandgemeinden ausdehnen soll, erklärte DI Dr. Prutsch, dass diese Gebiete gem. Landesverordnung als IG-L-Sanierungsgebiet „Großraum Graz" als besonders verkehrsbelastet ausgewiesen sind. Weiters gibt es bereits für den Schwerverkehr eine wesentlich weiter reichende Zone, die das Fahren mit sehr alten Fahrzeugen unter einer bestimmten Abgasklasse untersagt.

„Beispiele aus anderen deutschen Städten zeigen, dass die Einführung einer Umweltzone dann auch Erfolge bringt, wenn diese richtig eingeführt wurde", erklärte Dr. Schneider und führte an, dass die Frist für die Einhaltung der max. 35 Überschreitungstage pro Jahr bereits im Jahr 2005 abgelaufen sei. Seither sei jährlich bei der EU um Fristerstreckung angesucht worden.

Schneider berichtete, es gäbe Einigkeit unter allen ExpertInnen, dass etwas geschehen muss. „Eine Frage tauchte jedoch immer wieder auf: warum wurde so lange gewartet. Da sich die Autoflotte laufend erneuert, hätte es schon viel früher einen wesentlich größeren Erfolg gegeben", führte Schneider hinzu. Wenn die Maßnahme der Umweltzone nicht kommen sollte, müssten andere Maßnahmen angedacht werden, wie z. B. Fahrverbote oder Citymaut.
     
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