"Jugendwahn und Altersangst"   

erstellt am
13. 06. 12

Chancen, Strategien und Herausforderungen für den reiferen Lebensabschnitt
Wien (rk) - "Die in den letzten Jahrzehnten erfreulicherweise gestiegene Lebenserwartung braucht auch eine gesellschaftspolitische Neuorientierung. Aktives und gesundes Altern gewinnt an Bedeutung, um auch mehr Lebensqualität aus der längeren Lebenszeit zu gewinnen", stellt Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely anlässlich der Konferenz "Jugendwahn und Altersangst" im Wiener Rathaus fest. In Wien leben aktuell 125.000 Menschen, die über 75 Jahre alt sind, davon sind zwei Drittel Frauen. Gleichzeitig steigt der Altersdurchschnitt in Wien weniger stark als anderswo. Wien wird nach 2020 das Bundesland mit dem jüngsten Altersdurchschnitt in Österreich sein.

"Es ist daher an der Zeit, mit dem Herausforderungen der höheren Lebenserwartung auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene positiv umzugehen. Aktives Altern und die Solidarität zwischen den Generationen wurde von der EU für das Jahr 2012 als Leitthema ausgerufen. Es gilt, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sich Alter und Gesundheit, Produktivität sowie Attraktivität nicht ausschließen. Denn: Die Erfahrung und das Wissen von älteren Menschen sind ein unverzichtbarer und wertvoller Teil der Gesellschaft, der erhalten und gefördert werden muss", betonte Wehsely.

"Besonders Frauen werden etwa ab 50 in der Gesellschaft oft mehrfach diskriminiert", so die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte, Univ.Prof.in Beate Wimmer-Puchinger. "Zum einen werden ältere Arbeitnehmerinnen im Arbeitsprozess, von Unternehmen oft wenig geschätzt, zum anderen wird nur Jugend mit Attraktivität verbunden und Frauen in reiferen Jahren als 'unattraktiv' bewertet. Dies kann dazu führen, dass Frauen am Arbeitsplatz wenig Entwicklungspotential und damit Aussicht auf finanzielle Sicherheit geboten wird und zum anderen zu Störungen des Selbstwertgefühls und zu vermehrten psychischen Belastungen führt."

Die Fachtagung "Jugendwahn und Altersangst", organisiert vom Wiener Programm für Frauengesundheit und vom SeniorInnenbüro der Stadt Wien, trägt dazu bei, Chancen, Strategien und Herausforderungen für den reiferen Lebensabschnitt aufzuzeigen.

Zahlreiche Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen konnten für einen Vortrag gewonnen werden. Dass das Thema internationale Relevanz hat, wird Peggy Maguire, Generaldirektorin des Europäischen Instituts für Frauengesundheit in Irland, in ihrem Eröffnungsreferat erläutern. Weitere Schwerpunkte der Tagung: Josef Kytir von der Statistik Austria erläutert das veränderte Reproduktionsverhalten von Frauen in Österreich und dessen gesellschaftliche Folgen. Sozialexperte Bernd Marin geht auf das Altern in alternden Gesellschaften ein, etwa warum "40 das neue 30" oder "73 das neue 65" ist.

"Aktivität im Alter wird oft als Mythos betrachtet und weniger als Perspektivenvielfalt", so die Wiener SeniorInnenbeauftragte Angelika Rosenberger-Spitzy. Sie betont: "Unabhängig aktiv Altern und die Autonomie so lange wie möglich erhalten, ist das höchste Ziel."

Die speziellen Anforderungen an die Frauengesundheit in der 2. Lebenshälfte werden ebenso thematisiert wie das bisherige Tabuthema Schönheit im Alter.

"Als Frauengesundheitsbeauftragte wünsche ich mir einen Wertewandel, durch den es Frauen ermöglicht wird, zu ihren Jahren und ihrem Aussehen abseits von Jugendwahn zu stehen. Es sollen Expertise und Erfahrungen und deren Chancen von der Gesellschaft erkannt und wertgeschätzt werden", so Beate Wimmer-Puchinger. Der letzte Tagungsschwerpunkt trägt diesem Rechnung und zeigt bereits bestehende Strategien im Arbeits- und Erwerbsleben auf.
     
Informationen: http://www.frauengesundheit-wien.at    
     
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