Altersgerechtes Nachholen des Pflichtschulabschlusses  

erstellt am
12. 06. 12

  Schmied und Amon: Neue Perspektive für Schulabbrecher schaffen
Ministerratsbeschluss für für altersgerechtes Nachholen von Pflichtschulabschlüssen ermöglicht Erwachsenen den Wiedereinstieg in das Bildungssystem.
Wien (bmukk) - Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied und die Bildungssprecher der Koalitionsparteien Werner Amon, MBA sowie Elmar Mayer begrüßen in einer gemeinsamen Erklärung den Ministerratsbeschluss vom 12.06. zum altersgerechten Nachholen des Pflichtschulabschlusses. "Diese Reform, die Erwachsenen und Jugendlichen ab dem Alter von 16 Jahren das altersgerechte Nachholen eines Abschlusses der 8. Schulstufe ermöglicht, ist ein wichtiger Beitrag zur im Regierungsprogramm vereinbarten Senkung der Schulabbrecherquote."

In altersgerechter Form werden in Erwachsenenbildungseinrichtungen und Schulen im Rahmen der Teilrechtsfähigkeit Lehrgänge angeboten. An deren Ende stehen vier verpflichtenden Prüfungen in Deutsch, Englisch, Mathematik und Berufsorientierung sowie bei zwei aus vier Wahlprüfungsgebieten (Kreativität und Gestaltung, Gesundheit und Soziales, weitere Sprachen sowie Natur und Technik). Wer den Kompetenzanforderungen entspricht, erhält einen Pflichtschulabschluss - je nachdem nach den Anforderungen der grundlegenden oder vertiefenden Allgemeinbildung - und somit die gleichen Berechtigungen für die Aufnahme in weiterführende Schulen und/oder die berufliche Ausbildung wie mit einem Abschluss einer Neuen Mittelschule.

Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied erklärt zu dieser Reform: "Das ist ein Reform in die richtige Richtung: Wir geben damit den Menschen, die am Arbeitsmarkt bisher zur Gruppe mit den schlechtesten Chancen gehörten, eine neue Perspektive. Ehemalige Schulabbrecherinnen und Schulabbrecher können so den Wiedereinstieg in das Bildungssystem und den Einstieg in eine Berufskarriere schaffen."

"Verantwortungsvolle Bildungspolitik darf sich nicht nur im jene kümmern, die im Regelsystem sind, sondern muss für die Wiedereinsteiger ein entsprechendes Angebot schaffen", so ÖVP-Bildungssprecher Abg.z.NR Werner Amon. Mit dem beschlossenen Gesetz werde dieser Anforderung Rechnung getragen. "Das Bildungssystem darf nie eine Sackgasse sein, sondern muss Durchlässigkeit und Anschlussmöglichkeiten schaffen - gerade wenn es darum geht, einen grundlegenden Abschluss zu erwerben. Auch wenn jemandem erst später der sprichwörtliche "Knopf aufgeht" soll dieser durch den Pflichtschulabschluss die Möglichkeit haben, am Arbeitsmarkt eine bessere Ausgangsposition zu haben", betonte Amon.

SP-Bildungssprecher Elmar Mayer erklärt: "Es ist eine enorme Hilfe für die Betroffenen, dass es gelungen ist, diesen Bildungsweg in lebensnaher, erwachsenengerechter Form zu gestalten. Die Flexibilität bei Prüfungen und Ausbildung in Einrichtungen der Erwachsenenbildung wird dazu führen, dass die Zahl der Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger ins Bildungssystem stark zunimmt."

 

Oberhauser begrüßt neue Bildungsperspektive für SchulabbrecherInnen
Langjährige Forderung des ÖGB wird nun erfüllt
Wien (ögb) - "Ein Pflichtschulabschluss erleichtert den Berufseinstieg und schafft auch mehr Chancen, in Beschäftigung zu bleiben. Dass in Zukunft SchulabbrecherInnen den Pflichtschulabschluss leichter nachholen können, ist ein wichtiger Beitrag zur Senkung der Arbeitslosigkeit", sagt ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser über den Beschluss des Ministerrates zur Reform des Nachholens des Pflichtschulabschlusses. Damit werde auch eine langjährige Forderung des ÖGB erfüllt.

"SchulabbrecherInnen gehören zu jener Gruppe, die am Arbeitsmarkt die schlechtesten Chancen haben. Ihnen ist oft von vornherein eine angemessene Beschäftigung mit einem existenzsichernden Einkommen verwehrt. In Zukunft erhalten genau diese Menschen endlich wieder eine Chance, in das Bildungssystem wieder einzusteigen und sich beruflich zu verbessern oder überhaupt eine Beschäftigung zu bekommen", erklärt Oberhauser.

Für die ÖGB-Vizepräsidentin kommt es nun darauf an, möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, dass sie "ihre" Chance nutzen und so auch sozial wieder in der Gesellschaft Fuß fassen können. Oberhauser: "Die gesetzliche Möglichkeit wird nun geschaffen, aber erst die praktische Umsetzung wird den Menschen helfen."  

 

Tumpel: Moderner Pflichtschulabschluss schafft faire Chancen
Erfolg der AK: Endlich wird Nachholen des Pflichtschulabschlusses erwachsenengerecht
Wien (ak) - "Endlich müssen Erwachsene nicht auch noch eine Turnprüfung ablegen, wenn sie den versäumten Abschluss der Pflichtschule nachholen", sagt AK Präsident Herbert Tumpel zur im Ministerrat beschlossenen Reform des Nachholens von Abschlüssen: "Wir von der AK haben immer gefordert, dass Erwachsene, die eine zweite Chance auf Bildung nutzen, auch wie Erwachsene behandelt werden." Das jetzt vorgesehene Modulsystem statt 13 Teilprüfungen nach dem Lehrplan der vierten Klasse Hauptschule werde viele Erwachsene ermutigen, mit dem Nachholen des Abschlusses die Chance auf weiterführende Bildung zu nutzen. Tumpel: "Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Modernisierung und Durchlässigkeit."

Wer keinen positiven Pflichtschulabschluss hat, ist vom Besuch weiterführender Schulen (Handelsschule, HAK, HTL) ausgeschlossen und hat auch kaum Chancen auf eine Lehrstelle. Im Zeitalter des lebensbegleitenden Lernens ist dies ein Handicap, das Menschen zusehends in Arbeitslosigkeit und Armut drängt. Die bisherige Form des Nachholens des Pflichtschulabschlusses - 13 Prüfungen nach dem Lehrplan der 4. Klasse Hauptschule vor einer schulischen Externistenprüfungskommission - hielt aber viele Erwachsene davon ab, sich dieser Prozedur zu unterziehen.

Der neue Pflichtschulabschluss beinhaltet sechs Module nach neuen, modernen Lehrplänen, statt nur Klausuren sind auch Projektarbeiten möglich. Wie bei der Berufsreifeprüfung muss zumindest eine Prüfung an der Schule abgelegt werden, die anderen Prüfungen können auch an Instituten der Erwachsenenbildung absolviert werden.

"Das ist ein weiterer wichtiger Baustein, der Österreichs Bildungssystem moderner macht", sagt Tumpel. Die Vorbereitung auf den neuen Pflichtschulabschluss ist im Rahmen der "Initiative Erwachsenenbildung" ohne Gebühren möglich - das soll in Zukunft nach Vorstellung der AK auch für die Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung und das Nachholen des Lehrabschlusses gelten.
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion

Die Verantwortung der Inhalte liegt bei den Aussendern. Die Redaktion.

 
zurück