Bucher: Jeder will mitreden, aber niemand Verantwortung übernehmen!   

erstellt am
22. 06. 12

Wien (bzö) - "Jeder will mitreden, aber niemand Verantwortung übernehmen": Mit diesem Satz fasst BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher das derzeitige Bildungsdilemma in Österreich zusammen. Die Zukunftsakademie Österreich hatte am Abend des 21.06. zu einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem Titel "Bildung neu leben - für ein gscheites Österreich!" in die diplomatische Akademie geladen. Unter der Moderation des Wirtschaftsjournalisten Ronald Barazon diskutierten neben Josef Bucher, der ehemalige Wiener Stadtschulratspräsident Kurt Scholz, der Gründer der "Sir Karl Popper Schule" Günter Schmid, der Präsident des Bundesverbandes der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen Österreichs Theodor Saverschel und Heidi Schrodt, die Vorsitzende von Bildung grenzenlos. Der Direktor der Zukunftsakademie und BZÖ-Bündniskoordinator Markus Fauland begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste und betonte, dass die Veranstaltung nicht nur live gestreamt wurde, sondern dass die Zuseher sich auch direkt via mail interaktiv mit Fragen an der Diskussion beteiligen können, was auch intensiv genutzt wurde.

Allgemeiner Tenor der Diskutanten war die Kritik an der derzeitigen Schulpolitik - einerseits am Stillstand, andererseits an der höflich formuliert mangelhaften Umsetzung der wenigen Reformen im Bereich der Bildungspolitik. Hier waren Zentralmatura und Neue Mittelschule zentrale Punkte der Diskussion. Beide Reformen wurden in der Intention großteils begrüßt, aber die Umsetzung massiv kritisiert. Das Thema AHS dominierte jedoch den Abend. Heidi Schrodt beklagte die festgefahrene Diskussion. Das heutige System habe keine Zukunft. Sie plädierte für eine gemeinsame Schule bis zum Ende der Pflichtschulzeit. Danach solle es eine Oberstufe mit Kurssystem geben. Günter Schmid bedauerte, dass die AHS ausgehungert werde, obwohl gerade die AHS beim PISA-Test, dem er grundsätzlich kritisch gegenüberstehe, im Spitzenfeld liege. Die Bildungsdebatte sei aber leider nur mehr eine Ideologiedebatte. Es gehe letztlich nicht um Schüler, sondern um Politik. Schmid appellierte, aus den wenigen bestehenden Bildungsinseln endlich ein großes Festland zu machen.

Kurt Scholz betonte, dass die AHS die bei den Eltern beliebteste Schulform sei. Das Problem sei nicht die AHS, sondern die Tragödie sei die soziale Zuordnung, nämlich der Zugang zu diesem Schultyp. Die städtische Mittel- und Oberschicht schicke ihre Kinder in die AHS, die alleinerziehende Mutter im ländlichen Bereich habe oft diese Möglichkeit aber nicht. Scholz kritisierte massiv Fehler und Ankündigungspolitk im Schulbereich und analysierte, dass wer das Totenglöckchen für die AHS läute, am Irrweg sei.

Elternvertreter Saverschel sah in der 2009 erfolgten Kürzung von Werteinheiten bei den AHS eine Zäsur. Danach sei die Überschreitung der Klassenschülerhöchstzahl de facto zum Standard geworden. Für die neue Mittelschule gebe es aber im Gegensatz zur AHS ausreichend Mittel. Er trat für ein standortbezogenes Förderkonzept ein, hier fehle aber der Wille zur Umsetzung.

BZÖ-Chef Bucher betonte, dass aus wirtschaftlicher Sicht Bildung am Puls der Zeit elementar für den Erhalt des Wohlfahrtsstaates sei. Derzeit lehne man sich zurück und glaube es reicht aus, den Status Quo zu bewahren. Dies sei aber ein massiver Fehler. Denn nicht die Lehrer seien wie oft behauptet die Alleinschuldigen, sondern die Politik müsse endlich handeln. "Es gibt im Bildungsbereich eine schleichende Verschlechterung. Österreich fällt jedes Jahr international weiter zurück. Wenn andere billiger sind, müssen wir besser sein. Aber in Österreich will bei der Bildung zwar jeder mitreden, aber niemand handeln. Die Zukunft Österreichs entscheidet sich aber im Klassenzimmer".
     
zurück