Jubiläum: 30 Jahre Experimentelle Archäologie   

erstellt am
21. 06. 12

Asparn/Zaya (urgeschichte.at) - Um dem archäologischen "Nachwuchs" mit der Praxis hinter der Theorie vertraut zu machen, findet seit 30 Jahren die Lehrveranstaltung "Experimentelle Archäologie" der Universität Wien im Freilichtmuseum des Urgeschichtemuseums in Asparn/Zaya statt. Im deutschsprachigen Raum ist dies die älteste Lehrveranstaltung dieser Art. Heuer, im Jubiläumsjahr, wird die Lehrveranstaltung vom 28. Juni - 1. Juli mit über 100 Studenten von den Universitäten aus Wien, Brünn, Bratislava, Göttingen, Erlangen und Berlin im Freigelände des Urgeschichtemuseums stattfinden. Sie ist somit die größte und bedeutendste Lehrveranstaltung für Experimentelle Archäologie im gesamten europäischen Raum.

Das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien setzt mit der Durchführung der Lehrveranstaltung für die Studenten einen Schwerpunkt auf den Praktischen Einblick in die Urgeschichte, urgeschichtliche Handwerkstechniken werden zu Lehrinhalten. Am Programm stehen Holzbearbeitung, Keramik, Feinschmiedetechnik, Eisenverarbeitung, Kupferverarbeitung, Textilverarbeitung, Elfenbeinschnitzerei und zahlreiche weitere urgeschichtliche Handwerkstechniken. Erfahrene Archäologen leiten die Einheiten.

Eine Besonderheit im Rahmen der diesjährigen Lehrveranstaltung ist das Kremationsexperiment (Verbrennungsexperiment) am 30. Juni. Mit diesem Experiment soll eine Vorstellung davon gewonnen werden, was es für die früher lebenden Menschen für einen Aufwand bedeutete, ihre Toten zu verbrennen. Dazu wird ein auf natürliche Weise verstorbenes Schwein herangezogen, das auf dem Verbrennungsplatz im Urgeschichtemuseum verbrannt wird, um beispielsweise zu untersuchen, wie die Lage der Knochen nach der Verbrennung ist, wie die Erhaltung dieser ist oder auch wie lange dieser Vorgang dauert.

Die Erforschung der ur- und frühgeschichtlichen Technologien und damit einhergehend das archäologische Experiment kann in Österreich auf eine lange Tradition verweisen. Franz Hampl, der Gründer des Urgeschichtemuseums in Asparn/Zaya, ließ als Vorreiter neben den herkömmlichen musealen Ausstellungsbereichen im Schlosspark das Freigelände mit 1:1 Modellen prähistorischer Bauten mit einem Experimentierareal errichten. Seit 30 Jahren bietet dieses Areal beste Voraussetzungen für eine derart intensive Auseinandersetzung mit dem Experiment in der Archäologie. Experimentelle Archäologie Mit der Experimentellen Archäologie kann die Lebenswelt der Menschen in der Urgeschichte weitaus tiefergehender und realitätsnaher untersucht werden, als allein aufgrund von archäologischen Befunden von Grabungen und deren Interpretationen. Das archäologische Experiment versucht, Handwerkspraktiken, technische Einrichtungen, und Arbeitsvorgänge zu überprüfen, zu erklären und so letztlich zu rekonstruieren.

In unseren Tagen beziehen sich die Forschungsfragen der Archäologen im Rahmen der Experimentellen Archäologie in zunehmendem Maße auf die Alltagskultur der Menschen, ihre Aktivitäten, Überlebensstrategien und Siedlungsgewohnheiten. "The man behind the artefact" steht im Zentrum der Forschung.

Lehrinhalte vom 28. Juni - 1. Juli

  • Holzbearbeitung
  • Keramik
  • Feinschmiedetechnik
  • Eisenverarbeitung
  • Kupferverarbeitung
  • Textilverarbeitung
  • Kremationsexperiment
  • Steinbearbeitung - Zerlegungsexperiment
  • Töpferbrand
  • Kupferverhüttung
  • Elfenbeinschnitzerei


Besucher des Urgeschichtemuseums können bei den einzelnen Experimenten im Rahmen der Öffnungszeiten zusehen.

     
Informationen: http://www.urgeschichte.at    
     
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