Großer Salzburger mit politischem Weitblick   

erstellt am
06. 07. 12

Burgstaller und Haslauer würdigten den verstorbenen Alt-Landeshauptmann Hans Katschthaler
Salzburg (lk) - Als "großen Salzburger, der weitreichende politische Entwicklungen entscheidend vorantrieb und mit der Fähigkeit zum Weitblick durchsetzte", würdigten Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller und Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer am 06.07. den am Tag zuvor verstorbenen Alt-Landeshauptmann Mag. Dr. Hans Katschthaler. "Mit Hans Katschthaler verliere das Bundesland Salzburg einen Menschen und Politiker mit Handschlagqualität und Verantwortungsbewusstsein, eine hochgeschätzte Persönlichkeit, deren Einsatz und Engagement für das Land und seine Menschen über alle Parteigrenzen hinweg unbestritten ist", so Burgstaller und Haslauer.

In die Amtszeit von Landeshauptmann Katschthaler fiel der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995. Er meisterte die Aufgabe, das Land Salzburg und seine Bürgerinnen und Bürger auf den EU-Beitritt vorzubereiten. Einen weiteren Schwerpunkt setzte Katschthaler mit der Schaffung des Nationalparks Hohe Tauern, der heute internationale Bedeutung hat. Er stellte außerdem die Weichen für eine gute Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Salzburg in schwierigen Zeiten und setzte bedeutende Initiativen in der Verkehrspolitik und in der Hochkultur.

Hans Katschthaler wurde am 13. März 1933 in Embach, Gemeinde Lend, geboren.

22 Jahre in der Landesregierung
1974 wurde Hans Katschthaler als Landesrat in die Salzburger Landesregierung berufen. Von 1977 bis 1989 fungierte er als Landeshauptmann-Stellvertreter, 1977 und 1978 auch als Amtsführender Präsident des Landesschulrates. Seine Amtszeit als Landeshauptmann dauerte von 3. Mai 1989 bis 24. April 1996. Der Pinzgauer war insgesamt 22 Jahre in verschiedenen Funktionen in der Landesregierung tätig und damit längstdienendes Regierungsmitglied in der Geschichte der ÖVP.

Hans Katschthaler bestimmte in nahezu allen Ressortbereichen die Geschicke des Landes mit, darunter das Schul- und Bildungswesen, den Natur- und Umweltschutz, die Wirtschaft mit der Konsolidierung der Landesfinanzen oder die Förderung der Regionen sowie des Föderalismus. So kämpfte er um die Stärkung der Bundesländer in der Phase des österreichischen EU-Beitrittes und war gleichzeitig überzeugter Europapolitiker: Er ließ das Salzburger EU-Verbindungsbüro in Brüssel installieren und fungierte als aktives Mitglied in den Vorständen der Versammlung der Regionen Europas und dann auch im Ausschuss der Regionen. Weiters gingen die ersten großen Aufgaben- und Strukturreformen in der Landesverwaltung und in der Finanzpolitik auf seine Initiative zurück, und er wirkte entscheidend an Schulreformen im Land Salzburg und in ganz Österreich mit. Als Finanzreferent war Katschthaler mit der Phase des notwendigen Sparens konfrontiert. Er war der erste, der die Budgetdefizite einzubremsen hatte.

Von der Schulbank in die Kunst der Politik
Nach dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt studierte Hans Katschthaler 1954 bis 1959 an der Universität Innsbruck Philosophie, Pädagogik, Geschichte, Wirtschaftsgeschichte und Geografie. Nach der Sponsion und Promotion trat er in den Schuldienst und unterrichtete zunächst in Saalfelden und später am Bundesoberstufenrealgymnasium in der Akademiestraße in Salzburg, dessen Direktor er 1973 wurde. 1974 wurde er von Landeshauptmann Dipl.-Ing. DDr. Hans Lechner als Landesrat in die Landesregierung berufen.

In seiner Amtszeit als Landeshauptmann veränderten die politischen Umwälzungen, die ab Herbst 1989 in Osteuropa stattfanden, die politischen Rahmenbedingungen, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges den Kontinent geprägt hatten. Die sich immer stärker abzeichnende europäische Integration, die für Österreich mit Jahresbeginn 1995 mit dem EU-Beitritt ihren vorläufigen Höhepunkt finden sollte, änderte das wirtschaftliche Umfeld grundlegend und stellte auch das Land Salzburg vor neue Herausforderungen. Zudem sah sich das Land mit den Auswirkungen des wirtschaftlichen Einbruchs Anfang der 1990er Jahre konfrontiert, die neben einem Rückgang der Nächtigungszahlen im Fremdenverkehr auch ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit zur Folge hatten. Dem versuchte er auf Landesebene durch eine offensive und innovationsfreundliche Wirtschaftspolitik Rechnung zu tragen.

Wichtige Maßnahmen auch in Kultur und Verkehr
Um den Belastungen des immer mehr zunehmenden Individualverkehrs entgegenzuwirken und auf regionaler Ebene die Benützung des öffentlichen Nahverkehrs zu forcieren, erfolgte im Mai 1995 die Gründung des Salzburger Verkehrsverbundes. Durch die Einführung von Geschwindigkeitsbeschränkungen sollten vor allem auf den Autobahnen und Hauptdurchzugsrouten die Belastungen durch den überhandnehmenden Transitverkehr gemildert werden. Auf dem Gebiet der Hochkultur mussten nach dem Tod des Dirigenten Herbert von Karajan am 16. Juli 1989 wichtige Weichenstellungen für die weitere Zukunft der Salzburger Festspiele vorgenommen werden. Daran war Landeshauptmann Katschthaler ebenfalls federführend beteiligt. Darüber hinaus initiierte er das alljährliche Treffen der Alt-Landeshauptleute in Salzburg.

Im In- und Ausland vielfach geehrt
Der Pinzgauer ist Ehrenbürger von Lend und wurde mit zahlreichen in- und ausländischen Auszeichnungen geehrt, darunter das Große Ehrenzeichen des Landes Salzburg 1984, der Ring des Landes Salzburg 1993, das Große Silberne Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich 1993, als Ehrensenator der Universität Salzburg 1994, der Bayerische Verdienstorden 1994, das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1996, das Große Ehrenzeichen in Gold mit Stern des Verdienstordens der Heiligen Rupert und Virgil 1996, das Großkreuz des Ehrenzeichens des Landes Salzburg 1996 und das Große Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich 2001. Die ausgezeichnete Nachbarschaft und Zusammenarbeit der Bundesländer Salzburg und Oberösterreich konnte unter Landeshauptmann Katschthaler noch vertieft werden.

Burgstaller: Weitblickende Politik mit Heimatverbundenheit
"Hans Katschthalers Botschaft war, man müsse die Menschen mögen, um in der Politik erfolgreich sein zu können", betonte Landeshauptfrau Burgstaller. "Katschthaler hat während seiner Zugehörigkeit zur Landesregierung einerseits seine Pinzgauer Heimat nicht vergessen und bewies andererseits stets politischen Weitblick, er bewahrte sich die große Perspektive weit über die Grenzen des Landes Salzburg hinaus. Als großer Salzburger mit kräftigen Pinzgauer Wurzeln und als Politiker mit Ecken und Kanten zählten Anstand, Geradlinigkeit und Handschlagqualität zu seinen Tugenden", so Burgstaller.

Haslauer: Wille zum Dialog und hohe politische Kultur
"Jeder Bürgerin und jedem Bürger ein Recht auf ein geordnetes Verfahren gewähren, lautete der Ansatz Hans Katschthalers", sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer. "Seinen Willen zum Dialog zeigte er in den politischen Gremien und gegenüber der Bevölkerung. Anstand, Verlässlichkeit, Klugheit, Kompetenz, Fleiß, Moral, Toleranz, Loyalität, Integrität und Verlässlichkeit zeichneten Katschthaler aus. Er verfolgte seine Ziele ausdauernd, geradlinig und korrekt und scheute sich nicht, überzeugende Argumente anzuerkennen. In seiner politischen Arbeit setze er stets auf Nachhaltigkeit und ließ sich nicht von tagespolitischen Opportunitäten leiten. Bei seinen Entscheidungen standen das Gemeinwohl und ein hohes Maß an politischer Kultur im Vordergrund", so Haslauer.

Großes ehrenamtliches Engagement
Im April 1996 beendete Hans Katschthaler seine politische Karriere und zog sich ins Privatleben zurück. Vor allem auf kulturellem Gebiet war er dennoch aufgrund vieler ehrenamtlicher Funktionen, beispielsweise 30 Jahre im Kuratorium des Hauses der Natur, ab 1996 als Präsident der Salzburger Kulturvereinigung oder von 1990 bis 1997 als Präsident der Internationalen Salzburg Association, weiterhin sehr aktiv. Katschthaler ist Autor zahlreicher Publikationen zu politischen, historischen, geographischen, pädagogischen und biographischen Themen. Er hinterlässt seine Frau Brigitte, mit der er seit 1962 verheiratet war, sowie zwei Töchter und einen Sohn.
     
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