Steinmetzschule Schrems in neuem Glanz   

erstellt am
12. 07. 12

Ausbildungszentrum für Wien, Niederösterreich und Burgenland mit neuer Steinmetz-Lehrwerkstatt.
Wien (pwk) - Die Steinmetzschüler in Schrems lernen künftig in einer nach dem neuesten Stand der Technik ausgestatteten Werkstatt. Am 20. Juni 2012 wurden die Werkhalle und der Klassentrakt feierlich wiedereröffnet. Insgesamt investierte die Landesberufsschule Schrems 800.000 Euro in das Projekt. Die Sanierung konnte aus dem regulären Schulbudget bestritten werden, betonte die Direktorin Dipl. Päd. Gertrude Marek in ihrer Eröffnungsrede. Zahlreiche Fachvertreter und Ehrengäste aus der Landespolitik unterstrichen in ihren Festreden die Bedeutung der Steinmetzausbildung in Schrems. Nach dem Um- und Ausbau besitzt die LBS Schrems eine unverwechselbare Visitenkarte für den kreativen Lehrberuf des Steinmetzen.

Ganzheitliches Lernen
Rund 80 Schüler aus den Bundesländern Wien, Niederösterreich und dem Burgenland erlernen in Schrems den Beruf des Steinmetzen nach dem dualen System. Parallel zu ihrer dreijährigen Ausbildung im Lehrbetrieb erhalten sie in insgesamt 30 Schulwochen fundierte fachliche Kenntnisse vom Entwurf bis zum Umgang mit modernen Steinbearbeitungsmaschinen. Im Unterricht setzt Schuldirektorin Dipl. Päd. Gertrude Marek und ihr Kollegium auf eine projektorientierte Ausbildung. In Schrems wurde erstmals das Projektpraktikum im Lehrplan integriert und nach der erfolgreichen Durchführung später als Pflichtgegenstand österreichweit verankert, erklärt Marek. Ziel ist ein fächerübergreifender Unterricht nach dem pädagogischen Prinzip des ganzheitlichen Lernens. Damit will die LBS Schrems die kreativen Begabungen der Schüler wecken und zugleich deren soziale Kompetenz fördern. Die projektorientierte Arbeit eignet sich zudem, Schüler stärker zu motivieren, als das im herkömmlichen Unterricht üblich wäre. Die Zukunft des Steinmetzhandwerks sieht Marek in einer Symbiose aus fundiertem Handwerk und Technologie. Besonders im Innenausbau und der Gartengestaltung sieht die Schuldirektorin Wachstumsmärkte für kreative Steinmetze.

Steinmetzen sind stolz auf die Schule
Für eine praxisnahe Ausbildung pflegt die Schule einen engen Kontakt mit der Steinmetzbranche sowie mit der Bundesinnung der Steinmetze. Der amtierende Bundesinnungsmeister Wolfgang Ecker hob bei seinen Grußworten die Bedeutung der Berufsschule für die gesamte österreichische Steinbranche hervor: "Ich komme immer wieder gerne nach Schrems. Man spürt den großen Einsatz und das Engagement für unser Steinmetzgewerbe, vom Lehrling bis zur Direktion." Die Wiedereröffnung der Lehrwerkstätte ist für Ecker ein nicht alltägliches Projekt, das großen Respekt verdient. "Wir sind stolz auf diese Steinmetzschule und alle Lehrlinge, die immer wieder in Projekte eingebunden werden. Dabei bauen sie über das Berufsbild hinaus wertvolle Kompetenzen für den späteren Berufsweg auf", erklärte Ecker. Indem das Auftreten in der Öffentlichkeit geübt und gefördert wird, profitieren die Schüler auch später beim sicheren Umgang mit Kunden. Ein konkretes Beispiel dafür gaben die Schüler der 1. Klasse Steinmetz bei der Präsentation des Schülerprojekts Magic Stones als Höhepunkt der Feier.

Zauberhafte Steine zur Feier
Die Gestaltung des Außenbereichs der Lehrwerkstatt durch einen Skulpturengarten wurde als sogenanntes IMST-Projekt eingereicht und durchgeführt. Mit dem Programm "Innovationen Machen Schulen Top" fördert das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, kurz BMUKK, innovative Unterrichts- und Schulprojekte. Betreut von den Fachlehrern Christian Binder und Franz Rabl arbeiteten sechs Klassen fächerübergreifend ein Jahr lang an dem Projekt, vom Entwurf über die Erstellung der Aufmaßliste bis zum Versetzen der fertigen Stücke. Schon die Menge an Rohmaterial beeindruckt; 45 Tonnen Naturstein wurden von den Schülern verarbeitet. Das Rohmaterial stellten Sponsoren des Steingewerbes bereit. Marek dankte besonders der Landesinnung Niederösterreich der Steinmetzen sowie der Schärdinger Granitindustrie, dem Granitwerk Kammerer sowie den Poschacher Natursteinwerken für ihre Unterstützung. Geformt wird der Skulpturengarten um das neue Schulgebäude aus figürlichen Einzelstücken, aber auch Ensembles wie einer Steinmauer mit romanischem Doppelfenster oder einem Forum aus einer halbkreisförmigen Stufenanlage. Die Magic Stones setzen die lange Reihe von Projekten der Schremser Berufsschüler fort, die bereits erfolgreich am Wiederaufbau der Frauenkirche Dresden oder beim Kreativpreis der Wirtschaftskammer Niederösterreich 2008 und 2012 mitarbeiteten. Beim Fairness Award des BMUKK erreichten Schremser Schüler 2009 mit ihrer Skulptur zum Thema Grenze den 2. Platz.

Schrems ist vorbildliche Ausbildungsstätte
Den hohen Stellenwert der Schremser Steinmetzschule würdigten die prominenten Gäste aus der Landes- und Bundespolitik, die zu den Festgästen in der bis auf den letzten Platz gefüllten Werkhalle sprachen. Die Bundesrätin und Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich, KommR. Sonja Zwazl hob die Ausstrahlung des Naturbaustoffs Stein hervor. Zwazl sieht den Skulpturengarten als Zeichen für die große Anwendungsvielfalt von Naturstein. Durch die Projekte der LBS Schrems wird das Material Naturstein bei der Gestaltung öffentlicher und privater Bauaufträge einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Zugleich demonstriere die Schule damit die Leistungsfähigkeit und Vielfältigkeit der Steinmetzen. Eine attraktive und moderne Berufsschule legt die Basis für einen erfolgreichen Berufsweg.

Steinhandwerk mit Zukunft
Gut ausgebildete Fachkräfte sind gefragt bei den Arbeitgebern aus Handwerk und der steinverarbeitenden Industrie in ganz Österreich, erklärte Zwazl. Für sie sei das Steinmetzhandwerk unter den 236 Lehrberufen ein besonders vielfältiger Beruf. Der Steinmetz arbeitet zwar auch mit Muskelkraft, profitiert aber vor allem auch von seiner kreativen Begabung und nimmt in der Gesellschaft einen besonderen Platz ein, erklärte Zwazl. In den letzten Jahren gewann der Werkstoff Stein stark an Bedeutung bei den Konsumenten. Damit sei der Beruf des Steinmetzen ein Handwerk mit Zukunft, unterstrich Zwazl. Auch die Erhaltung historischer Gebäude und damit der Erhaltung von Kulturgut ist ein bedeutendes Aufgabengebiet; um die Zukunft der Steinmetzen müsse man sich daher keine Sorgen machen, schloss Zwazl.

Basis für Österreichs Wohlstand
Auch der niederösterreichische Landesrat für Bildung, Mag. Karl Wilfing lobte die Leistungen der Steinmetzlehrlinge. Bei internationalen Berufsmeisterschaften erzielen Österreichs Berufsschüler gute Erfolge. Für Wilfing ist das ein deutlicher Leistungsbeweis für das österreichische Berufsschulsystem. Ein berufsbegleitender Unterricht wie bei den Schremser Steinmetzlehrlingen werde international als Referenz betrachtet. An der LBS Schrems geht es jedoch über den Schulunterricht hinaus um eine Werthaltung, erklärte Wilfing, der im Handwerk ein Fundament des Wohlstandes in Österreich sieht: "Erfolgreiche Unternehmer können nur gewinnbringend für die Gesellschaft arbeiten, wenn sie gute Mitarbeiter finden." Das verdeutliche die Bedeutung der beruflichen Ausbildung an Fachschulen wie der LBS Schrems. Eine innovative Schule orientiert sich immer auch am Bedarf der Wirtschaft, bleibt am Ball, entwickelt sich laut Wilfing mit. "Bildung ist das wichtigste Gut, das ein Staat für seine Bevölkerung bereitstellen kann", erklärte Wilfing. Die Steinmetzschule Schrems ist dafür ein eindrucksvoller Beweis.

Über die Bundesinnung der Steinmetze
Die Bundesinnung der Steinmetze ist die Spitzenorganisation aller österreichischen Steinmetzmeister unter der Leitung von Bundesinnungsmeister Wolfgang Ecker aus Traiskirchen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Kommunikation nach innen und außen sowie die Unterstützung der rund 700 Mitgliedsbetriebe in den Kernbereichen Friedhofskultur, Bau und Innenausbau sowie der Denkmalpflege. Weitere Schwerpunkte sind die berufliche Weiterbildung, die Arbeitssicherheit und die Förderung von qualifizierten Nachwuchs-Fachkräften.
     
Informationen: http://wko.at/steinmetzmeister    
     
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