Bedeutung der Hochschulen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft nimmt weiter zu   

erstellt am
10. 07. 12

Minister Töchterle und WIFO-Chef Aiginger präsentieren Studie "Hochschulen 2025: eine Entwicklungsvision"
Wien (bmwf) - "Die Bedeutung der Hochschulen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft nimmt weiter zu", so Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle und WIFO-Chef Dr. Karl Aiginger bei der Präsentation der Studie "Hochschulen 2025: eine Entwicklungsvision". Das Wirtschaftsforschungsinstitut hatte sich in den vergangenen Monaten im Auftrag des Wissenschafts- und Forschungsministeriums intensiv mit der herausfordernden Aufgabenvielfalt der Hochschulen und der ständig wachsenden Bedeutung dieser Aufgaben beschäftigt. Dies betrifft insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit, individuelle Beschäftigungschancen und die Lösung gesellschaftlicher und technologischer Probleme wie Klimawandel und Ressourcenknappheit.

Minister Töchterle sieht in den Ergebnissen der Studie eine Bestätigung wichtiger Anliegen, um die Qualität in Lehre und Forschung an den Hochschulen zu steigern. Dazu zählen die Vervollständigung der universitären Autonomie (Möglichkeit für Universitäten, Studierende selbst auszuwählen und die Ressourcen an die Zahl der Studierenden anzupassen), die Einführung einer Studienplatzfinanzierung sowie das Einheben von Studienbeiträgen. Eine weitere klare Empfehlung der Studie lautet, die Finanzierung zu erhöhen. Zum mehrfach festgeschriebenen 2-Prozent-Ziel (mit öffentlichen und privaten Investitionen sollen bis 2020 2 Prozent des BIP für den tertiären Bildungssektor aufgewendet werden) hält der Minister fest: "Ich habe mit der Hochschulmilliarde und deren Verlängerung bis 2016 bereits einen Beitrag geleistet und werde auf diesem Weg auch weitergehen. Neben der öffentlichen Finanzierung gilt es aber gerade auch, den privaten Finanzierungsanteil zu erhöhen."

Zum Ausbau des privaten Anteils zählen u.a. Studienbeiträge und auch private Geldgeber. Noch gibt es in Österreich kein entsprechend entwickeltes Mäzenatentum, das Wissenschaft und Forschung unterstützt. "Warum soll es attraktiver sein, in einen Fußballklub zu investieren, als eine Universität zu unterstützen? Hier müssen wir ansetzen", sieht der Minister mit Hinweis auf jüngste Beispiele (größere Spenden an das IST Austria und an die Paracelsus Uni in Salzburg) Potential. Im internationalen Vergleich liegt Österreich bei den öffentlichen Ausgaben für tertiäre Bildung mit 1,2 Prozent des BIP sowohl über dem OECD-Durchschnitt (1 Prozent) als auch über dem EU-Durchschnitt (1,1 Prozent). Werden die privaten Mittel dazu gerechnet, liegt Österreich mit 1,3 Prozent des BIP unter dem OECD-Durchschnitt und im EU-Durchschnitt.

Laut Karl Aiginger liegt Österreich im Bereich der Investitionen in Forschung und Innovation zwar im vorderen Mittelfeld, aber noch entfernt von der Spitze in Schweden, Finnland und der Schweiz. "Österreich hat aber durch hohe Investitionen in den letzten zehn Jahren die Chance, in das Spitzenfeld vorzustoßen. Das Innovationssystem ist generell auf den Aufholprozess abgestimmt, jedoch noch nicht für die Spitzenposition, die Österreich heute ökonomisch einnimmt."

Aus Sicht der Studienautoren sind folgende Bausteine für eine Steigerung der Aufgabenerfüllung in Quantität und Qualität in Richtung des Niveaus von Vergleichsländern wie der Schweiz, Schweden und den Niederlande wesentlich:

  • Vervollständigung der universitären Autonomie: Universitäten sollten so wie Fachhochschulen über die Möglichkeit verfügen, Studierende auszuwählen und Ressourcen an die Zahl der Studierenden anzupassen, etwa im Wege eines Modells der Studienplatzfinanzierung. - Erhöhung der Finanzierung auf das Niveau führender Vergleichsländer, die bei vergleichbarem Einkommensniveau mehr für das tertiäre Bildungssystem ausgeben.
  • Die Finanzierungssteigerung sollte wegen der relativ hohen privaten Erträge eines Hochschulstudiums nicht nur öffentlich, sondern auch privat getragen werden. Aufgrund der Finanzierungsbeschränkungen der Studierenden sind Stipendien und als Finanzierungsinstrument ein einkommensabhängig rückzahlbarer Bildungskredit notwendig. - Verstärkte Ausrichtung der Finanzierung auf Qualität von Forschung und Lehre: z.B. würde sich durch verstärkt kompetitive Projektförderung Qualitätsunterschiede in der Forschung stärker in der finanziellen Ressourcenallokation widerspiegeln.
  • Attraktivierung von Karriere- und Organisationsstrukturen: Die Qualität und Quantität des wissenschaftlichen Personals in Forschung und Lehre sind neben der Finanzierung die wesentlichsten Bestimmungsfaktoren der Aufgabenerfüllung. Daher sind Rekrutierungsmechanismen, Karrierewege und Organisationsstrukturen so zu gestalten, dass sie für die Besten der Welt attraktiv sind. Das spricht insbesondere für strukturierte Doktoratsstudien, durchgängige Laufbahnperspektiven und Departmentstrukturen, die zu einer signifikanten Erhöhung der Zahl der unabhängig Forschenden führen können. Solche Strukturen wären auch der Gendergerechtigkeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zuträglich.
  • Die Stärkung der Kernkompetenzen der Hochschulen - Forschung und Lehre - sollte Priorität bei der Verbesserung der Aufgabenerfüllung genießen. Der Wissenstransfer bzw. die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und insbesondere größeren Unternehmen funktioniert im internationalen Vergleich relativ gut.
  • Strategische Information über den Fortschritt in der Aufgabenerfüllung kann über ein lndikatorsystem gewonnen werden, das insbesondere Qualitäts- und Wirkungsaspekte beleuchtet und ebenso spezifische Zielsetzungen in den Vordergrund stellt, wie z.B. die verstärkte Hochschulpartizipation von Studierenden aus bildungsfernen Schichten.
     
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