Umgestaltung der Krypta am Heldenplatz  

erstellt am
20. 07. 12

 Darabos: Legende um Nazi-Schriftstück in Krypa bestätigt
Seit Jahrzehnten kursiert das Gerücht, dass in dem vom Bildhauer Wilhelm Frass 1935 errichteten Denkmal des „Toten Soldaten“ ein nationalsozialistisches Huldigungsschreiben versteckt wurde.
Wien (sp) - Durch die von Verteidigungsminister Norbert Darabos initiierte Untersuchung wurde die Legende jetzt bestätigt. Frass selbst prahlte 1938 in einem Brief an den Kunsthistoriker Karl Hareiter mit dem „hochverräterischen Schriftstück“, das er in einer Metallhülse versteckte; seither existiert die Sage um die Krypta am Wiener Burgtor. Anfang Mai ordnete Verteidigungsminister Norbert Darabos eine Untersuchung des Denkmals an – diese bestätigte jetzt die Gerüchte. Neben dem Schreiben von Frass wurde allerdings auch ein zweites Schriftstück mit konträrem Inhalt gefunden. Beim zweiten Skriptum, unterzeichnet von Bildhauer Alfons Riedel, handelt es sich um einen pazifistischen Aufruf. „Wir können mit Fug und Recht von einer Sensation sprechen“, erklärt der Minister.

Die beiden Schriftstücke – deren Authentizität bereits bestätigt wurde – spiegeln die „Ambivalenz der Errichtungszeit" des Denkmals, in der es keinen Konsens über staatliche oder nationalistische Identität gegeben hat, wider, stellt Historikerin Heidemarie Uhl von der Militärhistorischen Denkmalkommission fest. Frass Schreiben ähnele einer Grundsteinurkunde, so Uhl, es „hat durchaus Manifestcharakter" und spricht von der „ewigen Kraft des deutschen Volkes".

Die "Sensation" ist aber das andere Schreiben. Bisher könnten leider nur Hypothesen darüber gesäußert werden, bedauerte Uhl. Zu erkennen ist aber, dass es auf anderem Papier als Frass' Schriftstück geschrieben wurde. Riedel sei möglicherweise der Bildhauergehilfe von Frass gewesen, bisher habe man von ihm nichts gewusst.

Die Krypta soll nun neu gestaltet werden. Was mit dem Denkmal des toten Soldaten geschehe, müsse man noch diskutieren, erklärt Darabos. Ein Konzept zur Neugestaltung soll bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober vorliegen.

 

 Walser: Grüne für unabhängiges Gremium zur Neugestaltung der Krypta
Walser: Gefundene Hülsen beim Heldendenkmal sind "interessanter Nebenschauplatz"
Wien (grüne) - Die unter dem Denkmal des "toten Soldaten" in der Krypta am Wiener Burgtor gefundenen Kapseln bezeichnet der Abgeordnete der Grünen, Harald Walser, als "historisch interessanten Nebenschauplatz. Es bestätigt unsere Kritik, dass die österreichischen Regierungen jahrzehntelang einem Nazimanifest gehuldigt haben. Von den Austrofaschisten in Auftrag gegeben."

Viel wichtiger sei nun die Neugestaltung der Krypta. "Am Heldenplatz steht die zentrale Gedenkstätte der Republik Österreich. Daher muss jetzt ein internationales und unabhängig zusammengesetztes Gremium eingerichtet werden. Eine internationale Ausschreibung, die in aller Ruhe und Sorgfalt von diesem Gremium bearbeitet werden kann, wäre das Gebot der Stunde und keine wie von Darabos angepeilte Husch-Pfusch-Aktion bis zum nächsten Nationalfeiertag", meint Walser und weiter: "Das wäre ein dringend notwendiges Zeichen für ein weltoffenes Österreich."

 

Mailath begrüßt Darabos-Initiative
Grundlegende Neuausrichtung des Burgtors notwendig
Wien (rk) - Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny begrüßt die Initiative des Verteidigungsministers Norbert Darabos, das Wiener Burgtor am Heldenplatz wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen: "Jetzt geht es darum, das Burgtor und insbesondere jenen Teil, der dem Gedenken der Opfer des Freiheitskampfes gewidmet ist, neu zu gestalten. Damit soll auch das Bemühen um ein würdiges Gedenken an den Tag der Befreiung von Auschwitz sowie das Ende des Zweiten Weltkriegs und damit die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus einhergehen. Da das Burgtor ganz offensichtlich der zentrale Ort des Gedenkens am Heldenplatz ist, muss die Auseinandersetzung mit der jüngeren österreichischen Zeitgeschichte aktiv fortgesetzt werden."  

 

Militärhistorische Dankmalkommission begrüßt Umgestaltung der Krypta
Arbeiten haben bereits begonnen - Totenbücher, Vitrinen und Kränze entfernt und zwischengelagert
Wien (bmlvs) - Für den Vorsitzenden der Militärhistorischen Denkmalkommission(MHDK), Universitätsprofessor Dieter Binder, ist die Umgestaltung der Krypta am Wiener Burgtor ein entscheidender Beitrag zu einer modernen Österreichischen Gedächtnis-Kultur. "Wir packen hier ein heißes Eisen an. Immerhin hat sich am Gedenken in der Krypta seit Beginn der Zweiten Republik nichts geändert", so Binder.

"Die Streichung des NS-Schergen Vallaster war nur der Auftakt für eine völlig neue Art des Gedenkens in der Krypta", betonte der Leiter der MHDK. Die Arbeiten seien bereits am Laufen. "Es wurden nicht nur die Totenbücher entfernt, sondern auch sämtliche Vitrinen, Tafeln, Kränze, Schleifen und sonstige Erinnerungsstücke", so Binder. Die Gegenstände werden zwischengelagert, bis über ihren künftigen Verbleib entschieden wird.

Die Kommission wurde von Verteidigungsminister Norbert Darabos beauftragt in Zusammenarbeit mit der Burghauptmannschaft und dem Bundesdenkmalamt ein neues Konzept für die Krypta zu erarbeiten. Bis zum diesjährigen Nationalfeiertag am 26. Oktober sollen sowohl Krypta als auch Weiheraum unter Einbeziehung von Experten umgestaltet werden.

Die MHDK wurde zur Beratung des Bundesministers für Landesverteidigung in Fragen der Militärhistorischen Beurteilung hinsichtlich Errichtung, Umgestaltung und Erhaltung von militärischen Gedenkstätten im Jahre 1986 im BMLV eingerichtet. Der Zweck der MHDK ist die vermehrte Berücksichtigung der militärischen Überlieferungspflege bei der Errichtung, Umgestaltung und Erhaltung militärischer Gedenkstätten.  

 

Deutsch: Dem falschen Gedenken soll in Zukunft das Feiern der Befreiung folgen
IKG sieht Vermutung von Naziparolen in versteckter Kapsel am Heldenplatz bestätigt
Wien (ikg) - Seit einiger Zeit forderte ein breites Bündnis aus Politik, Zivilgesellschaft und Religionsgemeinschaften, darunter auch die Israelitische Kultusgemeinde (IKG), eine Umgestaltung des Heldenplatzes. Bekanntlich wurde dieser von Ewiggestrigen für "Trauerveranstaltungen" zur Niederlage des Naziregimes missbraucht. Zu lange wurde seitens der Verantwortlichen in der Politik eine Gedenkkultur zugelassen, welche nicht die Opfer und Befreier würdigt, sondern Tätern der SS und der Wehrmacht huldigt.

Es erfüllt die IKG mit Genugtuung, dass sich die Hinweise auf eine versteckte Kapsel mit Naziparolen als richtig herausgestellt haben. Verteidigungsminister Darabos gebührt für sein konsequentes und rasches Handeln in dieser Angelegenheit Anerkennung.

Nun sind die Verantwortlichen gefordert, ein neues Gestaltungskonzept für den Heldenplatz zu entwickeln, welches die für Österreichs Freiheit Gestorbenen berücksichtigt und einen würdigen Rahmen für das Feiern der Befreiung vom Nationalsozialismus, insbesondere am 8. Mai, bietet.
     

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