Hautkrebs-Therapie: Med Uni Graz koordiniert EU-Projekt "IMMOMEC''   

erstellt am
19. 07. 12

Erforschung neuer Behandlungsmethoden für das Merkel-Zell-Karzinom
Graz (meduni) - Neue Behandlungsmethoden für einen speziellen Hautkrebs, das so genannte Merkel-Zell-Karzinom zu finden - das ist das Ziel von IMMOMEC (IMmune MOdulating strategies for treatment of MErkel cell Carcinoma). Das von der Europäischen Kommission mit rund 7,4 Millionen Euro geförderte Forschungsprojekt setzt dabei auf die Entwicklung einer speziellen Immuntherapie gegen diesen sehr bösartigen Tumor. Koordiniert wird das Großprojekt von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Med Uni Graz. Der Grazer Anteil des Projektvolumens beträgt rund 1,2 Millionen Euro über 4 Jahre. Das Merkel-Zell-Karzinom ist ein sehr aggressiver Hauttumor. Mit einer Häufigkeit von 0,44 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr ist dieser spezielle Hautkrebs sehr selten; die Häufigkeit nimmt aber besorgniserregend zu. Meist sind ältere Menschen davon betroffen - das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei über 70 Jahren, aber auch hier zeigt sich ein Trend, dass auch zunehmend jüngere Patienten betroffen sind. Häufig leiden die Betroffenen an einer Schwäche des Immunsystems, wie es z.B. nach Organtransplantationen oder bei Erkrankungen des blutbildenden Systems der Fall sein kann. Das Merkel-Zell-Karzinom ist mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden und gehört daher zu den tödlichsten Hautkrebsarten. Keine der derzeit verfügbaren Therapien ist in der Lage, Patienten mit Fernmetastasen (Metastasen, die sich nicht in der Nähe des Primärtumores befinden) zu heilen. Das EU-Projekt IMMOMEC setzt genau hier an und erforscht eine innovative Therapie gegen diese Krebserkrankung.

Erforschung neuer Behandlungsmethoden für das Merkel-Zell-Karzinom
"Wir versuchen eine neue, effektive Immuntherapie für das Merkel-Zell-Karzinom zu finden. Unser Ansatz basiert auf der spezifischen Anreicherung des immunstimulierenden TZellwachstumsfaktors Interleukin-2 im Tumorgewebe. Zu diesem Zweck nutzen wir einen Antikörper, der spezifisch die Blutgefäße des Tumors erkennt und daher dort hin wandert; an diesen Antikörper wurde nun das Interleukin-2 gekoppelt. Durch diese Kopplung ist es erstmals möglich, dass sich die Wirkung des Wachstumsfaktors gezielt am Tumor entfaltet und so diesen bekämpft", erklärt der Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Jürgen C. Becker von der Klinischen Abteilung für allgemeine Dermatologie.

Bei einer Immuntherapie wird das Immunsystem des Menschen beeinflusst - in diesem Fall mit dem Wachstumsfaktor Interleukin-2. Interleukin-2 wird vom Immunsystem selbst produziert und dient der Verstärkung von Immunantworten; insbesondere Immunantworten, die von spezifischen Killer-Zellen, den so genannten T-Zellen, getragen werden. Diese spezifischen Immunantworten sind maßgeblich an der Kontrolle und Abwehr von Tumorerkrankungen beteiligt. Die Behandlung des Melanoms (Schwarzer Hautkrebs) mit konventionellen Interleukin-2 ist z.B. in den USA zugelassen, wird aber weltweit nur in wenigen Zentren durchgeführt, da sehr hohe Dosen des konventionellen Interleukin-2 gegeben werden müssen. Nur so werden am Tumor ausreichend hohe Konzentrationen des Wachstumsfaktors erzielt, die für eine Immunstimulation benötigt werden. Bei dem in IMMOMEC gewählten Ansatz werden viel geringere Mengen benötigt, da sich das Interleukin-2 gezielt im Tumor anreichert; damit ist die Behandlung viel besser verträglich. In dem EU-Projekt wird aber nicht nur der klinische Erfolg einer gezielten Interleukin-2-Therapie für Patienten mit fortgeschrittenen Merkel-Zell- Karzinom untersucht, sondern auch die spontane und die durch die Therapie verstärkte Immunantwort charakterisiert. Dabei dient das Merkel-Zell-Karzinom als Modeltumor für andere solide Tumore und erlaubt so Rückschlüsse auf die Relevanz von Immuntherapien bei Krebs generell. Es sollen hier insbesondere prädiktive und prognostische Biomarker für eine individuelle Immuntherapie etabliert werden.

9 Partner aus 7 Ländern
An dem Projekt arbeitet ein internationales Konsortium aus sieben Ländern, neben Österreich sind auch Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien vertreten. Das Team hochrangiger Forscher aus Europa wird von Univ.-Prof. Dr. Jürgen C. Becker, dem Leiter der Klinischen Abteilung für allgemeine Dermatologie der Med Uni Graz, koordiniert.

Facts & Figures

  • Ziel: Erforschung neuer Behandlungsmethoden für das Merkelzell-Karzinom
  • Gefördert durch das 7. Europäisches Rahmenprogramm
  • Gesamt-Projektvolumen: rund 7,4 Millionen Euro
  • Grazer Anteil: rund 1,2 Millionen Euro
  • Laufzeit: 4 Jahre
  • Projektpartner: 7 akademische Einrichtungen und 2 Industriepartner aus 7 Ländern
  • Projektkoordination: Med Uni Graz
     
Informationen: http://www.immomec.eu    
     
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