Hoffnung für einen gefährdeten Ur-Vogel   

erstellt am
30. 07. 12

Erfolgreicher Verlauf der Frühjahrsmigration der Waldrappe
Salzburg (lk) - Besser als erwartet verlief bisher der Verlauf der Frühjahrsmigration der Waldrappe. Auch eine erste kleine Brutgruppe selbstständig migrierender Waldrappe ist nun wieder in Europa zu finden. Das Salzburger Biologenteam des Waldrapp-Projekts hofft, dass die Jungvögel erfolgreich aufgezogen werden und bereitet sich bereits auf den Herbst vor, um die Verluste an Waldrappen während der Herbstmigration so gering wie möglich zu halten. Dies geht aus einem aktuellen Bericht auf der Website http://www.waldrapp.eu und in der Informationsschrift "NaturLand Salzburg", Ausgabe 2/12, hervor.

Weiters geht man davon aus, dass diesen Sommer noch weitere Vögel der Generation 2010 nach Burghausen (Bayern) kommen werden. Ein Teil dieser Vögel ist noch in der Toskana, ein Teil bereits nach Norden unterwegs. Zudem sind die Vögel der Generation 2011, die auf ein zweites Brutgebiet beim Zoo Salzburg geprägt sind, noch in der Toskana. Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres können sogar einige dieser einjährigen Waldrappe nach Salzburg zurückkehren.

Überleben als Projektziel
Seit 2011 betreiben das Waldrapp-Team und seine Partner mit Unterstützung durch den Zoo Salzburg das Forschungs- und Artenschutzprojekt in Salzburg. Ziel des Projektes ist das Überleben dieses exotischen Ibisvogels. Die ersten Initiativen reichen bis 2002 zurück. Mit dem Projekt der menschlichen Migration erlangte das Salzburger Waldrapp-Team internationale Bekanntheit. Der bisherige Verlauf gibt Grund zur Hoffnung, dass Waldrappe wieder in Teilen ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes angesiedelt werden können.

Waldrappe folgt menschlicher Migration
Waldrappe sind Zugvögel, deren Jungtiere beim Finden der Zugroute in das Wintergebiet auf ihre Eltern angewiesen sind. Bei handaufgezogenen Zoonachkommen ist das Erlernen der Route von den Eltern nicht möglich, sodass der Mensch die Jungvögel mit den nötigen Informationen versorgen muss. Aus diesem Grund wird versucht, Zugtraditionen wieder zu begründen. Die bisher einzige Möglichkeit dafür ist die menschliche Migration, das heißt, dass die Waldrappe durch menschliche Zieheltern aufgezogen werden und darauf trainiert werden, der menschlichen Bezugsperson, die sich in einem Ultraleicht-Fluggerät befindet, zu folgen.

Im Mai 2011 zogen die beiden Biologinnen Daniela Trobe und Stefanie Heese in Anif in einem Camp unweit des Salzburger Zoos 16 im Zoo geborene Waldrapp-Küken auf. Die Jungvögel wurden im vergangenen Jahr mithilfe der Ultraleicht-Fluggeräte über eine Strecke von 1.300 Kilometern von Salzburg ausgehend östlich um die Alpen herum bis in die südliche Toskana in das WWF-Schutzgebiet Laguna di Orbetello geführt. Begleitet wurden sie dabei von einem professionellen Team. In der Toskana trafen die jungen Waldrappe auf ihre Artgenossen, die in den vorangegangenen Jahren von Burghausen in Bayern aus in dieses Schutzgebiet geleitet wurden.

Für dieses Jahr ist zwar keine menschengeführte Migration von Anif aus geplant, aber ab 2013 sollen zumindest wieder zwei weitere Migrationen geflogen werden. Mittelfristige Zielsetzung ist der Aufbau eigenständiger, migrierender Brutkolonien in Salzburg, Burghausen und an einem weiteren Standort nördlich der Alpen. Zeitgleich wird mit Partnern aus dem Mittleren Osten und Marokko zusammengearbeitet, um die Waldrappe auch in diesen Regionen wieder dauerhaft anzusiedeln.

Waldrapp in der freien Wildbahn hochgradig gefährdet
In der freien Wildbahn ist der Waldrapp hochgradig gefährdet. Es gibt nur noch ein paar wenige Exemplare im Mittleren Osten und eine Kolonie in Marokko. In Salzburg wurde am 28. März 1578 vom Erzstift von Salzburg ein Verbot, das besagte, dass Waldrappe am Mönchsberg nicht mehr abgeschossen werden dürfen, verhängt. Trotz dieser Dekrete verschwand der Waldrapp bald darauf nicht nur aus Salzburg, sondern aus ganz Europa und weitgehend aus dem Gedächtnis der Menschen.

Langjährige Erfahrungen mit freifliegenden Waldrappen in Europa haben gezeigt, dass die Rahmenbedingungen für Wiederansiedelungen gut sind und eine nachhaltige Sicherung der Grundanforderungen gewährleistet werden kann. Die klimatischen Veränderungen werden darüber hinaus die Lebensbedingungen für den Waldrapp begünstigen und die Zugstrecke verkürzen.
     
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