Lehrlings-Coaching  

erstellt am
27. 07. 12

 Mitterlehner: Neue Förder- und Qualifikationsoffensive für die Lehre läuft 
Neues Lehrlings-Coaching begleitet Jugendliche wenn notwendig bis zum Abschluss - Modernisierung der Inhalte von Lehrabschlussprüfungen läuft
Wien (bmwfj) - Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner verweist angesichts der am 27.07. veröffentlichten Zahlen zur Lehrabschlussprüfung auf die 2012 gestartete zusätzliche Förder- und Qualifikationsoffensive für die Lehre. "Wir wollen damit die Lehre attraktiv halten und die Zahl der Ausbildungsabbrüche verringern. Dazu starten wir ein neues Coaching-Programm für Jugendliche und Betriebe und modernisieren schrittweise die teils veralteten Inhalte von Lehrabschlussprüfungen, um den Jugendlichen die Angst vor dem Prüfungsantritt zu nehmen und ihre Erfolgschancen zu erhöhen", betont Mitterlehner.

Mit dem neuen Lehrlingscoaching werden ab Herbst sowohl die Jugendlichen als auch die Ausbilder in den Betrieben bei Bedarf unterstützt und begleitet. "Die Lehrlings-Coaches helfen bei Problemen, die während der Ausbildung auftreten, und vermitteln zwischen Betrieb, Eltern, Berufsschule und Lehrling", erläutert Mitterlehner. "Die Coaches stehen individuell abgestimmt für kurze Zeit oder, wenn erforderlich, bis zum Ausbildungsabschluss zur Verfügung. Damit wird die Begleitung des Jugendlichen und die Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfungen verbessert", so Mitterlehner zum Pilotprojekt in vorerst vier Bundesländern (Wien, Oberösterreich, Steiermark und Tirol). Bereits am 1. Juli 2012 bundesweit gestartet ist der zweite Teil des Coaching-Programms, die verstärkte Beratung der Lehrbetriebe durch Lehrstellenberater. Damit werden die Ausbilder in den Unternehmen bei der Gestaltung der Ausbildung und bei Fragen im Umgang mit Lehrlingen umfassend unterstützt oder über Bildungsangebote für Lehrlinge und Ausbilder sowie über Förderungen informiert.

Seit dem Frühjahr werden die Prüfungsfragen und Beispiele für Lehrabschlussprüfungen durch eine "Clearingstelle" im Wirtschaftsministerium einer Qualitätskontrolle unterzogen und bei Bedarf ergänzt oder modernisiert. Darüber hinaus werden zur Unterstützung der Ausbilder in den Betrieben zunächst für zehn zentrale Lehrberufe neue Ausbildungsleitfäden erstellt, die als praxistaugliche Unterlage zur Gestaltung der Ausbildung, Hilfsmittel zur Reflexion und Handhabung der Vermittlung von Berufsbildpositionen dienen.

"Laut Prognosen der Statistik Austria geht die Zahl der 15-Jährigen bis zum Jahr 2015 um rund 15.000 zurück. Dazu steigt der Wettbewerb mit den weiterführenden Schulen. Um den Fachkräftenachwuchs nachhaltig zu sichern, ist es daher wichtiger denn je, die Qualität und Treffsicherheit der Ausbildung zu erhöhen. Natürlich ist ein anerkannter Ausbildungsabschluss dabei ein entscheidendes Element", so Mitterlehner.

"Das Erfolgsmodell duale Ausbildung trägt wesentlich dazu bei, dass Österreich bei der Jugendbeschäftigung zu den besten Ländern Europas zählt. Allerdings dürfen wir uns auf dieser guten Position nicht ausruhen, sondern müssen laufend an Verbesserungen arbeiten", so Mitterlehner abschließend.

 

 Kaske: Ausbilderbetriebe regelmäßig kontrollieren
"Qualifizierte Minderheit" der Betriebe nutzt Lehrlinge als billige Hilfskräfte aus
Wien (ögb) - Die alarmierend hohe Durchfallquote der Lehrlinge bei der Lehrabschlussprüfung sieht ÖGB-Arbeitsmarktsprecher und vida-Vorsitzender Rudolf Kaske als Folge der mangelhaften Ausbildung, die manche Betriebe den Lehrlingen angedeihen ließen. Rund ein Fünftel der Lehrlinge steht am Ende ohne Abschluss da, zeigt die Lehrabschlussprüfungsstatistik 2011. "Eine qualifizierte Minderheit der Lehrbetriebe nutzt die Jugendlichen als billige Hilfskräfte aus, statt in ihnen die Fachkräfte von morgen zu sehen", sagt Kaske. Er unterstützt die Österreichische Gewerkschaftsjugend in ihrer Forderung nach einer laufenden Qualitätssicherung in der Lehrausbildung.

Tourismusbetriebe, in denen die Koch-Lehrlinge die meiste Zeit zum Gemüse Putzen abkommandiert würden, statt am Herd zu stehen und die nationale und internationale Küche kennenzulernen, seien auch im 21. Jahrhundert noch Realität, weiß Kaske von Lehrlingen. Auch im Friseurbereich würden Jugendliche oft als Hilfskraft ausgenutzt statt ausgebildet. "In den vida-AK Friseurstudios, wo wir den Lehrlingen Weiterbildungskurse anbieten, berichten uns immer wieder Lehrlinge, dass sie fast ausschließlich zum Haare Waschen eingesetzt werden."

Kritisch sieht Kaske, dass Ausbilderbetriebe derzeit nicht regelmäßig überprüft werden. "Wer einmal die Lehrberechtigung erhalten hat, behält diese unbefristet", skizziert Kaske die Situation. Seine Forderung: "In regelmäßigen Abständen, zum Beispiel alle fünf Jahre, sollte eine Kontrolle erfolgen, ob die Betriebe noch die Voraussetzungen für die Lehrausbildung erfüllen." Wichtig sei auch eine regelmäßige Aus- und Weiterbildung der AusbilderInnen. "Die Fachausbildung der Jugend ist zu wichtig, als hier weiter den Schlendrian herrschen zu lassen. Die Lehrstellenförderung muss, so wie das die ÖGJ in ihrem Modell von der Fachkräftemilliarde vorsieht, an eine umfassende Qualitätssicherung gekoppelt werden", so der Gewerkschafter abschließend.

 

 Haubner: Wurzel des Problems anpacken, statt Unternehmen beschuldigen
ÖGB braucht Schuldigen und findet ihn ausschließlich in Unternehmen - Österreichs Klein- und Mittelbetriebe bilden 80 Prozent der Lehrlinge aus
Wien (öwb) - "Der Gewerkschaftsbund braucht einen Schuldigen und findet ihn wie immer ausschließlich in den Unternehmen", betont der Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes, Abg.z.NR Peter Haubner. "Den heimischen Unternehmerinnen und Unternehmern die Schuld für die aktuellen Lehrabschlussquoten in die Schuhe zu schieben, ist billig, zeugt von purem Populismus und führt zu keiner konstruktiven Lösung. Denn die Wurzel des Problems liegt ganz wo anders - und dass wissen auch die Kollegen der Gewerkschaftsvertretung. Dass jeder Lehrling in Österreich die Pflichtschulzeit absolviert hat und während seiner Ausbildungszeit die Berufsschule besucht, wird stets außen vor gelassen. Es ist ja auch viel einfacher, die Ausbildungsbetriebe an den Pranger zu stellen, als zu hinterfragen, weshalb Lehranfänger massive Mängel bei den Grundkompetenzen - Rechnen, Lesen, Schreiben - aufweisen", so Haubner, der verdeutlicht: "Die Österreichischen Unternehmerinnen und Unternehmer nehmen ihre soziale Verantwortung wahr. Das verdeutlichen die verantwortungsbewussten Klein- und Mittelbetriebe, die 80 Prozent der Lehrlinge in Österreich ausbilden. Sie bieten damit 130.000 Jungen eine Zukunftsperspektive." ****

"Um Lehrlinge ausbilden zu dürfen, werden die heimischen Betriebe genauestens geprüft. Jeder Ausbilder muss eine pädagogische und rechtliche Qualifikation nachweisen. Dass die Unternehmerinnen und Unternehmer damit eine große Verantwortung übernehmen und den Jugendlichen eine Chance für ihre Zukunft bieten - was mit sehr großen Verpflichtungen für die Unternehmer verbunden ist - wird oft und gerne ignoriert. Man kann die Versäumnisse der Pflichtschulausbildung nicht in drei Jahren Lehrausbildung nachholen und diese Aufgabe einfach an die Unternehmer delegieren", schließt Haubner mit aller Deutlichkeit.
     

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