Start für den ersten bilateralen Flussdialog    

erstellt am
24. 07. 12

Eisl: Die Bevölkerung an der Unteren Salzach diskutiert über die Zukunft ihres Flusses
Salzburg (lk) - Seit dieser Woche läuft der erste grenzüberschreitende Flussdialog an der Unteren Salzach: Dabei handelt es sich um ein Bürger/innen-Beteiligungsprojekt im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, das gemeinsam von Lebensministerium, Land Salzburg und dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Umwelt umgesetzt wird und bei dem Salzburger und Bayern gemeinsam Zukunftsstrategien diskutieren.

"Der Flussdialog an der Unteren Salzach soll eine Zusammenschau verschiedener Positionen sein und einen möglichen gemeinsamen Weg aufzeigen. Mir ist es wichtig, das Zukunftskonzept für die Untere Salzach gemeinsam mit den Menschen an Ort und Stelle zu erarbeiten", erklärte Landesrat Sepp Eisl am 24.07. Der Flussdialog ist seit 2008 eine erfolgreiche Methode, Menschen einer Flussregion über Entwicklungsperspektiven zu informieren und zu diskutieren.

Nur wer miteinander redet, kann erfolgreich Projekte umsetzen. Beim Flussdialog http://www.flussdialog.eu, einer qualitativ hochwertigen Methode mit einem sehr regionalen und damit persönlichen Bezug, setzt sich ab sofort die Bevölkerung an der Unteren Salzach mit Hochwasserschutz, Naturschutz, Ökologie und Wasserkraft auseinander. Das verspricht Spannung, steht die Untere Salzach doch schon seit rund 20 Jahren im Mittelpunkt von wasserwirtschaftlichen Planungen. Jetzt sollen die Menschen im Freilassinger Becken den weiteren Weg für "ihren" Fluss mitgestalten.

"Dieser Flussdialog ist eine Chance, gemeinsam und über die Grenzen hinweg an Leitlinien für eine positive Entwicklung an der Unteren Salzach zu arbeiten", erklärte Umweltminister Dipl.-Ing. Niki Berlakovich.


Seit 20 Jahren im Brennpunkt
Die Untere Salzach steht schon seit 20 Jahren im Mittelpunkt von wasserwirtschaftlichen Planungen: Auslöser dafür war die Eintiefung der Flusssohle der Salzach. Heute sind die erfolgreiche Teilumsetzung von Wasserbaumaßnahmen und veränderte Rahmenbedingungen der Anlass dafür, den weiteren Weg für den Fluss und die Menschen im Freilassinger Becken zu überdenken. Mittlerweile sind der Hochwasserschutz und damit die Sicherheit für die regionale Bevölkerung näher ins Zentrum der Debatte gerückt, wobei sich auf österreichischem Staatsgebiet – nach der teilweisen Umsetzung des Konzeptes der Wasserwirtschaftlichen Rahmenuntersuchung Salzach (WRS) oberhalb von Oberndorf und Laufen – unmittelbar kein signifikantes Hochwasserrisiko aus der Hochwasserrichtlinie ergibt.

Verstärkt geht es heute auch um die ökologische Rehabilitierung des Flusses bzw. des Auwaldes aus Sicht des Naturschutzes. Schließlich trat zudem das Interesse an der Nutzung von Wasserkraft als wichtiger Beitrag zur erneuerbaren Energie in den Vordergrund. Bei allen möglichen Maßnahmen stehen natürlich die Machbarkeit und die damit verbundenen Behördenverfahren sowie die grundsätzliche Kostenfrage auf dem Prüfstein – angesichts der knappen öffentlichen Gelder auch bei dringlichen Hochwasserschutzprojekten. Hervorzuheben ist, dass die Salzach im Freilassinger Becken ein längsgeteilter Fluss zwischen Österreich und Bayern ist und künftige Entwicklungsperspektiven die Anliegen beider Staaten berücksichtigen müssen. In diesem Sinne stehen die Beteiligten beim Flussdialog vor einem spannenden Neuanfang, in den die Bevölkerung sehr intensiv eingebunden werden soll.

Beim Flussdialog, der seit dieser Woche läuft, werden nun Lösungsansätze erarbeitet; nicht nur auf Interessenvertreter/innen-Ebene, sondern gemeinsam mit der regionalen Bevölkerung. Mit dem Flussdialog, der seit 2008 in vier österreichischen Bundesländern erfolgreich durchgeführt wurde, konnten schon bisher mehr als 180.000 Haushalte und 3.000 Interessenvertreter/innen erreicht werden; aktuell läuft der elfte Flussdialog im oberösterreichischen Mühlviertel an der Aist.

Jetzt können die Bürgerinnen und Bürger, die im Einzugsgebiet der Unteren Salzach – im Freilassinger Becken – leben, mitreden und ihre persönlichen Anliegen einbringen. Schritt für Schritt wird sie dabei der Flussdialog bis ins Jahr 2013 begleiten. Zuerst werden lokale Interessenvertreter/innen etwa aus der Fischerei, dem Naturschutz oder der Verwaltung aktuelle Themen in Workshops erarbeiten. Hochwasserschutz und Wasserkraft werden dabei ebenso eine Rolle spielen wie Naturschutz und Ökologie. Ziel ist, dass eindeutige Positionen und Anliegen eine solide Grundlage für die kommende Online-Befragung der wahlberechtigten Bevölkerung im Einzugsgebiet bilden. Die Ergebnisse der Befragung werden danach von der interessierten Bevölkerung mit regionalen Interessenvertreterinnen und -vertretern sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der Wasserwirtschaft aus dem jeweiligen Ministerium Österreichs bzw. Bayerns und der Salzburger Landesregierung diskutiert. Konkrete Themen werden praxisnah besprochen, für Laien werden Zusammenhänge klarer, Anliegen von Anrainerinnen und Anrainern sind für Verwaltungen sichtbar. Für alle bietet der Flussdialog die Chance, intensiv Informationen und Erfahrungen auszutauschen und Wünsche sowie Anliegen zu deponieren. Die Anliegen der Bevölkerung werden sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene gehört und bei der Umsetzung von zukünftigen Maßnahmen als Entscheidungsgrundlage berücksichtigt.
     
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