Stronach vor Parteigründung   

erstellt am
13. 08. 12

Wien (öj) - Über Monate herrschte Rätselraten, ob und wie der Auslandsösterreicher Frank Stronach in der heimischen Politik mitmischen will. Er könne sich vorstellen, wie er in verschiedenen Interviews sagte, eine bestehende Partei oder eine Gruppierung zu unterstützen, die sich der nächsten Nationalratswahl stellen werde, er selbst wolle aber keine Führungsrolle übernehmen. Er führte zum Beispiel Gespräche mit dem Liberalen Forum (von 1994 bis 1999 im Parlament vertreten), dem BZÖ (seit 2006 im Nationalrat), den Piraten (noch nicht angetreten), doch fand sich nirgends eine Basis für eine Zusammenarbeit. Ausschlaggebend dafür dürfte wohl auch sein, daß Stronach als erfolgreiche Führungspersönlichkeit gewohnt ist, zu sagen, wo es lang geht - dem hat sich wohl niemend unterordnen wollen, der bereits im politischen Geschäft eigene Wege beschritten hat. Nun steht fest: Stronach wird selbst eine Partei gründen und diese auch in den Wahlkampf führen. Und er will auch als deren Chef in den Nationalrat einziehen.

In einem Interview mit den "Deutschen Wirtschafts Nachrichten" erklärte er am 10.08. nun, "in der letzten Septemberwoche werden wir die Gründung einer Partei bekanntgeben. Wir haben das Spitzenpersonal zusammen, das Parteiprogramm steht. Wir arbeiten noch am letzten Feinschliff des Programms. Die Grundprinzipien unserer Parteiarbeit werden Wahrheit, Transparenz und Fairness sein.“ Entsprechend seinen bisher erfolgten Stellungnahmen will Stronach

  • den sofortigen Ausstieg Österreichs aus dem Euro ("Europa kann nur funktionieren, wenn jedes Land seine eigene Währung hat", Zitat "Deutsche Wirtschafts Nachrichten),
  • die "Freunderlwirtschaft in diesem Land" bekämpfen,
  • ein einfacheres Steuersystem
  • eine Verschlankung der Sozialverwaltung
  • Einsparungen bei Bundesländern und Bundesrat
  • die Neutralität bezeichnet er als "paradox"

um nur die wesentlichsten Punkte zu nennen. Sowohl seine Führungsmannschaft als auch das Parteiprogramm will Stronach aber erst Ende September bekanntgeben. Jedenfalls stellt er sich vor, nach der Wahl 2013 mit 10 Prozent ins Parlament einzuziehen.

Meinungsforscher und Politologen werden in Tageszeitungen zitiert, Stronach würde mit seiner Stellung zum "bösen Euro" vor allem der FPÖ und dem BZÖ Stimmen kosten, SPÖ, ÖVP und Grüne könnten dem gelassen gegenüberstehen.

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sagte in einem Interview mit dem "Kurier", er warte vorerst ab, "was von den vielen Widersprüchlichkeiten in seinem Programm, aber auch bei der Personalauswahl übrig bleibt". ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch kritisiert – ebenfalls im "Kurier" – Stronachs Anti-Euro-Kurs scharf: Ein Austritt aus dem Euro würde Österreich 100.000 Arbeitsplätze kosten, was ein wirtschaftlicher Wahnsinn wäre.FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl erklärte der APA gegenüber, er glaube, dass die Wähler weiterhin zum "Schmied" FPÖ und nicht zum "Schmiedl" Stronach gehen würden. Das BZÖ glaubt weiter an seine "gute Zukunft". Der Geschäftsführer der Grünen, Stefan Wallner, sieht in Stronach eine weitere "laute Stimme", die Europa zerstören wolle.

Jedenfalls wird Stronach die politische Diskussion um eine Facette bereichern: Seine direkte Art, seine Meinung nicht nur zu formulieren, sondern diese auch in öffentlichen Auftritten (etwa im ORF) durchzusetzen, ist bisher in unserem Land ohne Vergleich.

     
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