Schulbeginn: Bildungsreformen werden umgesetzt   

erstellt am
27. 08. 12

Erstmals flächendeckende Testung der Bildungsstandards, erstmals nach 50 Jahren mit der Neuen Mittelschule ein neuer Schultyp im Regelschulwesen.
Wien (bmukk) - Das Schuljahr 2012/13 bringt eine ganze Reihe von Änderungen für die 1,125 Millionen SchülerInnen, von denen ca. 83.000 als "Taferlklassler" mit der Schule beginnen und ca. 43.000 in die Maturaklassen gehen:

Neue Mittelschule wird Regelschule
Mit der Neuen Mittelschule wird erstmals nach 50 Jahren ein völlig neuer Schultyp ins Regelschulwesen aufgenommen. Alle Gesetze und die neuen Lehrpläne treten mit Schulbeginn in Kraft. Auch der Ausbau geht zügig voran: Ab September gibt es die Neue Mittelschule an insgesamt 698 Standorten mit 3.356 Klassen, 264 davon mit 613 ersten Klassen starten mit Schulbeginn als Neue Mittelschule. Damit sind knapp 60 Prozent der bisherigen Hauptschulstandorte umgestellt. 2015/16 sollen alle rund 1.180 Hauptschulstandorte zu Neuen Mittelschule werden. AHS-Unterstufen sind eingeladen, sich im Rahmen der bisherigen Schulversuchs-Gesetze an der Neuen Mittelschule zu beteiligen. Bisher haben diesen Schritt 11 von insgesamt rund 270 AHS-Unterstufen getan. In den Regionen werden intensive Gespräche zu weiteren Schulversuchen geführt.

7.659 ganztägige Schulplätze mehr
Ab Schulbeginn kommen 116.772 SchülerInnen (exklusive Hortplätze) in den Genuss ganztägiger Schulangebote. Das sind um 7.659 Plätze mehr als im Schuljahr davor, was einem Plus von 7,02 Prozent entspricht. Von 564.080 PflichtschülerInnen werden 78.802 SchülerInnen von der schulischen Tagesbetreuung profitieren, was einem Betreuungsgrad von knapp 14 Prozent entspricht. Von den 112.654 SchülerInnen der AHS-Unterstufen profitieren 37.641 oder 33,4 Prozent vom Ausbau der schulischen Tagesbetreuung und der verschränkten Ganztagsschulen, in die bis zum Jahr 2015/16 von der Bundesregierung insgesamt 320 Millionen Euro investiert werden. Der Nachholbedarf ist enorm. Die ganztägige gemeinsame Schule ist das politische Ziel.
FreizeitpädagogInnen für Kooperation mit Sport-, Musik- und Kulturvereinen

Derzeit durchlaufen die ersten Studierenden die Ausbildung zum akademischen Freizeitpädagogen, die in der Tagesbetreuung den Freizeitteil der Ganztagsschulen inklusive der Kooperationen mit Sport-, Musik- und Kulturvereinen tragen sollen. Ab Herbst wird die Ausbildung flächendeckend an allen Pädagogischen Hochschulen in voraussichtlich 27 Lehrgängen angeboten.

Bildungsstandards als Meilenstein der Qualitätsentwicklung in der Schule
Im Mai 2012 fiel der Startschuss für die Implementierung der Bildungsstandards: Rund 83.500 SchülerInnen der 8. Schulstufe in 4.071 Klassen und 1.415 Schulen wurden in Mathematik getestet, administriert wurde diese erste flächendeckende Testung eines gesamten SchülerInnenjahrgangs durch 3674 interne und 403 externe TestleiterInnen. Damit wird erstmals in der Geschichte des österreichischen Bildungswesens die Qualität des Unterrichts an den Schulen so getestet, dass eine Rückmeldung an SchülerInnen, PädagogInnen, Schulen, Schulaufsicht und BMUKK systemisch erfolgt und eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung des Bildungssystems ermöglicht wird.

Im Dezember 2012 erfolgen die Rückmeldungen an die vereinbarten Adressaten in den bekannten Formaten (Muster-Rückmeldungen siehe: SchülerInnen erhalten ihre eigenen Ergebnisse, in die sonst niemand Einblick hat; LehrerInnen erhalten Rückmeldungen für ihre Klasse bzw. Lerngruppe; Schulleitungen erhalten einen allgemeinen Teil und Detailberichte zu den Klassen; die Schulaufsicht erhält die allgemeinen Teile der Schulberichte und zusammengefasste Regionalergebnisse; dazu gibt es Landesergebnisberichte für die Landesschulräte und einen Bundesergebnisbericht. Von Jänner 2013 bis zum Ende des Schuljahrs können durch die Schulen Rückmeldemoderationen über die Pädagogischen Hochschulen oder ausgebildete ModeratorInnen beansprucht werden. Verpflichtend ist die Besprechung der Ergebnisse auf Schul- und Klassenebene mit LehrerInnen bzw. Fachgruppen sowie die Einbeziehung der Schulpartner. Die Bildungsstandards bieten die erstmalige Chance zum Einstieg in datengestützte Qualitätsentwicklung an den Schulen (verbindliche Entwicklungspläne ab Herbst 2013, Bilanz- und Zielvereinbarungen zwischen Schulleitung und Schulaufsicht; externe Unterstützungs- und Beratungsmöglichkeiten für Schulen über die PH). Die nächsten Bildungsstandards- Überprüfungen in Englisch für die 8. Schulstufe starten am 17. April 2013 (Ersatz 25. April) beziehungsweise in Speaking vom 6.Mai bis 7.Juni. Dabei werden an 1.429 Schulen mit 3.950 Klassen rund 80.000 SchülerInnen getestet. Am 28.Mai (Ersatz 5.Juni) sind erstmals alle SchülerInnen der 4. Volksschule mit den Bildungsstandards an der Reihe: An 3.092 Schulen mit rund 5.100 Klassen und rund 78.600 SchülerInnen wird die Mathematik-Kompetenz getestet. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für die Überprüfungen im Jahr 2014 (Deutsch in der 4. Und 8. Schulstufe) durch Pilotierungen in diesen Bereichen.

Kostenfreies Nachholen des Pflichtschulabschlusses
Ein Förderprogramm auf der Basis eines 15a-Staatsvertrags zwischen Bund und Ländern zum unentgeltlichen Nachholen des Pflichtschulabschlusses startet ab September bundesweit. 31 Einrichtungen der Erwachsenenbildung bieten Lehrgänge nach neuen, einheitlichen Qualitätsstandards an. Das BMUKK und die Länder finanzieren im Schuljahr 2012/13 gemeinsam rund 1.700 Kursplätze (bis Ende 2014 insgesamt rund 5.800 Kursplätze). Pro TeilnehmerIn gibt es eine Förderung von bis zu Euro 6.600. Insgesamt stehen 32,8 Mio. Euro bis Ende 2014 zur Finanzierung zur Verfügung (je 16,4 Mio. vom Bund und den Ländern).

Ab 1. September ist der Pflichtschulabschluss erstmals in kompetenzorientierter, erwachsenengerechter Prüfungsform möglich. Statt den bisher geforderten 13 Einzelprüfungen erfolgt eine Absolvierung in vier Pflichtgegenständen (Deutsch, Englisch, Mathematik, Berufsorientierung) und zwei Wahlfächern, die aus vier zur Auswahl stehenden Gegenständen ausgesucht werden (Natur und Technik, Kreativität und Gestaltung, Gesundheit und Soziales, Weitere Fremdsprache). Der "Pflichtschulabschluss für Erwachsene" bedeutet eine zeitgemäße Aufwertung der Erwachsenenbildungseinrichtungen. Erstmals können 5 von den 6 Teilprüfungen direkt an der EB-Einrichtung absolviert werden.

Neue Reifeprüfung: Schulversuche in Deutsch und Mathematik starten
Das Reifeprüfungsprojekt tritt nun in seine entscheidende Phase: Während im nächsten Jahr wieder vom 8. bis 17.Mai 2013 an 300 AHS - Schulstandorten die Reifeprüfung in den Fremdsprachen und klassischen Sprachen stattfindet, starten am 6. und 7.Mai 2013 Deutsch- und Mathematik -Schulversuche zur Neuen Reifeprüfung: In Deutsch werden 39 Standorten der AHS und BHS mit der standardisierten Reifeprüfung beginnen, in Mathematik 15 BHS-Standorte. Für die AHS-Mathematik beginnt ein zweijähriger Zyklus aus Kompetenzchhks und Probematuren. Die BHS startet im Schulversuch in Englisch mit 46 Standorten.

Mit Workshops für Lehrende und SchülerInnen an vielen Standorten, vielen weiteren Fortbildungsangeboten für Lehrende und Materialien für alle Schulpartner wird die neue Form der Reife- und Diplomprüfung verbreitert.

Oberstufe Neu: LehrerInnen gut vorbereiten
Die neue modulare Oberstufe wird im nächsten Schuljahr mit den wichtigen Vorbereitungsarbeiten weitergeführt. Gemeinsam mit den Pädagogischen Hochschulen wird an Ausbildungen zum Lerncoaching, zur individuellen Lernbegleitung und zu den neuen Förderkursen gearbeitet. Die Schulversuche zur modularen Oberstufen an 42 Standorten werden weitergeführt, um weiter unterrichtspraktische Erfahrungen für den Vollausbau 2017/18 zu schaffen. Um eine möglichst reibungslose Umstellung nach dem beschlossenen Stufenplan zu gewährleisten, werden die Lehrpläne der AHS und BHS- Schultypen sukzessive in die modulare Form gebracht (Kompetenzmodule, durch die die Bildungs- und Lehraufgabe und der Lehrstoff ab der 10. Schulstufe semesterweise gegliedert werden). Gleichzeitig wird die Software für die neue, komplexe Verwaltung der Kompetenzmodule und Semesterprüfungen sowie der Formen des Aufsteigens völlig neu gestaltet. Die entsprechende zweistufige Ausschreibung läuft.

Neues Dienstrecht an den Pädagogischen Hochschulen
Zwei Bestimmungen des neuen Dienstrechts für die Vortragenden an den Pädagogischen Hochschulen, das generell erst ab 2013/14 gelten wird, treten schon mit Schulbeginn in Kraft: Die Neuaufnahmen im Bereich des Lehrendenpersonals können bereits nach den neuen Kriterien des künftigen Dienstrechts erfolgen. Damit wird unter anderem erstmals möglich, dass QuereinsteigerInnen aus der Wissenschaft an den Pädagogischen Hochschulen lehren. Die Obergrenze von 10 Jahren für Karenzierungen von LandeslehrerInnen wird für diese Gruppe aufgehoben, das heißt, es können auch weiterhin dienstzugeteilte LandeslehrerInnen an den Pädagogischen Hochschulen beschäftigt werden. Insgesamt wird das neue Dienstrecht ein Schlüssel für die Aufwertung der Pädagogischen Hochschulen auf Augenhöhe mit den Universitäten werden, was eine Voraussetzung für eine Reform der PädagogInnenbildung ist. Dazu wird die Angleichung ans Dienstrecht der Universitätslehrenden dazu führen, dass durch die Urlaubsregelung analog zu der der Universitäten mehr Möglichkeiten für Forschung und für die LehrerInnenfortbildung in den Sommerferien entstehen.

PädagogInnenbildung neu: Masterlehrgänge und Doktoranden-Stipendien
Die ersten konkreten Schritte zur Stärkung der Forschungskompetenz an den Pädagogischen Hochschulen werden ebenfalls mit Schulbeginn in Angriff genommen: Das BMUKK vergibt an insgesamt 25 Lehrende 16 Doktoratsstipendien und 9 Habilitationsstipendien zu Zukunftsthemen wie etwa E-Learning, Unterrichtskompetenz oder zur Entwicklung der Neuen Mittelschule. Im Studienjahr 2012/13 starten drei neue Hochschullehrgänge mit einer Option zum universitären Master-Abschluss an folgenden Hochschulstandorten: "Mentoring: Berufseinstieg professionell begleiten" wird an der PH Niederösterreich, der PH Salzburg und der PH Steiermark angeboten; "Schulmanagement: Professionell führen - nachhaltig entwickeln" gibt es an der PH Kärnten, der PH Oberösterreich und der PH Tirol; "Kollegiales Lernen und Lehren: Fächerbezogene Kompetenzorientierung" startet an der PH Niederösterreich und der PH Oberösterreich.

Integration auf der 9. Schulstufe - integrativ und inklusiv
Der gemeinsame Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf wird nun auch auf der 9. Schulstufe möglich: Nach mehr als 10-jähriger Erprobung im Rahmen von Schulversuchen wurde nun die gesetzliche Basis dafür geschaffen, dass Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf ihre Schulpflicht in einer Polytechnischen Schule (PTS) bzw. in einer einjährigen Haushaltungsschule absolvieren können. Zuletzt wurde bereits an 119 Standorten, also etwa 45 Prozent aller Polytechnischen Schulen integrativer Unterricht angeboten. Von den 18.841 Schülerinnen und Schülern, die in 940 Klassen unterrichtet wurden, hatten 676 (=3,6 Prozent) sonderpädagogischen Förderbedarf. Bei der Umsetzung der gesetzlichen Regelung für Integration an der PTS und an der einjährigen Haushaltungsschule wird insbesondere auf die soziale Integration, das gemeinsame Lernen und Arbeiten unter Bedachtnahme auf größtmögliche individuelle Förderung aller Schüler/innen geachtet. Der gemeinsame Unterricht und die individuelle Förderung erfolgen nach individuellen Lehr- und Förderplänen

Internationale Tests und Studien
Auch nationale und internationale Tests und Studien werden in diesem Jahr in hoher Dichte publiziert: Schon im September kommt der OECD-Bericht "Education at a Glance" mit wichtigen sozioökonomischen und bildungspolitischen Ländervergleichen. Im November steht dann der EU-Bildungsmonitor der EU-Kommission und des Rates zur Veröffentlichung an. Besonders intensiv wird die wissenschaftliche Publikationstätigkeit im Dezember: Der "Pisa-Test für VolksschülerInnen" der 4. Schulstufe wird von der OECD veröffentlicht - PIRLS (Progress in Reading Literacy Study) zur Lesefähigkeit und TIMSS (Trends in Mathematics and Science Study) werden gleichzeitig weltweit veröffentlicht. Weiters wird das BMUKK dem Parlament den zweiten Nationalen Bildungsbericht übermitteln und es werden die Bundesergebnisse der 1. Testung der Bildungsstandards in Mathematik für alle SchülerInnen der 8. Schulstufe veröffentlicht. Im Juni des kommenden Jahres folgt dann noch der Erwachsenenbildungsbericht AES (Adult Education Survey). Die Publikation des "Erwachsenen-Pisa-Tests" PIAAC (Programme for the International Assessment of Adult Competencies), bei dem im Frühjahr 2012 ausnahmsweise statt SchülerInnen Erwachsene auf dem Prüfstand standen, geht sich im nächsten Schuljahr nicht mehr aus - sie findet erst im Herbst 2013 statt.
     
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