Zerfall der Eurozone und Rückkehr zu nationalen Währungen wäre teuer und würde
Arbeitslosigkeit erhöhen
St. Johann (sk) - Ein Plädoyer für das Friedensprojekt Europa, die Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit und für mehr Solidarität in der EU hielt Bundeskanzler Werner Faymann bei einem
gemeinsamen Gespräch mit der Bundesparteiobfrau der Grünen, Eva Glawischnig, am Eingang zur Liechtensteinklamm
in St. Johann im Pongau (Salzburg). "Es kann nicht sein, dass nach einer Finanzkrise die arbeitslosen Jugendlichen
übrig bleiben", betonte Faymann und dankte den Grünen für die konstruktive Zusammenarbeit bei
der Schaffung der Schutzmechanismen für die Eurozone. Es gelte nunmehr, gemeinsam die richtigen Schlüsse
aus der Krise zu ziehen, etwa mehr Finanzmarktkontrolle zu schaffen und Spekulationen zu unterbinden. Deutlich
warnte der Kanzler vor "unverantwortlichen Forderungen, einzelne Länder aus der Eurozone schmeißen
zu wollen" oder gar die Währungszone zu zerschlagen und Länder zu einer nationalen Währung
zurückzuzwingen. Derartige Überlegungen wären verantwortungslos. Ein Eurozonen-Zerfall hätte
auch für Österreich immense Kosten und würde die Arbeitslosigkeit auch in Österreich hinaufschnellen
lassen.
Der gemeinsame Schutzschirm für Europa ist mit einer Verfassungsmehrheit zustande gekommen. Dafür sei
den "positiven Kräften in diesem Land zu danken", denn mit Parteien, die lediglich auf das Gegeneinander
setzen, in Europa wie in Österreich, "ist kein Staat zu machen". Das sei von wesentlicher Bedeutung
für das gemeinsame Europa. Etwa die Diskussion, "diesen Euro leichtfertig zu zerreißen und damit
die Arbeitslosigkeit, die in manchen Ländern 20 Prozent, sogar 30 bis 40 Prozent beträgt, hinaufschnellen
zu lassen und auch den hohen Grad der Beschäftigung in Österreich zu gefährden, ist unverantwortlich",
betonte Faymann. "Es wird schwierig, diesen Jugendlichen zu sagen, Europa sei ein Friedensprojekt, zu dem
man Vertrauen haben muss. Denn wer könnte Vertrauen haben, wenn eine ganze Generation keine Arbeit findet?"
Bezüglich des Ausscheidens einzelner Länder aus der Eurozone betonte der Bundeskanzler neuerlich, dass
ein Ausstieg alle in der EU deutlich mehr kosten würde als die laufenden Stabilisierungsmaßnahmen. Schulen
und Spitäler wären beispielsweise in einem betroffenen Land nicht mehr finanzierbar. "Für die
Bevölkerung wäre es schlecht. Die einzigen, die daran gewinnen sind diejenigen, die das Geld außer
Landes gebracht haben, diejenigen, die vor der Krise, mit der Krise und auch nach der Krise nur verdienen wollen.
Aber die vertrete ich nicht", so der Kanzler, der aber gleichzeitig auch unterstrich, dass man "nicht
einfach etwas herschenken" könne. "Es müssen Bedingungen erfüllt werden, aber die sollten
in konstruktiver und respektvoller Art gestellt werden." |