Faymann: Wir müssen konstruktiv an der weiteren Integration Europas arbeiten   

erstellt am
31. 08. 12

Das Auseinanderreißen der Eurozone würde Österreich Milliarden Euro kosten, die Rückkehr zu nationalen Währungen würde finanziell und sozial kaum abschätzbare Folgen haben
Alpbach/Wien (bpd) - "Österreich hat von der Europäischen Integration profitiert: Ein jährlich zusätzlicher Zuwachs von einem Prozent des BIP ist darauf zurückzuführen. Das Land wurde damit in den letzten zehn Jahren zu einem der wohlhabendsten Europas und das Land mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit", sagte Bundeskanzler Werner Faymann am 30.08. beim Wirtschaftsgespräch beim Europäischen Forum Alpbach, an dem er gemeinsam mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Franz Fischler, dem Präsidenten des Forums Alpbach, teilnahm.

Im Gegensatz dazu würde ein Auseinanderbrechen der Eurozone in einem Jahr einen Verlust von 32 Milliarden Euro und einen im Vergleich zum aktuellen BIP um 11 Prozent geringeren Wirtschaftsoutput bedeuten. Ein Einbruch, von dem sich Österreich erst in frühestens fünf Jahren erholen könnte, so der Kanzler, der aus einer neuen Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO) zitierte. "Gleichzeitig würde die Arbeitslosenrate um 3,3 Prozent steigen, das heißt, zusätzliche 140.000 Menschen würden ihren Arbeitsplatz verlieren. Und wir können die sozialen Kosten und politischen Konsequenzen, die sich aus diesem Szenario ergeben, noch keineswegs abschätzen."

Noch höher und unwägbarer wären die ökonomischen und sozialen Kosten bei einer Rückkehr zum Schilling.

Es sei daher dringend geboten, konstruktiv an der europäischen Integration weiter zu arbeiten, betonte der Kanzler und zeigte die notwendigen Schritte konkret auf. "Erstens müsse gemeinsam mit den Willigen der Europäischen Union die Finanztransaktionssteuer eingeführt werden. Zweitens sei eine gemeinsame Bankenaufsicht zu etablieren, die auch mit den entsprechenden Interventionsrechten ausgestattet sei. Drittens müsse der ESM mit einer Bankenlizenz ausgestattet werden, damit er handlungsfähiger werde. Schließlich sei ein gemeinsames Schuldenmanagement in der Eurozone zu installieren, um die Währung gegenüber Spekulation abzusichern."

Aber: "Es wäre naiv, gemeinsame Verbindlichkeiten ohne strenge Regeln und deren Kontrolle zu akzeptieren", sagte Bundeskanzler Faymann. Ebenso bleibe es das Ziel und die Vision der Europäischen Union, dass sie nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine soziale und demokratische Union werde. "Dafür brauchen wir - wie die Bergsteiger hier rund um Alpbach - auch eine gute Ausrüstung und verlässliche Seilschaften."

Das Bild des Bergsteigers verwendete auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Alpbach: "Wir wollen niemanden zurücklassen, aber jetzt auch nicht vor dem Gipfel haltmachen. Die Integration muss gemeinsam vervollkommnet werden." Es sei noch ein steiniger Weg, aber ohne diesen Wandel der EU seien die Herausforderungen der Zukunft nicht zu bewältigen.
     
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