Seniorengesundheit  

erstellt am
31. 08. 12

/ Stöger und Blecha: Bedürfnisse älterer Generation berücksichtigen
Mankos im Wissen um gesunde Ernährung bei der älteren Generation - Präventionsmaßnahmen und Gesundheitsziele sollen Seniorengesundheit verbessern helfen
Wien (sk) - Die Gesundheitssituation der älteren Generation in Österreich ist sehr unterschiedlich. Ältere Menschen im Westen Österreichs sind gesünder; Frauen leben länger, sind aber auch länger krank. Das ergab der von Gesundheitsminister Alois Stöger in Auftrag gegebene Bericht "Gesundheit und Krankheit der älteren Generation in Österreich", den er am 31.08. in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Seniorenrats-Präsidenten Karl Blecha und Andreas Khol vorstellte. "Wir wissen, dass die Gesundheitspolitik eine differenzierte Sicht auf die einzelnen Bevölkerungsgruppen braucht. Wir müssen genau schauen, ob wir die Menschen auch in ihren Lebenswelten erreichen", betonte Stöger. Für Blecha hat sich im Bericht ein großes Wissensmanko der älteren Generation über gesunde Ernährung gezeigt - er versteht den Bericht als Handlungsauftrag: "Hier sind wir als Pensionisten-Organisationen gefordert: Jeder zweite ältere Mensch ist in einem der Seniorenverbände Mitglied, niemand sonst hat einen so guten Zugang zu älteren Menschen."

Der Anteil älterer Menschen über 64 Jahren an der österreichischen Bevölkerung beträgt derzeit 18 Prozent, 2030 wird er auf etwa 24 Prozent angestiegen sein. 58 Prozent der über 64-Jährigen in Österreich sind Frauen, bei den über 84-Jährigen liegt der Frauenanteil sogar bei 74 Prozent. Auffällig ist auch das Ost-West-Gefälle: Im Osten gibt es mehr ältere Menschen, die Menschen im Westen sind gesünder als jene im Osten. Die Lebenserwartung von Frauen liegt bei 83 Jahren, jene der Männer bei 78 Jahren. In guter Gesundheit leben Männer und Frauen in etwa gleich lang (56 Jahre ohne chronische Krankheiten). Der Bericht zeigt außerdem deutlich, dass soziale Bedingungen die Gesundheit im Alter stark mitprägen. "Ältere, alleinstehende Frauen sind am ehesten von Armut betroffen und stärker mit Krankheit belastet. Daher brauchen wir besondere Angebote für diese Gruppe", unterstrich Stöger, denn "gerade die ältere Generation muss sich auf die solidarische Gesellschaft verlassen können".

Das Gesundheitssystem müsse sich weiterentwickeln, besonders die e-Medikation und die Elektronische Gesundheitsakte ELGA sollen die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern, sagte der Minister. Auch im Rahmen der Spitals- und Gesundheitsreform werden die Bedürfnisse der älteren Generation mitberücksichtigt, etwa in Form von Gruppenpraxen oder der vor kurzem im Ministerrat beschlossenen Gesundheitsziele. Sie tragen dazu bei, sicherzustellen, dass alle Gruppen im Gesundheitssystem berücksichtigt werden. Ziel ist, die Gesundheitserwartung bis 2020 um zwei Jahre zu verlängern.

Einen besonderen Stellenwert hat die Prävention: Der Nationale Aktionsplan Ernährung (NAP.e) und jener für Bewegung (NAP.b), dessen Konsultationsphase gerade zu Ende ging, sollen helfen, die Menschen in ihren Lebenswelten zu erreichen und so auch die Gesundheit der älteren Generation zu stärken. Die Pensionisten-Organisationen haben an beiden Aktionsplänen mitgewirkt, einige Punkte wurden bereits umgesetzt. "Der Seniorensport hat sich enorm gesteigert, es gibt tausende Sportgruppen. Wir sind damit die größte Sportorganisation des Landes", betonte Blecha. Der PVÖ-Präsident will aber noch mehr für die Gesundheit der älteren Generation beitragen und die Hausärzte als Partner gewinnen, denn auch sie haben einen guten Zugang zu Senioren und sollen zur zentralen Drehscheibe im Gesundheitssystem aufgewertet werden. Auch die Medien sollen bei diesem Thema unterstützend mitwirken, und nicht zuletzt die Nahrungsmittelindustrie. Denn, so Blecha: "Was nutzt es, wenn die Menschen ein Bewusstsein für gesunde Ernährung haben und dann in der Werbung mit falschen Angaben irregeführt werden". Bei der älteren Generation steige außerdem die Anzahl psychischer Erkrankungen und die Medikation mit Antidepressiva "explosionsartig" an. "Nicht zuletzt deswegen sind wir für eine rasche Einführung von e-Medikaton und ELGA. Sie sind unerlässlich für die Gesundheit der Senioren", bekräftigte Blecha.

 

Khol: Rahmengesundheitsziele operationalisieren, Orientierungskurse zu Pensionsantritt einführen!
Österreicher liegen bei Gesundheitskompetenz leider weit unter dem Europa-Schnitt!
Wien (seniorenbund) - Dr. Andreas Khol, Bundesobmann des Österreichischen Seniorenbundes, und amtsführender Präsident des Österreichischen Seniorenrates, der gesetzlichen Interessenvertretung der mehr als zwei Millionen Seniorinnen und Senioren Österreichs, hält anlässlich der gemeinsam von Seniorenrat und Gesundheitsminister abgehaltenen Pressekonferenz fest:

"Die Kenntnisse, wie man seine Gesundheit erhalten kann (sog. Gesundheitskompetenz oder "health literacy"), sind in Österreich besonders gering ausgeprägt. Untersuchungen zeigen, dass Junge in diesem Punkt weit unter dem EU-Durchschnitt liegen, Ältere weisen hier sogar noch schlechtere Zahlen auf. Eine gezielte Informationsarbeit zur Förderung der Gesundheitsmündigkeit ist daher dringend nötig und muss schon in der Vorschule beginnen. Die Seniorenrats-Präsidenten fordern daher ein verstärktes Gesundheitsbewußtsein sowie effektive und wirksame Gesundheitsvorsorge-Maßnahmen "auf allen Ebenen".

Der in den Rahmengesundheitszielen festgelegte Punkt 3 'Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken' muss daher nun dringend operationalisiert werden. Als Vorbild gelten dabei Schweden und die Niederlande. Diese Länder verfügen über permanente Einrichtungen, die sich systematisch mit Präventions- und Informationsangeboten an alle Bevölkerungsgruppen richten. Dabei stellen Angebote zu gesunder Bewegung und Ernährung besonders wichtige Schwerpunkte dar", betont der amtierende Seniorenrats-Präsident weiter.

"Ich habe daher Orientierungskurse zum Pensionsantritt vorgeschlagen, in denen Informationen und Angebote zu gesunder Ernährung und Bewegung einen besonders großen Stellenwert einnehmen: Wer einen Pensionsantrag stellt, soll einen derartigen Kurs kostenlos angeboten bekommen. Durchgeführt würden die Kurse von zuvor zertifizierten Trainern in ganz Österreich. Programmentwicklung und Kosten wären von allen Stakeholdern des Gesundheitssystems unter inhaltlicher Einbindung der Sozialpartner - also auch der Senioren und der Jungen - zu erledigen", betont der Seniorenbund-Obmann, der Konzepte zur Umsetzung dieser Orientierungskurse vorlegen will.

"Um die Ziele zu erreichen, werden wir ganz besonders auch die Unterstützung der Hausärzte benötigen, deren Rolle im Zuge der Gesundheitsreformen zu einer zentralen Drehscheibe im Gesundheitssystem, zu echten Gesundheits-Coaches aufgewertet werden muss. Hinzu kommt die Rolle der Medien und des ORF, der in Erfüllung seines öffentlich rechtlichen Auftrages deutliche Informations-Schwerpunkte zu diesem Thema setzen muss", nennt der Seniorenrats-Präsident entscheidende Partner zur Erreichung der Ziele.

"Schließlich muss auch die Ernährungs-Industrie mit ins Boot geholt werden. Irreführende Angaben auf Verpackungen, Werbungen die gesunde Ernährung vorgeben, wo keine drin ist, müssen konsequent abgestellt werden. In Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen muss die Reduzierung von Zucker und Salz in vielen Produkten ebenso zum Ziel gemacht werden", so Khol weiter.

Abschließend hält Khol fest: "Der Österreichische Seniorenrat drängt weiter auf die rasche Einführung von ELGA und e-Medikation unter besonderer Berücksichtigung des Datenschutzes!"
     

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