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"Hauptstadtvater" Willi Gruber verstorben  

erstellt am
10. 09. 12

Unmittelbar nach seinem 82. Geburtstag starb Bürgermeister a.D. Willi Gruber am Morgen des 07.09. in St. Pölten. Er war maßgeblich an der Hauptstadtwerdung St. Pöltens beteiligt. 46 Jahre seines Lebens stellte er in den Dienst der Stadt, 19 davon als Stadtoberhaupt. Bürgermeister Mag. Matthias Stadler würdigt die Leistungen Grubers.

Der Amtsnachfolger von Willi Gruber, Bürgermeister Mag. Matthias Stadler, würdigt tief betroffen die Leistungen des Verstorbenen:

"Mit dem Ableben von Willi Gruber hat die Stadt einen ihrer größten Söhne verloren. Er war mir, so wie vielen St. Pöltnerinnen und St. Pöltner ein guter Freund und großes Vorbild. Wir alle haben ihm sehr viel zu verdanken! Willi Gruber hat die Hauptstadtwerdung mit seinem Bruder Karl Gruber, Landeshauptmann a.D. Siegfried Ludwig, Landeshauptmann-Stv. a.D. Ernst Höger, wichtigen Repräsentanten aus der Stadt, der Region, dem gesamten Bundesland, mit dem Städtebund und dem Gemeindevertreterverband ganz strategisch vorangetrieben. Dieser Erfolg war der bedeutendste Entwicklungsschritt in der jüngeren Geschichte der Stadt. Für ihn standen die Stadt und die St. Pöltner Bevölkerung bei all seinen Überlegungen und Entscheidungen zu 100 Prozent im Vordergrund. Ein zentraler Eckpfeiler seiner Politik war der Weg hin zu einer ‚vollwertigen Landeshauptstadt mit menschlicher Dimension'. Ich möchte ihm im Namen der St. Pöltnerinnen und St. Pöltner noch einmal Danke sagen."

Willi Gruber (06.09.1930 - 07.09.2012)
Bürgermeister a.D. Willi Gruber wurde am 6. September 1930 in Ossarn als Sohn eines Voith-Arbeiters geboren. Nach der Pflichtschule in Herzogenburg und St. Pölten erlernte er schließlich den Beruf des Drehers bei den Voith-Werken.

Gruber gehörte seit 1945 den Roten Falken sowie der Sozialistischen Jugend an und wirkte in der Voith als Jugendvertrauensobmann, ab 1947 war er SPÖ Jugendreferent und 1948 trat er schließlich der Partei bei. Jugendreferent der Bezirksleitung der Gewerkschaft der Metallarbeiter und Jugendbetreuer im Bezirksausschuss war Gruber ab 1952. Im selben Jahr heiratete er seine Gattin Hermine und wurde Vater einer Tochter. 1954 wurde er zum Bezirksobmann der Sozialistischen Jugend gewählt. Gruber wurde 1955 Betriebsrat, 1958 Obmann der SPÖ Sektion 9 und zog als jüngstes Mitglied in den Gemeinderat ein.

Er absolvierte 1959/60 die Sozialakademie mit Auszeichnung und war 1963 Mitbegründer des Landesverbandes der Elternvereine. Weiters war er Mitglied des Beirates beim NÖ Landesschulrat. Ab 1961 war Gruber bei der Pensionsversicherung tätig, wo er die Sprechtage für das westliche Niederösterreich einführte.

1970 wurde Gruber Stadtrat und Obmann des Bauausschusses sowie Mitglied des Finanzausschusses. Gleichzeitig übernahm Gruber die Funktion des geschäftsführenden Fraktionsobmannes. 1972 wurde er Bezirksobmann-Stellvertreter und Stadtobmann-Stellvertreter der SPÖ, 1975 Bezirksobmann des Gemeindevertreterverbandes. 1976 wurde Gruber Mitglied des neuen Raumordnungsbeirates für die Region St. Pölten und Lilienfeld. Ab 1976 war Gruber zudem Obmann des Traisenwasserverbandes.

1984 wurde er erster Vizebürgermeister und Obmann des Finanzausschusses, 1985 Stadtparteiobmann der SPÖ. Am 15. Juli wurde er zum 30. Bürgermeister St. Pöltens gewählt. Diese Position hielt er bis zu seiner Amtsübergabe an Bürgermeister Mag. Matthias Stadler im Juni 2004 inne.

46 Jahre seines Lebens stellte Willi Gruber in den Dienst der Stadt, 19 Jahre davon hat er das Idealbild eines erfolgreichen Bürgermeisters, eines wahren "Volksbürgermeisters" gelebt und geprägt.

Mit ganzer Kraft engagierte sich Willi Gruber für die Erhebung St. Pöltens zur Landeshauptstadt. Nachdem eine klare Mehrheit der LandesbürgerInnen für St. Pölten votiert hatte, erfolgte am 10. Juli 1986 die Erhebung St. Pöltens zur Landeshauptstadt. Dieses historische Ereignis wurde zum ganz besonderen Glanzpunkt seines politischen Wirkens.

Die Stadt unternahm in Folge alle Anstrengungen, damit der Bau des Regierungsviertels zügig voranschreiten konnte und die Übersiedlung der Landesregierung nach St. Pölten plangemäß erfolgte.

In der Amtszeit Grubers erfolgten des Weiteren der Neubau des Wasserwerkes, des städtischen Wirtschaftshofes, der Feuerwehrzentrale, der Bau des Veranstaltungszentrums, des Kulturhauses Wagram, der Landessportschule, des Hotels Metropol, der Gebietskrankenkasse, der Fachhochschule, mehrerer Einkaufszentren sowie zahlreicher Wohnungen, der Ausbau des Krankenhauses, die Sanierung der Musikschule, die Errichtung von Radwegen, sowie eine Verbesserung der Infrastruktur und der Umweltverhältnisse.
St. Pöltens Ruf als Kultur- und Bildungsstadt wurde durch zahlreiche Initiativen auf diesem Gebiet gefestigt.
Der Aufstieg St. Pöltens zum anerkannten Landeszentrum des größten Bundeslandes ist und bleibt somit untrennbar mit seinem Namen verbunden.

Auf die politischen Veränderungen im Osten reagierte Willi Gruber prompt und setzte mit der Aufnahme städtepartnerschaftlicher Beziehungen zu der mährischen Hauptstadt Brünn ein Zeichen. Schon vor dem Beitritt Österreichs zur EU hatte Willi Gruber seine Einstellung zu einem geeinten Europa akzentuiert, schließlich belohnte der Europarat das St. Pöltner Engagement mit der Ernennung zur Europastadt und mit der Verleihung mehrerer Europaauszeichnungen, darunter die höchste, der Europapreis.

Für seine besonderen Verdienste wurde ihm 2004 die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt verliehen. Weiters war Willi Gruber Ehrenringträger der SPÖ St. Pölten, Träger des silbernen und goldenen Komturkreuzes des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland NÖ und des silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, sowie Ehrenbürger der Partnerstadt Kurashiki in Japan.

Zudem war Willi Gruber Mitglied des Vorstandes der Allgemeinen Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft, Sparkassenrat der Sparkasse Region St.Pölten (bis 1984), Ehrenmitglied der FF St .Pölten, Ehrenmitglied der IPA, Obmann der Landesgruppe NÖ des Städtebundes, Mitglied der Geschäftsleitung und des Hauptausschusses des Österr. Städtebundes, Obmann des Tourismusverbandes NÖ Zentral und der Tourismuskommission, sowie Vorsitzender des "Kooperationsnetzwerkes der Europäischen Mittelstädte". Im Jahr 2000 rief Bürgermeister a. D. Willi Gruber den "Verein zur Förderung des Wohnens von Menschen mit besonderen Bedürfnissen" ins Leben.

Begräbnis von Bürgermeister a.D. Willi Gruber am 14. September
Der verstorbene Bürgermeister wird in einem Ehrengrab der Landeshauptstadt Stadt St. Pölten am städtischen Hauptfriedhof beigesetzt. Die Trauerzeremonie findet im Rathaus und am Rathausplatz statt

Um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich von Ehrenbürger und Bürgermeister a.D. Willi Gruber zu verabschieden, wird am 14. September von 08.00 Uhr bis 13.00 Uhr der Leichnam im Großen Sitzungssaal im 1. Stock des St. Pöltner Rathauses aufgebahrt. Es wird die Gelegenheit geboten, sich in das offizielle Kondolenzbuch der Landeshauptstadt St. Pölten einzutragen.

Die Trauerzeremonie findet am 14. September um 14.30 Uhr am St. Pöltner Rathausplatz statt.

Im Anschluss erfolgt die Beisetzung am Städtischen Hauptfriedhof in einem Ehrengrab der Landeshauptstadt St. Pölten.

Die Bevölkerung wird eingeladen, an der Trauerzeremonie teilzunehmen.

 

LH Pröll: Für Entwicklung der Landeshauptstadt eine Jahrhundertweiche gestellt
St. Pölten (nlk) - "Willi Gruber hat für die Entwicklung der Landeshauptstadt eine Jahrhundertweiche gestellt", sagte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll zum Ableben des ehemaligen St. Pöltner Bürgermeisters Willi Gruber. "Ausgehend von dieser Entscheidung, die Willi Gruber von Anfang an für seine Heimatstadt mitgetragen hat, konnte Niederösterreich einen völlig neuen Weg einschlagen: Die Verwaltungsstrukturen wurden modernisiert, architektonisch entstand in St. Pölten ein international hoch beachtetes Ambiente in Ergänzung zur Altstadt. Große kulturelle Impulse wurden hier möglich. Trotz ideologischer Unterschiede hat Willi Gruber zu Gunsten seiner Stadt auf Zusammenarbeit statt auf Gegeneinander gesetzt und wurde zu einem ,Stadtvater', der sich hohen Respekt erwarb", so Landeshauptmann Pröll.

"Mit Willi Gruber ist ein Politiker gegangen, der seine ganze Kraft zum Wohl St. Pöltens eingesetzt hat. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie", betonte Pröll.

 

Leitner: Tiefe Trauer in der Niederösterreichischen Sozialdemokratie
St. Pölten (spi) - "Niederösterreichs Sozialdemokratie erfüllt tiefe Trauer. Wir haben einen wertvollen Menschen, einen volksnahen Vorbildpolitiker und engen Freund verloren, der nicht nur seine geliebte Landeshauptstadt St. Pölten, sondern auch die Entwicklung Niederösterreichs in vielen Funktionen entscheidend mitgeprägt hat. Willi Gruber war ein Gründervater der Landeshauptstadt. Seiner Arbeit verdanken nicht nur seine St. Pöltnerinnen und St. Pöltner viel, sondern auch die Niederösterreichische Sozialdemokratie. Sein Rückhalt in der Bevölkerung und seine Beliebtheit waren die Auszeichnung der Menschen für seine Tätigkeit. Unsere Anteilnahme gilt nun seiner Familie", so der Vorsitzende der SPÖ-Niederösterreich, LHStv. Dr. Sepp Leitner, zum Ableben von St. Pöltens Altbürgermeister Willi Gruber.
 
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