Österreichs Wirtschaft steht still – aber voraussichtlich nicht lange   

erstellt am
14. 09. 12

Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im August mit drittem Rückgang in Folge auf minus 0,7 Punkte
Wien (ba) - Die Abkühlung des internationalen Konjunkturklimas und die andauernde Rezession in einigen europäischen Ländern setzen der heimischen Wirtschaft immer stärker zu. „Der Augustwert des Bank Austria Konjunkturindikators ist gegenüber dem Vormonat spürbar auf nur noch minus 0,7 Punkte abgesackt. Damit liegt der Indikator nun bereits den dritten Monat in Folge im negativen Bereich“, sagt Stefan Bruckbauer, der Chefvolkswirt der Bank Austria. Nach einer jüngst nur noch flachen Konjunkturentwicklung hat sich die Lage der österreichischen Wirtschaft mit Ende des Sommers nochmals merkbar eingetrübt. „Die heimische Wirtschaft hat den Wachstumspfad der vergangenen Quartale mittlerweile verlassen. Das schwierige internationale Umfeld belastet die Entwicklung in Österreich weiter, sodass in den kommenden Monaten bestenfalls eine Stagnation der heimischen Wirtschaft zu erwarten ist“, so Bruckbauer weiter.

Ausschlaggebend für die im Vergleich zu den Vormonaten nun stärker eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten, ist die Verschlechterung der Stimmung unter den heimischen Konsumenten. Die österreichischen Verbraucher sind zwar grundsätzlich nach wie vor optimistischer als in den meisten anderen europäischen Ländern. Doch zeigt die jüngste Verschlechterung der Situation am Arbeitsmarkt mit steigender Arbeitslosigkeit und nur noch stagnierender Beschäftigung nun offenbar auch in Österreich ihre Wirkung. Die Stimmung unter den Produzenten hat europaweit dagegen bereits den Tiefpunkt überwunden. In den wichtigsten europäischen Abnehmerländern der heimischen Betriebe hat sich das Industrievertrauen gewichtet mit den österreichischen Außenhandelsanteilen sogar leicht verbessert. Folglich blicken auch die heimischen Hersteller etwas positiver auf die kommenden Monate. „Das aktuelle Stimmungsbild, das die Entwicklung des Konjunkturindikators maßgeblich prägt, zeigt klar, dass die wettbewerbsfähigen heimischen Industriebetriebe sich auch in einem sehr fordernden europäischen Umfeld gut behaupten. Die Verunsicherung rund um die Eurokrise hält den privaten Verbraucher zu größerer Vorsicht und zu einem zurückhaltenderen Konsumver­halten an. Das schlägt sich derzeit natürlich dämpfend in der Wirtschaftsdynamik nieder“, analysiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Für das dritte Quartal 2012 ist angesichts der bestehenden Rahmenbedingungen nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria kein Wirtschaftswachstum in Österreich zu erwarten. Tatsächlich weisen die einlangenden Frühindikatoren sogar auf ein zunehmendes Risiko für eine leicht negative Wirtschaftsentwicklung im Herbst hin. Die Entscheidung der EZB zum Ankauf von Staatsanleihen, das grüne Licht der deutschen Verfassungsrichter zum ESM und die Maßnahmen für eine europäische Bankenaufsicht sind konkrete Fortschritte bei der Lösung der Eurokrise. Diese werden die Stimmung in den kommenden Monaten positiv beeinflussen und sollten damit den Grundstein für eine Umkehr des Konjunkturtrends legen. Zudem wird gegen Jahresende der im Vergleich zum Vorjahr etwas schwächere Euro die heimische Exportwirtschaft unterstützen, wenn auch starke Wachstumsimpulse vorerst ausbleiben werden. Österreich sollte eine erneute Rezession erspart werden, in der Eurozone hingegen wird die Wirtschaftsleistung sowohl im dritten als auch im Schlussquartal 2012 voraussichtlich sinken. Damit wird die Eurozone im Gesamtjahr 2012 einen Rückgang des BIP um 0,5 Prozent verzeichnen.

Dank des kräftigen Wachstumsschubs zu Beginn des Jahres wird die österreichische Wirtschaft dagegen trotz des Stillstands in der zweiten Jahreshälfte insgesamt 2012 ein moderates Plus erreichen. Dazu trägt auch die vergleichsweise günstige Entwicklung des Produktionssektors bei, der sich trotz Schwächesignalen insgesamt als erstaunlich stabil in dem sehr fordernden internationalen Umfeld erweist. „Wir halten an unserer optimistischen Wachstumseinschätzung von bis zu 1 Prozent für 2012 fest, wenn auch die jüngsten Indikatoren das Risiko einer Unterschreitung erhöht haben“, so Bruckbauer. Die Chancen sind weiterhin intakt, dass die österreichische Wirtschaft im kommenden Jahr auf einen lebhafteren Wachstumspfad einschwenken wird. „Für 2013 erwarten wir einen Anstieg des BIP um 1,2 Prozent, da wir die Weichen für eine erfolgreiche Lösung der Eurokrise nunmehr gestellt sehen und bei aller Volatilität von einer stetigen Beruhigung der Lage auf den Märkten ausgehen“, zeigt sich Bruckbauer optimistisch.

Inflation bleibt niedrig
Im August führten höhere Öl- und Nahrungsmittelpreise und der schwächere Euro zu einer Unterbrechung des Ende 2011 eingesetzten, rückläufigen Inflationstrends. Die Teuerung erreichte 2,2 Prozent im Jahresvergleich. Damit sank die Inflation im Durchschnitt von Jänner bis August auf 2,4 Prozent nach 3,3 Prozent im Jahresdurchschnitt 2011. „Wir gehen davon aus, dass die Inflation in den kommenden Monaten unter die 2-Prozent-Marke sinken wird, wenn auch durch den Auftrieb der Rohstoffpreise und dem schwächeren Eurokurs der rückläufige Trend verhaltener als angenommen ausfallen dürfte. Im Gesamtjahr 2012 wird die Inflationsrate knapp über 2 Prozent betragen“, meint Bruckbauer. Aus der Wirtschaft heraus ergibt sich aufgrund der flauen Konjunktur für absehbare Zeit kein Aufwärtsrisiko für die Inflation und auch durch die geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank erwarten die Ökonomen der Bank Austria keine negativen Konsequenzen. Das neue Programm zum Ankauf von Staatsanleihen der EZB wird die umlaufende Geldmenge nicht erhöhen, da die Anleihenkäufe neutralisiert werden. „Wir gehen davon aus, dass es der EZB gelingt die Liquidität rechtzeitig zu verringern, wenn die Wirtschaft wieder Tritt gefasst hat und somit auch weiterhin keine Inflationsgefahr besteht. Für 2013 erwarten wir einen Rückgang der Inflation auf 1,8 Prozent im Jahresdurchschnitt“, so Bruckbauer abschließend. Durch die eher moderate Wirtschaftsdynamik ist kein nachfrageseitiger Inflationsdruck in Sicht. Auch der voraussichtlich verhaltene Rohstoffpreisauftrieb infolge der globalen Abschwächung der Konjunktur stellt nur ein begrenztes Aufwärtsrisiko dar. Mit der Beruhigung der Eurokrise sollte sich der Kurs des Euro wieder festigen und dadurch auch die stabile Preisentwicklung unterstützen.
     
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