Eurobarometer-Umfrage   

erstellt am
24. 09. 12

71 % der Europäer befürworten einen stärkeren Wettbewerb im nationalen und regionalen Schienenverkehr
Brüssel (eu.europa) - 71 % der EU-Bürgerinnen und -Bürger stehen einer Öffnung ihrer nationalen und regionalen Schienenverkehrssysteme für den Wettbewerb positiv gegenüber. In allen Mitgliedstaaten (mit Ausnahme der Niederlande und Luxemburgs) liegt die Zustimmung bei über 60 %. 78 % der EU-Bürgerinnen und -Bürger erwarten von einem verstärkten Wettbewerb Vorteile für die Fahrgäste.

Wie eine spezielle Eurobarometer-Umfrage ergeben hat, sind derzeit weniger als die Hälfte (46 %) der Europäer mit ihren Eisenbahnsystemen zufrieden, obwohl sich dieser Wert seit 1997 (41 %) etwas verbessert hat. Die Zufriedenheitswerte liegen zwischen 67 % in Finnland und 18 % in Bulgarien. Vor allem in den mittel- und südosteuropäischen Mitgliedstaaten (Tschechische Republik, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Polen, Rumänien, Bulgarien und Griechenland) ist der Anteil der zufriedenen Fahrgäste insgesamt relativ gering.

Die meisten Befragten erwarten, dass sich die Liberalisierung positiv auf die Fahrscheinpreise (72 %), die Qualität der Dienstleistungen für die Fahrgäste (71 %), Komfort und Sauberkeit der Züge (70 %), Frequenz (68 %) und Pünktlichkeit des Bahnverkehrs (66 %), das Management von Eisenbahnunternehmen (63 %) und die Zahl der bedienten Bahnhöfe und Strecken (62 %) auswirkt.

Eine absolute Mehrheit der Europäer ist zudem davon überzeugt, dass die einzelnen Interessengruppen, wie Fahrgäste (78 %), private Schienenverkehrsbetreiber (68 %) und die Mitarbeiter von Eisenbahnunternehmen (55 %), von einem stärkeren Wettbewerb auf dem Schienenverkehrsmarkt profitieren werden.

Schließlich wünschen sich 70 % der EU-Bürgerinnen und -Bürger, dass der verstärkte Wettbewerb auch Angebote „ohne Extras“ wie im Billigflugsektor nach sich zieht, während 43 % Premium-Angebote (Mahlzeiten, Filme, Zeitungen etc.) begrüßen würden. Fast zwei Drittel (65 %) der Befragten wünschen sich zudem mehr Möglichkeiten für den Fahrscheinkauf (z. B. per Internet, mit dem Smartphone oder an Bord).


Die nächsten Schritte
Die Europäische Kommission plant, in den nächsten Monaten ein neues Maßnahmenpaket (das so genannte 4. Eisenbahnpaket) zu verabschieden, um die inländischen Schienenpersonenverkehrsmärkte für den Wettbewerb zu öffnen, durch Stärkung der Rolle der Europäischen Eisenbahnagentur die Vorlaufzeit bei der Markteinführung von Fahrzeugen zu verkürzen und die Verwaltung der Eisenbahninfrastruktur zu verbessern. Ziel ist es, die Effizienz des Eisenbahnbetriebs zu erhöhen und den Wettbewerb zu fördern.

Hintergrund
Mehr als die Hälfte der Menschen in Europa (55 %) nutzen nationale oder regionale Züge mindestens wöchentlich (6 %), mehrmals im Monat (4 %), mehrmals im Jahr (19%) oder bis zu einmal im Jahr (26 %). 45 % haben von diesem Angebot dagegen überhaupt noch nicht Gebrauch gemacht.

Etwas mehr als vierzig Prozent (41 %) fahren mindestens wöchentlich (7 %), mehrmals im Monat (5 %), mehrmals im Jahr (13 %) oder bis zu einmal pro Jahr (15 %) mit Vorstadtzügen, während fast sechzig Prozent dies noch nie getan haben (59 %).

Der größte Teil (70 %) der nationalen und regionalen Bahnreisen erfolgt dabei in der Freizeit; nur wenige Fahrgäste nutzen die Bahn für die Fahrt zur Arbeit oder zur Schule (10 %) oder für Geschäftsreisen (10 %).

Für mehr als 40 % der Menschen, die nie oder höchstens einmal pro Jahr mit dem Zug fahren, wären niedrigere Preise ein Anreiz für eine häufigere Nutzung (43 %). Andere Verbesserungen wurden weit seltener genannt: ein besseres Netz mit mehr Strecken oder Bahnhöfen (20 %), kürzere Fahrtzeiten (17 %), zuverlässigere Dienste (16 %), bequemere und sauberere Züge (16 %) und eine höhere Zugfrequenz (14 %). Fast dreißig Prozent der Befragten, die nie oder selten mit dem Zug fahren, gaben spontan an, dass sie dies auch bei einem verbesserten Angebot nicht häufiger tun würden (28 %).

Knapp die Hälfte der Europäer (46 %) sind zufrieden mit dem bestehenden nationalen oder regionalen Schienenverkehrssystem in ihrem Land. Doch auch der Anteil der Unzufriedenen ist relativ hoch (36 %).

Die meisten Befragten (71 %) stehen einer Öffnung der nationalen und regionalen Schienenverkehrssysteme für den Wettbewerb positiv gegenüber, sofern alle Betreiber dieselben Sicherheitsstandards einhalten müssen.
     
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