E-10-Treibstoff  

erstellt am
18. 09. 12

 Berlakovich: Einführung von E 10 wird vorläufig ausgesetzt
E 10 hatte von Anfang an viele Gegner, vor allem weil es in Deutschland Schwierigkeiten bei der Einführung gab.
Wien (bmlfuw) - Umweltminister Nikolaus Berlakovich wird die geplante Einführung des Biotreibstoffs E 10 vorläufig aussetzen. "Ich habe mit Klimakommissarin Hedegaard und Energiekommissar Öttinger gesprochen. Es ist sinnvoll die Einführung von E 10 in Österreich zum jetzigen Zeitpunkt auszusetzen, bis die Situation auf europäischer Ebene geklärt ist. Ich gehe davon aus, dass die verstärkte Nutzung pflanzlicher Rohstoffe als Ersatz fossiler Energieträger auf EU-Ebene weiter ein Thema bleibt. Österreich wird sich aktiv in die Debatte einbringen und das Thema weiter verfolgen", betonte der Minister.

"Tatsache ist, dass wir Klimaschutzziele erreichen müssen. Dazu hat sich Österreich verpflichtet. Dafür braucht es eine gemeinsame Anstrengung. E 10 hatte von Anfang an viele Gegner, vor allem weil es in Deutschland Schwierigkeiten bei der Einführung gab. Als die Dürre in den USA dazugekommen ist, wurde die Diskussion auf Teller und Tank zugespitzt. Eine sachliche Diskussion war nicht mehr möglich. Auf fossile Energie zu setzen, halte ich langfristig für einen ökologischen Irrweg. Unser Ziel wird es weiterhin bleiben, mit Erneuerbaren Energieträgern Klimaziele zu erreichen", betonte Berlakovich.

 

Bayr: Alternativen für den Klimaschutz - E10 hat ausgedient
Unselige Allianz zwischen Mineralölkonzernen und Autobauern international durchleuchten
Wien (sk) - Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, zeigt sich auch am Tag nach der Einsicht von Minister Berlakovich, E10 nicht ab Herbst einzuführen, erfreut: "Minister Berlakovich hat eingesehen: mit Essen tankt man nicht." Bayr hofft nun auf sinnvolle Vorschläge seitens der EU-Kommission für eine klimafreundliche Mobilität: "Ich begrüße es, dass die EU-Kommission davon abgekommen ist, die Produktion von Nahrungsmittel für Agro-Treibstoffe zu forcieren und deren Anteil nicht bis 2020 auf 10 Prozent zu erhöhen. Nun gilt es, Vorschläge zu erarbeiten, die sicherstellen, dass Agro-Treibstoffe weder soziale noch ökologische oder menschenrechtliche Nachteile mit sich bringen. Es darf also weder Regenwald abgeholzt werden, noch dürfen die Rechte von Indigenen oder Kleinbäuerinnen und Kleinbauern verletzt werden, damit die EU und andere Industrieregionen ihren Durst nach Agro-Treibstoffen stillen können."

Prinzipiell fordert Bayr Alternativen in der Mobilität, um einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten: "Die Stärkung von E-Mobility, der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, sowie die Förderung des Rad- und Fußgängerverkehrs sind wichtige Ansätze, um die individuelle Mobilität klimafreundlicher zu gestalten." Darüber hinaus muss der Spritverbrauch von Autos gesenkt werden. Bayr vermutet, dass auf diesem Gebiet technisch schon sehr viel möglich wäre, es aber an Absprachen scheitert: "Ich rufe die EU auf, den nicht verstummenden Gerüchten nach zu gehen, ob es Absprachen zwischen der Autoindustrie und der Mineralölbranche gibt, die den Einsatz von 2 Liter Autos verhindern. Es kann nicht sein, dass Technik vorhanden ist, aber nicht zum Einsatz kommt, weil gewisse Konzerne auf ihren Gewinn durch den Verkauf von möglichst viel klimaschädlichen fossilen Treibstoffen nicht verzichten wollen."

 

Hofer: E-10: Peinlicher Flopp für Berlakovich
Wien (fpd) - "Wir begrüßen den Stopp von E-10. Diese Maßnahme ist ein Sieg der Vernunft", sagte der freiheitliche Umweltsprecher NAbg. Norbert Hofer in Reaktion auf die späte Einsicht von Umweltminister Berlakovich, der mit seiner unverständlichen Beharrungspolitik nun einen veritablen Flopp eingefahren hat.

"Wir wollen keine Konkurrenzierung zwischen Teller und Tank. Schon jetzt werden Rohstoffe zur Agrospritherstellung nach Österreich importiert. Das ist ein Irrweg", betonte Hofer der davon ausgeht, dass das Thema E-10 nun gegessen ist.

 

Huber: Berlakovich bleibt unbelehrbar
Wien (bzö) - "Landwirtschaftsminister Berlakovich ist und bleibt unbelehrbar", kommentiert BZÖ-Agrarsprecher Abg. Gerhard Huber den Teilrückzieher bei der geplanten Einführung des Biosprits E10. "Berlakovich muss endlich die Landwirte und die Konsumenten vertreten und sich endlich gegen Raiffeisen/Agrana stellen", verlangt Huber und mahnt: "Wenn aus Getreide Benzin statt Brot produziert wird, dann läuft etwas falsch."

"In Deutschland ist E10 ein Flop, die EU verabschiedet sich gerade vom Plan, Nahrungsmittel in Autos zu verbrennen und in der Bundesregierung steht Berlakovich mit seinem sturen Festhalten an E10 allein da", kritisiert der BZÖ-Agrarsprecher. Sollte der Landwirtschaftsminister nicht endlich aufwachen und zugeben, dass seine E10-Pläne gescheitert sind, muss sein Parteichef Spindelegger seinen irregeleiteten Minister zur Räson bringen, verlangt Huber.

 

 Brunner/Pirklhuber: Berlakovich bleibt klimapolitischer Geisterfahrer
Grüne fordern konkrete Klimaschutzmaßnahmen wie z. B. Halbierung des Treibstoffverbrauchs
Wien (grüne) - Allen ist klar, dass E 10 am Ende ist, nachdem sich die EU-Kommission gegen die Einführung ausgesprochen hat. Lediglich Minister Berlakovich behauptet weiterhin, E10 sei eine Klimaschutzmaßnahme. "E 10 ist vom Tisch. Agrar-Treibstoffe werden nicht, wie Berlakovich behauptet, neu bewertet. Die Bewertung ist längst abgeschlossen und das Ergebnis ist, diese Treibstoffe sind zum Teil schädlicher für das Klima, als fossile Treibstoffe. Anstatt Umweltpolitik zu machen, redet Berlakovich seine klimapolitische Geisterfahrt schön", kommentiert die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner.

"E10 ist ineffizient, fördert Monokulturen mit hohem Pestizideinsatz und bedeutet, dass wir immer mehr Flächen verbrauchen, die wir nicht haben. Mit einer nachhaltigen Landwirtschaft hat das nichts zu tun", meint Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen. Bereits heute nutzt Europa außerhalb seines Gebietes zehn Prozent der Agrarflächen der EU zusätzlich (überwiegend in Form von Sojaflächen für die Fleischproduktion.).Die `Netherlands Environment Assessment Agency' schätzt, dass die EU für das E10-Ziel nochmal insgesamt 20 bis 30 Millionen Hektar benötigt. Das entspricht dem zehnfachen der österreichischen landwirtschaftlichen Nutzfläche. "Sollte Berlakovich ernsthaften Klimaschutz betreiben wollen, dann soll er sich dafür einsetzen, dass Effizienzsteigerungen im Automobilsektor festgeschrieben werden und der Kraftstoffverbrauch von Neuwagen verbindlich reduziert wird. Die Halbierung des Treibstoffverbrauchs insgesamt bis 2025 wäre eine Ansage, die wir uns wünschen würden", meinen Brunner und Pirklhuber.

 

 Herzele: Wieder mehr Geld für ineffiziente Biogas-Anlagen!
KonsumentInnen zahlen drauf bei neuer Ökostrom-Verordnung - AK überlegt Beschwerde bei EU-Kommission
Wien (ak) - So kann es nicht gehen: Die Verstromung von Nahrungsmittel-Rohstoffen wird mit steigenden Förderungen belohnt, kritisiert die AK. Der Wirtschaftsminister will mit der neuen Ökostrom-Verordnung, mit der die Preise - die sogenannten Einspeisetarife - für die Produktion von Ökostrom für 2012 und 2013 festgelegt werden, kleine Biogasanlagen noch mehr fördern. Mit der Förderung von Biogas-Anlagen wird die Verstromung von Mais und Getreide unterstützt. Das treibt die Preisschraube für Lebensmittel und Futtermittel in die Höhe und heizt Spekulationen weiter an", kritisiert die AK. Die AK überlegt nun eine beihilfenrechtliche Beschwerde bei der EU-Kommission.

"Die Konsumenten haben ein Recht, dass ihre Gelder in effiziente Ökostromanlagen fließen. Mit der Verstromung von Mais und Getreide zahlen sie doppelt: Hohe Förderbeiträge und höhere Preise für Lebensmittel. Hier werden Getreidebauern auf Kosten aller anderer massiv gefördert", sagt Herzele.

Während Landwirtschaftsminister Berlakovich seine E10 Pläne auf Eis legen hat müssen, geht diese Diskussion in Bezug auf Biogas an Minister Mitterlehner offenbar ganz vorüber. Die Fördermittel für Ökostrom kommen nicht aus dem öffentlichen Budget, sondern werden von den StromkonsumentInnen bezahlt, zum überwiegenden Teil von den privaten Haushalten. Das jährliche Unterstützungsvolumen für neue Ökostromanlagen wurde im letzten Jahr von 20 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro aufgestockt. Davon fließen allein zehn Millionen Euro jährlich in neue Biomasse- und Biogasanlagen. Bestehende Biogasanlagen werden zusätzlich mit Betriebskostenzuschüssen von insgesamt 20 Millionen Euro bedient. Trotzdem befindet sich der Großteil dieser Anlagen in massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Kein Wunder: Mit höheren Förderungen steigt auch die Nachfrage nach Mais und Getreide und damit der Preis.

Millionen Euro an Konsumentengelder werden so in den Sand gesetzt und in den Biogasanlagen vergärt, kritisiert die AK. Kosteneffizienz und Wirtschaftlichkeitskontrollen bleiben völlig auf der Strecke. Die AK fordert den Wirtschaftsminister auf, das Gutachten der E-Control, das die Grundlage für die Festlegung der Einspeisetarife bildet, unverzüglich zu veröffentlichen. Überdies fordert die AK auch einen Stopp der Förderung von Biogas-Anlagen, die mit Mais Ökostrom erzeugen.

 

Schellmann: Chance für Energiewende nutzen!
Wien (wwf) - Der WWF begrüßt die Nachdenkpause beim konfliktbesetzten Thema Agrosprit. "Nachdenken kann aber nur der erste Schritt zu einem Ausstieg aus diesem klimapolitischen Irrweg sein", betont WWF-Energieexperte Karl Schellmann. Der WWF fordert von Nikolaus Berlakovich eine grundlegende Kurskorrektur und eine echte Energiewende. Der Energieverbrauch muss halbiert und die CO2-Emissionen Österreichs durch den Umstieg auf Erneuerbare bis 2050 um 90 % gesenkt werden.

"Wenn der Umweltminister wirkliche Veränderungen Richtung Klimaschutz im Verkehrssektor will, muss er dafür sorgen, dass zuallererst der Spritverbrauch von Autos und LKWs drastisch reduziert wird", so Schellmann weiter. Der Ausbau der Öffentlichen Verkehrsnetze und die stärkere Nutzung von Energiequellen wie Sonne und Wind, sind ebenso wie die Elektromobilität mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen viel ambitionierter voranzutreiben. "Ein großer Teil der Gütertransporte und der gesamte innerösterreichische Flugverkehr müssen auf die Schiene. Nur mit diesen Großen Brocken lässt sich ein wirksamer und glaubwürdiger Klimaschutz umsetzen", so Schellmann vom WWF.

Die Flächennutzung für die Intensivlandwirtschaft bedingt in Österreich einen massiven Rückgang der Biodiversität. Die meisten Veränderungen in den letzten 50 Jahren haben in der Agrarlandschaft stattgefunden. Änderungen der Landnutzungsformen haben Verluste wertvoller Lebensräume, wie Trocken- und Magerrasen, Streuwiesen, Auwälder oder Moore zur Folge. Sie zählen zu den Hauptursachen des Artenverlustes. 61 % der Farn- und Blütenpflanzen, 60 % der Flechtenarten, 59,6 % der Wirbeltiere und gut ein Drittel der heimischen Großschmetterlinge sind gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht.

 

Westerhof: Zeit für umfassende Kehrtwende in Biospritpolitik
Greenpeace: Biotreibstoffe der zweiten Generation mit Vorsicht zu genießen
Wien (greenpeace) - Greenpeace begrüßt das gestrige Einlenken von Minister Berlakovich bei der geplanten Einführung von E10, nachdem auch die EU jetzt zurückrudert. Eine Erhöhung der Beimischungsquote hätte die Nachfrage nach Agrarland weiter gesteigert, was unter anderem zur Abholzung von Urwäldern führt. "E10 ist zwar weiterhin nicht ganz vom Tisch, die akute Bedrohung fällt aber momentan weg. Das ist eine gute Nachricht für die Umwelt", so Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof.

Greenpeace fordert jetzt eine umfassende Kehrtwende in der europäischen Biosprit-Politik. Zukünftig soll die Beimischungsquote jährlich von den Ernten abhängig gemacht werden. So können bei einer guten Ernte eventuelle Überschüsse vom Markt genommen und genutzt werden, gleichzeitig wird aber vermieden, dass von Übersee Rohstoffe importiert werden müssen, wenn die heimische Produktion nicht ausreicht. "Nicht die Auslastung des Agrana-Ethanolwerks in Pischelsdorf sondern die Interessen der Umwelt müssen im Mittelpunkt stehen", so Westerhof.

Greenpeace warnt vor überhöhten Erwartungen an sogenannte Biotreibstoffe der zweiten Generation. Hiermit werden gemeinhin Treibstoffe aus Rohstoffen gemeint, die nicht zwingend auch als Lebensmittel genutzt werden können. "Es geht nicht um die Frage, ob man die Rohstoffe essen kann oder nicht, sondern darum, ob es genug Anbauflächen gibt", erklärt Westerhof. "Auch die Produktion aus Reststoffen aus der Landwirtschaft, wie Stroh oder Durchforstungsholz, ist gefährlich. Denn es kann nicht unbeschränkt Biomasse vom Feld oder aus dem Wald entnommen werden, ohne dass der Boden darunter leidet."

Auch die Spritproduktion aus Algen darf laut Greenpeace nicht überschätzt werden. "Die realistisch zu erwartenden Produktionsmengen sind sehr gering", so Westerhof. "Um eine hohe Ausbeute zu erreichen, müssen die Algen gedüngt werden, was die Energiebilanz in den meisten Fällen erst recht verschlechtert".

Greenpeace fordert den Umweltminister auf, sich bei der EU verstärkt für sparsamere Autos einzusetzen. "Wir erwarten uns, dass sich Minister Berlakovich genauso hartnäckig für sparsamere Autos einsetzt, wie er es bis gestern für die Einführung von E10 getan hat", so Westerhof abschließend.

 

Wahlmüller: Energien in Richtung sinnvolle Verkehrspolitik umleiten
Global 2000:: Stopp von E10 absolut richtige Entscheidung. Derzeitige Biosprit-Politik kein Klimaschutz.
Wien (global 2000) - Für die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 hat Umweltminister Berlakovich nach den Diskussionen in den letzten Wochen die einzig richtige Entscheidung getroffen, E10 jetzt nicht einzuführen. GLOBAL 2000 fordert eine Trendwende: "Die starren Beimischungsquoten haben mehr Schaden angerichtet, als Nutzen gebracht. Statt immer mehr Biosprit beizumengen, sollen die Fahrzeughersteller verpflichtet werden, sparsamere Modelle auf den Markt zu bringen", sagt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

Würde die EU-Politik, zehn Prozent der Treibstoffe auf Biospritbasis beizumengen, umgesetzt, würden die Treibhausgasemissionen einer Studie des Institute for European Environmental Policy (IEEP) zufolge um 81 bis 167 Prozent höher ausfallen, als wenn herkömmlicher Benzin getankt würde. "Diesen Studien zufolge ist es aus Klimaschutzsicht besser, herkömmliches Benzin zu tanken als Biosprit", sagt Wahlmüller. "Die derzeitige Biosprit-Politik ist für den Klimaschutz kontraproduktiv."

Mehrere Berichte zeigten die schädlichen Wirkungen des "Biospritbooms", so ist es längst an der Zeit, dass auch der österreichische Umweltminister von der anfänglichen Euphorie Abstand nimmt. Die Reaktion der EU-Kommission kommt deshalb zum richtigen Zeitpunkt, allerdings ist vorgesehen, dass im Jahr 2020 immer noch fünf Prozent Biospritanteil auf Basis von Nahrungsmittelpflanzen erlaubt ist. Für Österreich, das laut Umweltbundesamt seine Quote mit einer Beimengung von 6,75 % (2011) statt der rechtlich vorgeschriebenen 5,75 % sogar übererfüllt, würde das aber sogar eine Senkung bedeuten. "Ursprünglich wollte man mit den Beimengungsquoten Klimaschutz voranbringen, jetzt sieht man aber, dass das ein Schuss ist, der nach hinten losgeht. Das sollte als Anlass genommen werden, das starre System von Beimengungsquoten abzuschaffen und nachhaltige Wege einzuschlagen. In Österreich müsste man sogar über eine Senkung der Quote reden und nicht über eine Einführung von E10 zu einem späteren Zeitpunkt", betont Wahlmüller abschließend.

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