Österreichs Industrie fehlen die Aufträge   

erstellt am
27. 09. 12

Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigt mit dem Rückgang auf nur noch 45,1 Punkte im September eine spürbare Abschwächung der Industriekonjunktur
Wien (ba) - Die Abkühlung der heimischen Industriekonjunktur hat sich mit Herbstbeginn weiter beschleunigt. „Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im September auf 45,1 Punkte gesunken, den niedrigsten Wert seit Mitte 2009. Ausschlaggebend war vor allem die spürbare Verschlechterung der Auftragslage, die zu einer Verringerung der Produktionsleistung und dem Abbau von Beschäftigung führte“, so Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria. Der Indikator liegt seit Juli dieses Jahres deutlich in jenem Wertebereich, der ein Schrumpfen der Industrieproduktion anzeigt. „Die Industrieproduktion ist von Juli bis September 2012 basierend auf den Umfragedaten des Bank Austria EinkaufsManagerIndex gesunken. Aufgrund des starken Einflusses des Produktionssektors, könnte das BIP im dritten Quartal sogar leicht zurückgegangen sein“, so Bruckbauer. Nach den sehr zurückhaltenden Wachstumszahlen im Sommer musste Österreich zum Herbstbeginn der Rezession in einigen Ländern der Eurozone doch noch stärker Tribut zollen.

Die zuletzt schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen für die heimische Industrie zeigen sich in der spürbaren weiteren Verschlechterung der Auftragslage im September. „Die Nachfrage nach ‚Made in Austria’ ist so stark zurückgegangen wie zuletzt im Frühjahr 2009. Insbesondere aus dem Ausland sind die Bestellungen stark gesunken, sodass die heimischen Industriebe­triebe die Produktionsleistung verringert haben“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Der Produktionsindex ist auf 46,2 Punkte gesunken und hat damit den tiefsten Wert seit über zwei Jahren erreicht.

Die österreichische Industrie hat mit einer weiteren Anpassung des Personalbedarfs an die veränderten Produktionserfordernisse reagiert. „Im September gingen den vierten Monat in Folge in der Industrie Jobs verloren. Zudem hat sich das Tempo des Beschäftigungsabbaus sogar noch erhöht“, meint Pudschedl. Angesichts weiter sinkender Auftragspolster und sich weiter verkürzender Lieferzeiten ist vorerst keine Umkehr des Beschäftigungstrends im Sektor in Sicht.

Ungeachtet der flauen Industriekonjunktur zeigen die Preistrends wieder leicht nach oben. Vor allem der schwache Euro hat die Einkaufspreise für Rohstoffe, insbesondere für Rohöl, erstmals seit vier Monaten wieder ansteigen lassen. „Im September haben nicht nur die Einkaufspreise, sondern auch die Verkaufspreise angezogen. Den Unternehmen ist es überwiegend gelungen, die gestiegenen Kosten zu überwälzen und damit die Ertragslage stabil zu halten“, so Pudschedl.

Die gestiegenen Preise unterstützen die Annahme, dass die Abkühlung der Industriekonjunktur mit dem aktuellen Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex bereits den Höhepunkt erreicht hat. Trotz des fortgesetzten Abbaus der Lager ist der Quotient aus dem Index für Neuaufträge und Lagerbestände aufgrund der noch stärker rückläufigen Bestellungen zwar leicht gesunken, er liegt jedoch weiterhin nur knapp unter der Neutralitätslinie. Aufgrund dieses zuverlässigen Frühindikators für die weitere Entwicklung der heimischen Wirtschaft ist in den kommenden Monaten mit einer sehr zurückhaltenden Entwicklung des Produktionssektors zu rechnen. Nach den bisher vorliegenden Daten für die ersten sieben Monate des Jahres ist die Industrieproduktion um durchschnittlich nur 0,2 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode gestiegen. Angesichts der ungünstigen Entwicklung gegen Ende 2011 wird die Industrie im Gesamtjahr 2012 – trotz der derzeit schwachen Impulse – noch ein Plus von bis zu 1 Prozent erzielen können. „Wir sehen die Weichen für eine erfolgreiche Lösung der Eurokrise nunmehr gestellt und gehen bei aller Volatilität von einer stetigen Beruhigung der Lage auf den Märkten aus. Daher schätzen wir die Aussichten für die Industrie für das kommende Jahr wieder günstiger ein. Für 2013 rechnen wir mit einem Anstieg der Industrieproduktion um rund 3 Prozent, womit der Sektor eine ganz wesentliche Stütze des gesamtwirtschaftlichen Wachstums von 1,2 Prozent sein wird“, so Bruckbauer, der abschließend betont: „Es wird allerdings noch einige Monate dauern, bis sich die Fortschritte bei der Lösung der Eurokrise auch in einer Verbesserung der Realwirtschaft niederschlagen werden.“
     
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