Meisterwerke im Fokus   

erstellt am
26. 09. 12

Emil Jakob Schindler. Poetischer Realismus
Wien (belvedere) - Mit der Ausstellung Emil Jakob Schindler. Poetischer Realismus in der Reihe Meisterwerke im Fokus präsentiert das Belvedere einen der bedeutendsten Vertreter der österreichischen Landschaftsmalerei, dessen Geburtstag sich 2012 zum 170. Mal und dessen Todestag sich heuer zum 120. Mal jährt. Mit seinem Werk, das im Spannungsfeld der französischen Schule von Barbizon und der Kunst Ferdinand Georg Waldmüllers steht, und seiner neuen Sicht auf die Natur schuf Emil Jakob Schindler eine Alternative zur opulenten Kunst der Ringstraßenzeit. Er entwickelte eine eigene Stimmungsmalerei, die sich den gängigen Etikettierungen wie Impressionismus, Realismus oder Romantik entzieht. Den Terminus poetischer Realismus hat Schindler für seine Kunst selbst gewählt.

Emil Jakob Schindler. Poetischer Realismus eröffnet dem Ausstellungsbesucher die Möglichkeit, mit den Augen eines Künstlers des 19. Jahrhunderts auf Entdeckungsreise zu gehen und dessen Naturerlebnissen nachzuspüren. "Schindler markiert mit seiner sensiblen Malerei den Umbruch von der opulenten Kunst der Ringstraßenzeit eines Hans Makart hin zu einer neuen Sicht auf die Natur. Anlässlich des Jubiläumsjahres und der engen historischen Verbindung zwischen Künstler und Museum freuen wir uns - 70 Jahre nach der letzten musealen Einzelpräsentation 1942 unter der Leitung des späteren Promotors und Nachlassverwalters Carl Moll - Emil Jakob Schindler heuer in der Reihe Meisterwerke im Fokus erneut im Belvedere zu präsentieren", sagt Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere. "Es war Schindlers Bestreben, die Versöhnung der Natur mit dem vom Menschen Geschaffenen, den Einklang mit der Natur und ihrem Rhythmus in seiner Arbeit zu erfassen. Seine Malerei gibt sich nicht spektakulär. Vielmehr präzisiert Schindler in seinen Bildern Beobachtungen der Natur, die unser Verhältnis zu ihr und unser Empfinden in ihr prägen." Gezeigt werden insgesamt rund 30 Werke des Künstlers, darunter Hauptwerke wie Pax, Mondaufgang in der Praterau oder Die Dampfschiffstation an der Donau gegenüber Kaisermühlen aus dem Sammlungsbestand des Belvedere sowie nationale und internationale Leihgaben.

Wegbereiter einer impressionistischen Anschauung
Schindlers Generation erneuerte die Landschaftsmalerei, in der die einfache Landschaft, der poetische Moment, die besondere Atmosphäre des Alltäglichen, sei es eines Gemüsegartens oder der Donauauen, geschildert und interpretiert wird. Obwohl ohne Professur an einer Akademie, beeinflusste Schindler zahlreiche Künstler wie Carl Moll, Olga Wisinger-Florian, Marie Egner und Theodor von Hörmann. Er vermittelte seinen Schülern neue Sichtweisen, die letztlich auch die Entwicklung hin zu einer impressionistischen Anschauung ermöglichten. Mit dieser neuen Auffassung der Landschaft wirkte der Künstler schulbildend für die Malerei seiner Zeit.

Emil Jakob Schindler (1842-1892)
Gegen den Willen seiner Eltern, die eine militärische Laufbahn für ihren Sohn vorgesehen hatten, entschied sich der aus einer niederösterreichischen Fabrikantenfamilie stammende Schindler für einen künstlerischen Werdegang. Aus seiner Ehe mit Anna Sophie Bergen gingen zwei Töchter hervor - die Erstgeborene Alma sollte einmal eine der prägenden Persönlichkeiten Wiens um 1900 und spätere "große Witwe" (Thomas Mann) von Gustav Mahler und Franz Werfel werden. Von 1860 bis 1868 war Schindler Schüler an der Akademie der bildenden Künste in Wien; 1869 wurde er Mitglied des Künstlerhauses. Schindlers künstlerischer Höhepunkt war Anfang der 1890-er Jahre. Kurz darauf, am 9. August 1892, verstarb er an den Folgen einer verschleppten Blinddarmentzündung.

Meisterwerke im Fokus
Im Sinne der zentralen Aufgaben und Stärken eines Museums - die Sammlung, ihre Bewahrung, Präsentation, Erweiterung und Vermittlung - präsentiert das Belvedere seit 2009 die Ausstellungsserie Meisterwerke im Fokus. Zweimal jährlich werden dabei spezielle Aspekte der österreichischen Kunstgeschichte in den Vordergrund gerückt, der Fokus wird auf thematische Schwerpunkte, einzelne Künstlerpersönlichkeiten oder herausragende Meisterwerke aus der Sammlung gerichtet. Integriert in die Dauerausstellung im Oberen Belvedere, aber dennoch architektonisch hervorgehoben konzentrieren sich die Präsentationen auf die Bedeutung ausgewählter Werke im Kontext der Sammlung sowie im Zusammenhang mit der Kunst und Kultur ihrer Zeit. Die zu den Ausstellungen erscheinende Buchreihe bietet in einer fächerübergreifenden Analyse und basierend auf neuesten Erkenntnissen in der Forschung neue Blickwinkel auf die Kunstwerke.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
     
Informationen: http://www.belvedere.at    
     
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