Pensionssystem  

erstellt am
25. 09. 12

Am 24.09. luden Pernsionsexperten, unter ihnen Bernd Marin, zu einer Pressekonferenz, anläßlich derer eine Idee von mehr als 50 Sozialexperten, Ökonomen und Unternehmern vorgestellt wurde. Diese sieht vor, daß ein Wechsel vom jetzigen "Generationenvertrag" hin zu einem "Beitragskonto" staatliche Zuschüsse drastisch reduzieren würden. Man würde demnach nicht mehr für die ältere Generation einzahlen, sonder für sich selbst. Und würde dann eben so viel Pension erhalten, wie man für sich einbezahlt hätte.

 

Ackerl: Expertenaufruf zu Pensionen stößt Menschen in die Altersarmut
Kapitalgedeckte Pensionssysteme strotzen vor Unsicherheit für die Menschen!
Linz (sp-ooe) - Die nun präsentierten Expertenvorschläge zu einer radikalen Veränderung des bestehenden Pensionssystems stoßen bei der SPÖ Oberösterreich auf entschiedene Ablehnung! "Es ist verantwortungslos wie einseitig manche Pensionsökonomen in den Chor der Schlechtmacher unseres bewährten Pensionssystems einstimmen. Es ist eindeutig nachgewiesen, dass unser Pensionssystem das sicherste, effizienteste und solidarischste der Welt ist. Nur Geschäftemacher und ähnliche Interessensgruppen versuchen das immer wieder in Abrede zu stellen und die Pensionen zu einem kapitalmarktfähigen Instrument verkommen zu lassen. Dabei geht es einzig und alleine um eine Frage: Wer zahlt gerecht in ein gemeinschaftliches System ein?", so LH-Stv. Josef Ackerl zu den jüngsten Äußerungen zu den Pensionen.

In einem Punkt sei den konservativen Pensionsökonomen aber Recht zu geben: Die Gesellschaft müsse im Pensionssystem entscheiden, wie sie die Finanzierung langfristig sicherstellen wolle. Es gebe im wesentlichen zwei Wege. Der eine führe über gemeinsame, gerechte Beitragsleistungen der Wirtschaft und ihrer Beschäftigten. Allerdings muss als Beitragsgrundlage in Zukunft dann auch die gesamte Wertschöpfung eingerechnet werden. "Untragbar ist etwa, dass die gesamte Spekulationsindustrie mit ihren immensen Gewinnen überhaupt keinen Beitrag zur generationenübergreifenden Absicherung leistet", so Ackerl.

Der andere Weg führt direkt in das konservative Credo kapitalmarktkonforme Geschäftsfelder zu schaffen. Hier geht es nur darum, zusätzliche Gewinne für Versicherungen und andere Kapitalmarktplayer herauszuschlagen. Es dürfe nicht übersehen werden, dass bei allen Pensionsfonds und -versicherungen immer an erster Stelle die eigenen Profite und erst dann die Erträge für die AnlegerInnen stünden. Das ist der ganz große Unterschied zu staatlichen Versicherungen.

Gemäß der konservativen Lebenslüge wonach jede/r ausschließlich selbst für sich verantwortlich sei. Schlage man einen Weg vor, der weite Teile der Gesellschaft direkt in die Altersarmut treibe. Denn wie sollen Teilzeitkräfte, insbesondere Frauen, WenigvedienerInnen und Saisonarbeitskräfte auch nur ansatzweise in der Lage sein genügend Beitragsleistungen anzusparen? "Es ist fast eine Verhöhnung dieser Menschen einen solchen Vorschlag überhaupt zu machen!", so Ackerl.

Die SPÖ Oberösterreich bekennt sich mit Nachdruck zum Weg der solidarischen Finanzierung und Absicherung aller Menschen. "Gerne treten wir daher in einen Dialog ein, der diese beiden Wege sorgsam abwägt", bietet Ackerl an.

 

Mikl-Leitner: Menschen Sicherheit geben, nicht Unsicherheit verbreiten
ÖAAB-GS Wöginger: Keine Panikmache, sondern nachhaltige Sicherung der Pensionen ist unsere Devise
Wien (öaab) - "Es ist Aufgabe der Politik, den Menschen Sicherheit zu geben und nicht Unsicherheit zu verbreiten. Wir haben mit dem Konsolidierungspaket nachhaltige Maßnahmen beschlossen, die ab dem Jahre 2014 greifen werden. Auch die Einführung eines Pensionskontos ist bereits beschlossen. Ziel ist, das faktische Pensionsantrittsalter um vier Jahre anzuheben. Der Staat hat hier verantwortungsvoll gehandelt und die Pensionen durch das Umsetzen des Reformpakets gesichert", betont ÖAAB-Bundesobfrau Johanna Mikl-Leitner zur aktuellen Pensionsdiskussion anlässlich eines Vorschlages einer Expertengruppe.

Der designierte ÖAAB-Generalsekretär August Wöginger ergänzt: "Um das Pensionssystem nachhaltig zu sichern gibt es drei Ansatzpunkte: niedrigere Pensionen, höhere Beiträge oder einen späteren Pensionsantritt. Die Lebenserwartung ist gestiegen und wird noch weiter steigen, deshalb haben wir uns gegen weitere finanzielle Verschlechterungen entschieden und setzen uns für Reformen beim Antrittsalter ein. Unser Ziel muss sein, das durchschnittliche Pensionsantrittsalter an das gesetzliche heranzuführen. Die notwendigen Maßnahmen wurden bereits beim Sparpaket beschlossen. Das Reformpaket zu den I-Pensionen wird noch heuer verabschiedet und wird sich ebenfalls positiv auf das Pensionssystem auswirken. Den Bundesbeitrag bei den Pensionen kann man nicht einfach abschaffen. Nicht Panikmache, sondern nachhaltige Sicherung der Pensionen ist unsere Devise".

 

Neubauer: Arbeiten bis 70 und Frühpension ab 40?
Aktuelle Reformvorschlags-Zurufe sind hochgradig unsozial!
Wien (fpd) - "'Alle Jahre wieder', ist man geneigt zu sagen, denn schließlich vergeht lange bevor die Pensionsanpassung für das Folgejahr beschlossen wird, kein Tag, ohne irgendeine unappetitliche Meldung, wie krank doch unser Pensionssystem sei, und dass die Renten so nicht mehr finanzierbar sind. Alle Jahre wieder werden wir eines Besseren belehrt. Die ganze Welt blickt auf unser Pensionssystem welches auf dem Generationenvertrag beruht und entgegen aller Unkenrufe nur einer prozentuell geringen staatlichen Zuzahlung bedarf", stellt der freiheitliche Seniorensprecher NAbg. Werner Neubauer zur aktuellen Diskussion über eine Pensionsreform fest.

"Jene, die über dermaßen überschüssige Energie verfügen, mögen diese sinnvoll einsetzen und sich Gendanken über eine wesentlich dringendere Sanierung der Pensionskassen machen. Doch scheinbar möchte man dieses, als gescheitert zu betrachtende System der Beitragsorientierung unbedingt auch noch im staatlichen Bereich unterbringen. Dies ist in höchstem Maß unsozial", sagt Neubauer.

"Was soll mit den vielen tüchtigen Menschen im Lande passieren, die zu wenig verdienen, um adäquate Beiträge überhaupt einzahlen zu können? Ich denke hier nur an Frauen, vor allem Mütter, die aus den verschiedensten Gründen auf viele Jahre zur Teilzeitarbeit gezwungen sind. Experten haben bereits berechnet, dass nach diesem von Wirtschaftslobbyisten dargestellten System viele bis zum siebzigsten Lebensjahr arbeiten müssten. Da stellt sich in weiterer Folge die Frage, wo man die Arbeitsplätze dafür hernehmen will, die es jetzt schon nicht mehr gibt", so der freiheitliche Seniorensprecher.

"In vielen Bereichen werden bereits jetzt die Menschen in die Frühpension gezwungen, bei der Post sogar schon gesunde und arbeitswillige Menschen im Alter von 39 Jahren", zeigt Neubauer anhand aktueller Fälle auf. Die Freiheitliche Partei Österreichs bekenne sich zur staatlichen und leistungsorientierten Säule des Pensionssystems. "Wir dürfen uns hier keine Experimente erlauben, und schon gar nicht solche, die von vorne herein zum Scheitern verurteilt sind. In einem derart instabilen Finanzmarkt, den Europa derzeit darstellt, sind diese Ideen fahrlässig und wird auf dem Rücken jener Menschen spekuliert, die nicht nur dieses Land aufgebaut, sondern auch für den Wohlstand in diesem Land verantwortlich zeichnen", betont Neubauer.

"Die derzeitige Art und Weise, wie die Pensionsdebatte wieder einmal geführt wird, ist unsachlich, unredlich und vielfach menschenunwürdig. Sie ist deshalb schleunigst zu beenden! Interessant ist nur, dass man weder von der Jungen Wirtschaft noch von anderen Exponenten, die nun so lautstark eine Reform fordern, einen Ton vernimmt, wenn es um die Harmonisierung der Systeme in Richtung ASVG bei den ÖBB, der Nationalbank, bei den Politikerpensionen oder um die Zwangspensionierungen geht. Auch die Sozialpartner haben sich bisher zu den arbeitsmarktpolitischen Vorschlägen bemerkenswert zurückgehalten. Ein sinnvoller Beitrag zur Erhaltung einer funktionierenden ersten Säule kann nur sein, den Arbeitsmarkt zu fördern, vor allem indem man altersgerechte Arbeitsplätze schafft, die nicht krank machen. Dann werden die Menschen auch gerne länger im Arbeitsprozess verbleiben wollen und nur solche Maßnahmen werden letztendlich zu einer Erhöhung des faktischen Antrittsalters führen", hält Neubauer abschließend fest.

 

 Foglar: Solidarisches Umlagesystem ist finanzierbar und gerecht
Verunsicherung der Menschen muss ein Ende haben
Wien (ögb) - "Es ist unverantwortlich und in höchstem Maße ärgerlich, wie mit dem Thema Pensionen seit Jahren die Menschen verunsichert werden", sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar auf die Forderung nach einem Totalumbau des Pensionssystems. "Die Reformen der vergangenen Jahrzehnte sollen jetzt einmal wirken, bevor die Menschen durch neuerliche Pensionsdebatten verunsichert werden. Und bester Garant für ein sicheres und ausreichend finanziertes Pensionssystem ist und bleibt Beschäftigung." Der Aufruf zu einem Totalumbau des Pensionssystems würde nahelegen, das System stehe vor dem Kollaps, wieder wurde behauptet, eine Reform sei finanziell unumgänglich. "Das ist nicht der Fall, das ist bewusste Irreführung", so Foglar. "Wenn man eine Abkehr vom umlagefinanzierten solidarischen Pensionssystem will, dann soll man das ganz klar aussprechen."

"Dass die Pensionen auch aus Budgetmitteln finanziert werden, ist bewusst und gewollt, das dient nicht der Defizitabdeckung, weil zu wenig Beiträge oder angeblich zu hohe Pensionen bezahlt werden", ärgert sich Foglar. "Das Pensionssystem, aber auch andere Systeme der sozialen Sicherheit, sind nicht geeignet, unter dem Deckmantel der Krise zusammengestutzt zu werden. Wenn man die Reformen, die in den vergangenen Jahrzehnten gemacht wurden, einmal wirken lässt, und wenn man für ausreichend Beschäftigung sorgt, dann sind wir von dem Katastrophenszenario, das manche gerne entwerfen, meilenweit entfernt."

"Wir sind dagegen, Dinge schönzureden, natürlich kann und muss man auch zur Sicherung der Pensionen viel tun - allen voran Beschäftigung schaffen und alternsgerechte Arbeitsplätze zur Verfügung stellen", so Foglar. "Wir lehnen es aber entschieden ab, mit dieser systematischen Schlechtrederei die Menschen in die Hände privater Pensionsversicherungen zu treiben. Es gibt keine Unterfinanzierung im heimischen Pensionssystem, für die die Steuerzahler einspringen müssen. Der Steueranteil an den Pensionen gehört vielmehr zum Grundprinzip der Pensionsfinanzierung in Österreich. "Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leisten ihren Beitrag, die Unternehmer und auch der Staat. Darauf baut unsere die Pensionsversicherung auf, das ist gewollt, dazu bekennen wir uns."

Zur Absicherung des Pensionssystems fordern AK und ÖGB unter anderem:

  • verstärkte Arbeitsmarktintegration von Jugendlichen
  • schnellere und langfristige Wiedereingliederung von Frauen nach Berufsunterbrechungen - bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • verbesserte Anrechnung von Ersatzzeiten für Kindererziehung und Arbeitslosigkeit auf die Pension
  • Vorbeugung vor Krankheiten und Gesundheitsförderung in den Betrieben
  • eine alternsgerechte Arbeitswelt, um die Beschäftigungsfähigkeit von ArbeitnehmerInnen zu sichern
  • Bonus-Malus-System zur Verbesserung der Beschäftigung älterer ArbeitnehmerInnen

 

 Leitl begrüßt Expertenaufruf zu nachhaltiger Pensionsreform
Kostenwahrheit und Transparenz im Pensionssystem müssen stärker in den Vordergrund gerückt werden
Wien (pwk) - Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl begrüßt die von einer hochrangigen Expertenrunde aufgestellte Forderung nach einer umfassenden und nachhaltigen Pensionsreform in Österreich: "Die Experten laufen mit ihren Forderungen bei der Wirtschaft offene Türen ein. Das Pensionsantrittsalter ist heute mit 58 um drei Jahre niedriger als vor 40 Jahren - und das bei einer um zwölf Jahre höheren Lebenserwartungen. Dieser Trend muss unbedingt gebrochen, das Pensionsantrittsalter dringend nach hinten verschoben werden. Nur so können auch die jüngeren Generationen noch angemessene Pensionen erhalten." Zudem sei eine umfassende Pensionsreform ein wichtiger Beitrag zur Budgetkonsolidierung und zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, der für die österreichischen Betriebe zu einem immer größeren Problem wird.

In Österreich werden Leistungen in Aussicht gestellt, deren Höhe nicht durch die Beitragsleistungen gedeckt ist. Daher werden aus dem Bundesbudget derzeit bereits fast 3 % des BIP zugeschossen, um die Pensionsansprüche decken zu können. Ohne weitergehende Reformen werden diese Zuschüsse im Jahr 2050 bereits 6,5% ausmachen.

"Die Fakten müssen auf den Tisch, Kostenwahrheit und Transparenz im Pensionssystem müssen noch viel stärker als bisher in den Vordergrund gerückt werden", ergänzt Martin Gleitsmann, Leiter der WKÖ-Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit, der heute Nachmittag eine Veranstaltung und Diskussion des hochrangigen Expertenkomitees mit Vertretern von Wirtschaft und Politik in der Industriellenvereinigung eröffnet. Dabei wird das System von beitragsbezogenen Pensionskonten vorgestellt, das bereits 1999 in Schweden erfolgreich eingeführt und das von dem hochrangigen Expertenkomitee nun auch für Österreich vorgeschlagen wurde. Demnach hängt die Pensionshöhe unmittelbar von den über das gesamte Arbeitsleben hindurch geleisteten Beiträgen ab.

Um die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern zu sichern und ältere Arbeitslose rasch wieder in Beschäftigung zu bringen, ist aus Sicht der Wirtschaftskammer eine ganze Reihe von Maßnahmen notwendig. So müssen z.B. die hohen Lohnkosten älterer Arbeitnehmer reduziert und die Arbeitsplätze alternsgerecht gestaltet werden. "Wir kommen aber nicht darum herum, im Pensionssystem selber anzusetzen, wie eine aktuelle Umfrage bestätigt. Denn unabhängig davon, welche Maßnahmen umgesetzt werden, gehen zwei Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer trotzdem so früh wie möglich in Pension. Hier gilt es ein Umdenken herbeizuführen", so Gleitsmann abschließend.

 

Wöss: AK kritisiert Debatte über weitere Pensionskürzungen
So genannte beitragsdefinierte Pensionskonten würden entweder zu weniger Pension oder zu höheren Beiträgen führen
Wien (ak) - Massive Pensionskürzungen für die heute Jüngeren oder starke Beitragserhöhungen: Das wäre die Konsequenz, würden die österreichischen Pensionen mit Ausnahme der Ersatzzeiten rein aus Pensionsbeiträgen finanziert, sagt Josef Wöss, Leiter der AK Wien-Abteilung Sozialpolitik. Er kritisiert die heute vorgeschlagenen "Beitragskonten auf Umlagebasis" als "gefährliches Spiel mit dem Pensionssystem". Mit der Abschaffung des Bundesbeitrags zu den Pensionen würde ein Grundpfeiler des österreichischen Pensionssystems abgesägt. "Wer sich um die Alterssicherung der heute Jüngeren Sorgen macht, muss sich vor allem darum kümmern, dass es genügend gute Arbeitsplätze und damit genug Geld im Pensionssystem gibt."

In Schweden gibt es "Beitragskonten auf Umlagebasis". Aber dort sind die Pensionsbeiträge mit 28 Prozent wesentlich höher als in Österreich, gibt es keine Höchstbeitragsgrundlage bei den Arbeitgeberbeiträgen und einen sehr strengen Kündugungsschutz. Soweit Arbeitgeberkündigungen überhaupt zulässig sind, gilt die Regel "first in, last out", was die Kündigung älterer ArbeitnehmerInnen vielfach unmöglich oder extrem teuer macht. Überdies hat Schweden zur Absicherung des Systems riesige öffentliche Pensionsfonds noch aus dem alten System. Trotzdem waren nach Ausbruch der Krise Pensionskürzungen notwendig, die durch Steuersenkungen und damit zu Lasten der öffentlichen Haushalte abgefedert werden mussten.

Für irreführend hält Wöss die Behauptung, das öffentliche Alterssicherungssystem in Österreich sei nicht auf den steigenden Altenanteil und auf die steigende Lebenserwartung vorbereitet. Das vor einigen Jahren geschaffene neue "Pensionskonto-Recht" für die Jüngeren (mit Lebensdurchrechnung, niedrigeren Steigerungsbeträgen, Zu- und Abschlägen für späteren/früheren Pensionsantritt etc) wurde unter Zugrundelegung der prognostizierten Entwicklungen konzipiert. Es ist Aufgabe der Regierung und des Gesetzgebers, auf allfällige Abweichungen vom veranschlagten "Pfad" zu reagieren, wie das zum Beispiel aktuell mit dem Invaliditätspaket geschieht.

Die durchgeführten Reformen bewirken, dass die bisher gegebenen Lohnersatzraten in Zukunft (in Anbetracht der dann längeren Lebenserwartung) nur mehr bei späterem Pensionsantritt erreichbar sein werden. Ausgehend vom noch immer sehr niedrigen faktischen Pensionsantrittsalter ist das an sich ein stimmiges System, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Menschen tatsächlich die Möglichkeit haben, länger in Beschäftigung zu bleiben.

Akuten Handlungsbedarf sieht Wöss vor allem in diesem Bereich und generell bei den vielen Problemen am Arbeitsmarkt (Arbeitslosigkeit, Ausbildungsdefizite, mangelnde Vereinbarkeit Beruf/Familie, zu wenig Gesundheitsschutz, zu wenig alternsgerechte Arbeitsplätze, etc): "Wer sich um die Alterssicherung der heute Jüngeren Sorgen macht, muss sich vor allem darum kümmern, dass es genügend gute Arbeitsplätze für alle Altersgruppen und eine faire Verteilung des erarbeiteten Wohlstands gibt." Wöss teilt die Einschätzung im EU Demographie Report 2008, wo es heißt: "Die Anhebung der Beschäftigungsquoten ist die beste Strategie, mit der sich Länder auf die Alterung der Bevölkerung vorbereiten können."

Eine weitere Absenkung des Pensionsniveaus, unter welchem Deckmantel auch immer, wäre demgegenüber der falsche Weg. Die Entwicklung in Deutschland, wo nach drastischen Pensionskürzungen nunmehr über Ergänzungszahlungen zu den Pensionen diskutiert wird, um den massiven Anstieg von Altersarmut zu verhindern, sollte Warnung genug sein.

 

 Blecha: Pensionsreform mit Pensions-Gutschrifts-Konto bereits erledigt…
…Arbeitsreform noch nicht – Schwedisches Modell nicht vergleichbar
Wien (pensionistenverband) - Er könne es schon nicht mehr hören, dass die Pensionen zu hoch, das Pensionsalter zu niedrig und der Staatszuschuss unfinanzierbar sei. "Wir brauchen zuerst eine Reform der Arbeitswelt mit altersgerechten Jobs. Wenn es diese gibt, wird auch längeres Arbeiten möglich sein", erklärte Pensionistenverbands-Präsident Karl Blecha anlässlich der Expertenvorschläge zu einer neuerlichen Pensionsreform.

Blecha fordert die Unternehmen und Betriebe auf, sich mehr um ihre älteren DienstnehmerInnen zu kümmern. "Viele Menschen werden durch die Arbeit krank, sind körperlich oder psychisch nicht mehr in der Lage, die geforderten Leistungen und das Tempo zu erfüllen. Dort müssen wir ansetzen", so Blecha.

Zum von den Experten vielgepriesenen schwedischen Modell merkte Blecha an, "dass es dort beispielsweise für den Dienstgeber keine Höchstbeitragsgrundlage gibt. Da bin ich gespannt, was der Herr Leitl dazu sagt", so Blecha. Der Pensionistenverbands-Präsident verwies darauf, dass es in Schweden ein traditionell tief verankertes Präventions- und Rehabilitationsmodell gibt, das bei uns gerade im Entstehen ist." Überdies werde ab 2014 ohnehin auf das Pensionsgutschrifts-Konto umgestellt.

Blecha hielt fest, "dass man schon heute länger als bis 65 arbeiten kann - wenn der Betrieb es will." Man solle also nicht so tun, als ob längeres Arbeiten in Österreich "verboten wäre", so Blecha. Einmal mehr forderte der Pensionistenverbands-Präsident auf, jene Betriebe zu bestrafen, die ältere Dienstnehmer aus dem Arbeitsleben mobben, in die Arbeitslosigkeit drängen oder de facto zwangspensionieren. Blecha: "Nach dem Verursacher-Prinzip sollen sie dafür zahlen, also die Kosten der Arbeitslosigkeit oder der Frühpension übernehmen. Derzeit hat nur der Dienstnehmer die Zeche zu bezahlen, und zwar durch höhere, lebenslange Abschläge, die zu verringerten Pensionen führen.

"Die Menschen wollen nicht ständig vom Herrn Marin hören, dass sie bis 70 arbeiten sollen und dafür eine halbe Pension bekommen. Die Menschen wollen altersgerechte Arbeitsplätze und sichere Pensionen", so Blecha abschließend.

 

 Khol: Experten-Vorschläge zu Pensionen müssen auf den Prüfstand
Kommission zur langfristigen Pensionssicherung soll Umsetzbarkeit und Auswirkungen prüfen.
Wien (seniorenbund) - Auf den am 24.09. von den Experten vorgelegten Reformplänen reagiert Dr. Andreas Khol, Bundesobmann des Österreichischen Seniorenbundes und amtsführender Präsident des Österreichischen Seniorenrates nicht mit grundsätzlicher Ablehnung, regt jedoch eine dringende Prüfung des Modells, inklusive aller Auswirkungen auf die Betroffenen, durch die Kommission zur langfristigen Pensionssicherung an.

Zu den ersten Details betont Khol:
"Am 1. Jänner 2014 werden fast alle Österreicherinnen und Österreicher auf das neue Pensionskonto umgestellt. Dies ist aus meiner Sicht die realistische Variante, während das heute vorgestellte Modell auf zumindest einer irrationalen Annahme beruht: Darin müsste der Staat die Gelder nämlich so veranlagen, dass die Zinsen immer zumindest die Inflation übersteigen. Wer die Erfahrungen bei den Pensionskassen oder bei den Finanzmarkt-Entwicklungen in der Krise berücksichtigt, hegt an dieser Variante wohl berechtigte Zweifel."

"Zudem erscheint das Modell als grobe Ungerechtigkeit gegenüber den jüngeren Generationen: Heute Junge zahlen jetzt mit ihren Pensionsbeiträgen die Pensionen der Älteren. Zugleich zahlen sie mit ihren Steuern den Staatszuschuss zu den Pensionen. Die erworbenen Ansprüche sollen bestehen bleiben. Aber wenn diese Jungen dann später selbst eine Pension erhalten, soll der Staat ihnen den Zuschuss nicht mehr leisten? Mit dem Pensionskonto, das ab 2014 gilt, erhöht sich ohnehin schon die Durchrechnung der Pensionsansprüche auf eine Lebensdurchrechnung, was mittelfristig die Pensionsersatzrate für die heute ganz Jungen senkt. Jetzt soll die gesamte Finanzierung auch noch auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer verteilt werden - der allgemeine Steuerzahler soll außen vor bleiben. Das wäre eine wirkliche Schlechterstellung der Jugend. Sie erhält weniger, als sie bezahlt hat", betont Khol zu einem weiteren Bedenken, das er nach erster Prüfung des Experten-Modells hegt.

"Hinzu kommt die soziale Schieflage, weil dieses Modell auf die soziale Leistungsfähigkeit des Einzelnen zu wenig Rücksicht nimmt: Wer richtig viel verdient soll auch mit 30 oder 40 in Pension gehen können - solange seine errechnete Einkunft über der Ausgleichszulage liegt? Und jemand der sehr wenig verdient muss dann bis 70 weiterarbeiten, damit er diese Grenze überhaupt knackt? Wie gesagt: Ich ersuche die Kommission zur langfristigen Pensionssicherung um detailreiche Prüfung zur Umsetzung dieses Modells. Derzeit scheint es einige Lücken aufzuweisen, die man diskutieren muss, bevor man sich ein Urteil bilden kann", betont Khol.

"Mir persönlich wäre es wichtiger, es würde uns mit vereinten Kräften gelingen, das per 2014 geltende Pensionskonto endlich auf alle Berufsgruppen möglichst rasch auszuweiten - ASVG für alle bleibt hier das erklärte Ziel. Auch die Anstrengungen zur Erhöhung des wirklichen Pensionsantrittsalters auf das gesetzliche Alter oder der gemeinsame Kampf gegen Kündigungen kurz vor Erreichen des Pensionsalters bzw. gegen noch immer stattfindende Zwangspensionierungen erscheinen mir in diesem Zusammenhang als realistischere und vor allem dringlichere Ziele, die man gemeinsam dringend angehen sollte", hält Khol abschließend fest.
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
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