Hohe Ehrung für Werner Schneyder   

erstellt am
04. 10. 12

Kulturministerin Schmied zeichnete Schneyder mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse aus
Wien (bmukk) - Am Nachmittags des 03.10. zeichnete Kulturministerin Claudia Schmied den Schriftsteller, Kabarettist, Schauspieler und Regisseur Werner Schneyder mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse aus. Die Laudatio hielt Konstantin Wecker. Die Überreichung des Dekrets und der Insignien fand im Rahmen eines Festakts im Kreise zahlreicher WegbegleiterInnen, KünstlerInnen und KollegInnen sowie Freunde und Familienmitgliedern des Preisträgers im Audienzsaal des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur statt. Zu den Gästen zählten Hans Mahr, Eva Glawischnig-Piesczek, Matthias Hartmann, Angelika Hager, Eva Maria Marold, Karl und Martina Hohenlohe, Alfred Gusenbauer, Eveline und Walter Eselböck, Laura Rudas, Nikole Beutler, Lukas Resetarits, Heide Schmidt, Harald Serafin, Dieter Chmelar, Oliver Baier und viele mehr. Musikalisch wurde der Festakt vom Trio Fidelio, vertreten durch Alen Dzambic, Yueming Xu-Ertl und Nikola Djoric, umrahmt.

Kulturministerin Claudia Schmied: "Dass Werner Schneyder als - wie er sich selbst bezeichnet - "Meinungsträger" nie arbeitslos sein würde, ist beruhigend, denn wir brauchen Menschen wie ihn. Wir brauchen Menschen, die aufrütteln und mahnen, Menschen, die eine spitze Feder führen und damit Speerspitzen gegen das Absurde liefern. Heute ehren wir einen Mann, dessen kritisches Sprach- und Denkvermögen wir zugleich bewundern und fürchten. In seinen Programmen kommentiert und argumentiert er über die Notwendigkeit eines anderen Umgangs mit dem Leben und der Würde des Menschen: Satire ist nicht der Feind der 'heilen Welt', sondern die Forderung danach. Wir schätzen Werner Schneyder und erfreuen uns an seinen Beiträgen als Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur, Schauspieler, TV-Moderator, Journalist, Dramaturg, Werbetexter, Ringrichter, Sportreporter, Barsänger und vieles mehr."

Laudator Konstantin Wecker einleitend: "Dass Werner Schneyder auf diesen Sockel der ganz Großen hinaufgehört, ist nun selbstverständlich schon immer meine Meinung gewesen. Dass aber ein Staat zu dem gleichen Ergebnis gekommen ist, dass also ein Staat und ich sich in einer kulturellen Frage völlig einig sind - das hat mich vor Überraschung beinahe von meinem eigenen, eher staatsfernen Sockel gehauen." Konstantin Wecker meinte, dass es sich bei Werner Schneyder mit der Sprache ähnlich verhält wie bei Franz Beckenbauer mit dem Ball: "Dem Beckenbauer entspringt der Ball nicht und einem Werner Schneyder entspringt die Sprache nicht. In seinen großartigen Übersetzungen wird die Grenze zwischen Übersetzung und Nachdichtung völlig transzendiert, denn Werner Schneyder gelingt es, mit perfekter Präzision zu übersetzen und gleichzeitig mit ungehemmter Freiheit nachzudichten."

"Werner Schneyder ist manchem Konflikt nicht ausgewichen, nämlich dann, wenn er der Meinung war, dass dieser Konflikt notwendig sei und deshalb ausgefochten gehöre. Viele sehen und sahen darin Streitlust, Egomanie, etwas Zänkisches. Ich sehe darin ein tiefwurzelndes Verantwortungsgefühl des Werner Schneyder. Für ihn geht eine öffentliche Position mit der Verpflichtung einher, diese Position zu nutzen zur Förderung des Wahren, Guten und Schönen", so der Laudator weiter.

"Ich habe viele Facetten seines künstlerischen Schaffens kennen lernen dürfen und ich war - und das ist jetzt ganz bestimmt kein festrednerischer Zuckerguss - zuverlässig begeistert", betonte Wecker. Im Zentrum seiner Laudatio stünde Werner Schneyder - der Poet, denn "von all seinen Talenten, mit denen er so überreich gesegnet ist, scheint mir dieses das Herausragendste zu sein", so Konstantin Wecker, der seinen Freund Schneyder aufforderte: "Solltest Du Schwierigkeiten damit haben, mein heutiges Lob zu ertragen, so sei jetzt bitte ganz tapfer."

Am Ende seiner Laudatio fasst Konstantin Wecker zusammen: "Werner Schneyder ist ein großartiger Künstler und deshalb, wie alle Großen, ein zweifelnder und bescheidener Mann geblieben. Und ich bin froh, lieber Werner, heute dein Laudator sein zu dürfen. Mehr noch aber freue ich mich, Dich einen Freund nennen zu können."

Werner Schneyder bedankte sich mit den Worten: "Ich danke und ich bin nicht stolz, sondern froh." Er sei glücklich, "Kabarettist zu sein, denn nur als Kabarettist darf ich ungestraft alles können."

Werner Schneyder wurde als Fernsehunterhalter, Moderator und Chansonsänger bekannt und gilt als Doyen des österreichischen politischen Kabaretts. Seine Berufe und Berufungen waren vielseitig, er arbeitete als Werbetexter, Autor, Journalist, Drehbuchautor, Stückeschreiber, Schauspieler, Regisseur, Dramaturg, Moderator, Box-Kommentator, Chansonsänger und Kabarettist.

Der promovierte Kunsthistoriker und Publizist wurde am 25. Jänner 1937 in Graz geboren. Nach dem Studium arbeitete er als Werbetexter, bis er 1962 als Dramaturg für die Landestheater Salzburg und Linz beschäftigt war, daneben war er auch als Stückeschreiber tätig.

Von 1965 an arbeitete Schneyder als freier Autor, bis ihn Kurt Weinzierl mit dem Kabarettisten Dieter Hildebrandt zusammenführte: 1974 begann die achtjährige Erfolgspartnerschaft des Duos - das im gesamten deutschen Sprachraum Furore machte - in der "Münchner Lach- und Schießgesellschaft". 1982 trennte sich das Duo, Schneyder tourte als Solo-Kabarettist durch Österreich und Deutschland.

Mit Beginn des Jahres 1996 beendete Werner Schneyder seine Karriere im Kleinkunst-Bereich um nach zwölf Jahren mit dem Comeback-Programm 'Ich bin konservativ' "wortbrüchig" zu werden.

Werner Schneyder ist aber auch für seine literarischen Publikationen bekannt. Sein literarischer Weg begann mit drei Taschenbüchern mit Politlyrik und Aphorismen. Daneben schrieb er den humoristischen Roman "Die Unternehmungen des Herrn Hans". Aus den drei Paperbacks entstand der Auswahlband "Gelächter vor dem Aus". Es folgten Satiren- und Erzählbände, das literarisches Porträt "Erich Kästner - ein brauchbarer Autor", zwei Auswahlbände "Schreibzeit" und "Zeitspiel", der Bericht über eine Theaterarbeit, "Meiningen oder die Liebe und das Theater", der Gedichtband "Reimzeit", der Essayband "Ansichten eines Solisten", das Selbstporträt "Ich, Werner Schneyder - Meine zwölf Leben", drei Jahre nach dem Tod seiner Frau Ilse "Krebs - Eine Nacherzählung". Zuletzt erschienen ausgewählte Erzählungen, "Die Socken des Kritiker".

Werner Schneyder ist Mitglied des österreichischen PEN-Clubs und Träger zahlreicher Auszeichnungen, wie dem Nestroy-Ring der Stadt Wien, dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Salzburger Stier (Ehrenpreis).

Das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse" zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich durch besonders hochstehende schöpferische bzw. anerkennenswerte Leistungen auf den Gebieten der Wissenschaft oder der Kunst allgemeine Anerkennung und einen hervorragenden Namen erworben haben.
     
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