Friedensnobelpreis  

erstellt am
12. 10. 12

Am 12.10. gab das Norwegische Nobelkomitee bekannt, daß der Friedensnobelpreis 2012 der Europäischen Union für deren Verdienste für ein friedliches Europa und die Versöhnung zwischen West und Ost verliehen werden wird.
     
Europäische Union erhält Friedensnobelpreis 2012
Brüssel (ec.europe) - Der Friedensnobelpreis 2012 wurde am 12.10. der Europäischen Union zuerkannt. Mit dieser Auszeichnung wird der Beitrag gewürdigt, den die EU über sechs Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten geleistet hat.

Präsident des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy, und der Präsident der Europäischen Kommission, Jose Manuel Barroso, stellten in einer gemeinsamen Erklärung fest: „Die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis 2012 ist für die Europäische Union eine außergewöhnliche Ehre. Dieser Preis ist die größtmögliche Anerkennung für die politischen Grundgedanken, auf denen unsere Union beruht, und für die beispiellosen Anstrengungen einer stets wachsenden Zahl europäischer Staaten mit dem Ziel, Feindschaft und Spaltung zu überwinden und gemeinsam einen Kontinent des Friedens und Wohlstands zu schaffen. Es ist eine Auszeichnung nicht nur für das Projekt und die Institutionen, die ein gemeinsames Interesse verkörpern, sondern für die 500 Millionen Bürger der Union.“

Mit Blick auf die Zukunft bekräftigten die beiden Präsidenten das anhaltende Engagement der Europäischen Union „für die Förderung von Frieden und Sicherheit in unseren Nachbarregionen und weltweit“.

Das norwegische Nobelpreiskomitee betonte den „Beitrag, den die EU über sechs Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa geleistet hat“.

Es würdigte die stabilisierende Rolle der EU, die mitgeholfen habe, „Europa von einem Kontinent des Krieges in einen Kontinent des Friedens umzuwandeln“. Die Arbeit der EU, so das Nobelkomitee, stelle eine „Verbrüderung von Nationen“ dar und sei eine Form der von Alfred Nobel in seinem Vermächtnis von 1895 als Kriterien für den Friedenspreis genannten „Friedenskongresse“.

 

Schulz: Dieser Nobelpreis ist ein Preis ist für alle EU-Bürgerinnen und Bürger
Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, sagte unmittelbar nach Bekanntgabe der Entscheidung des Nobel-Komitees:
Wien (europarl) - "Es ist eine große Ehre, dass die Europäische Union den Friedensnobelpreis erhält. Dieser Nobelpreis ist eine Auszeichnung für alle Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union. Wir im Europäischen Parlament sind zutiefst berührt. Die Europäische Union hat unseren Kontinent friedlich vereint und aus ehemaligen Erzfeinden Freunde gemacht. Diese historische Leistung ist zu Recht preiswürdig."

"Die Werte Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtstaatlichkeit und der Respekt vor den Menschenrechten sind das Fundament unserer Europäischen Union. Diese Grundwerte sind Maßstab für all unser Handeln, sowohl nach Innen hin als auch nach Außen. Einige Länder verhandeln derzeit ihren Beitritt zur Europäischen Union, was zeigt, dass die Anziehungskraft unserer Gemeinschaft trotz der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen nach wie vor ungebrochen ist."

"Die Prinzipien der Europäischen Union und die Werte der Versöhnung mögen anderen Regionen der Welt als Inspiration dienen. Vom Balkan bis zum Kaukasus ist die Europäische Union ein Leuchtturm für Demokratie und Verständigung."

"Im Namen des Europäischen Parlaments freuen wir uns gemeinsam mit den anderen EU-Institutionen und mit den Bürgerinnen und Bürgern der Europäischen Union auf die Nobelpreis-Verleihung in Oslo."

 

Faymann: Würdigung und Auftrag
Wien (bpd) - "Die Zuerkennung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union ist mehr als nur die Würdigung der bisherigen Leistungen der EU, die in ihrem Kern als Friedensinstrument gegründet worden ist. Sie ist auch der Auftrag an die EU, verstärkt für den sozialen Ausgleich zu wirken, Maßnahmen zur Sicherung der Beschäftigung zu setzen und die Menschenrechte zu sichern. In der Weiterentwicklung dieser wichtigen Anliegen aller Menschen sehe ich den Auftrag, den wir Europäer, den die europäische Demokratie, mit diesem Preis bekommen haben", so Bundeskanzler Werner Faymann in seiner ersten Stellungnahme.

 

Spindelegger: Anerkennung der EU als Wegweiser zu Frieden, Sicherheit und Wohlstand
Preis ist Absage an Schwarzseher in der EU
Wien (bmeia) - "Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union würdigt das Nobelkomitee die historische Leistung der Überwindung von Konflikten und Feindschaften und der Integration des Kontinents", so Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger anlässlich der Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises an die Europäische Union.

"Gerade in Zeiten, in denen in Verbindung mit der EU immer nur von Krisen geredet wird, ist es wichtig diesen herausragenden Erfolg wieder deutlich in Erinnerung zu rufen. Der Preis ist somit auch eine klare Absage an die Selbstzweifler und Schwarzseher in der EU. Während die Welt unsere Errungenschaften bewundert, ergehen wir uns allzu oft in Selbstzweifel und Zukunftsängsten, statt mit einem gesunden Selbstvertrauen in die Zukunft zu blicken. Es gibt genug, worauf wir in Europa stolz sein können!", betonte der Vizekanzler.

Um dies zu erreichen, wurde in den letzten 60 Jahren Großartiges geleistet: Generationen haben an gemeinsamem und nachhaltigem Frieden, an Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität in Europa gearbeitet. Die Mitgliedstaaten der Union haben aus freien Stücken beschlossen, Souveränitätsrechte zu teilen und ihre Interessen und Geschicke miteinander zu verflechten. So wurden die Grenzen abgebaut, die Märkte geöffnet, in vielen Bereichen gemeinsame Normen und Regeln vereinbart, die Union auf bald 28 Mitglieder erweitert, ein gemeinsamer Währungsraum geschaffen und den europäischen Bürgerinnen und Bürgern weltweit einzigartige Freiheiten eröffnet und ein nie dagewesener Wohlstand gesichert. So ist die Union auch zu einer starken internationalen Kraft und zu einem verlässlichen Partner in der Welt geworden.

"Diese Leistungen haben sich auch als starke gemeinsame Basis in Krisenzeiten bewährt und ein solides Fundament für die Zukunft Europas geschaffen. Europa wird diesen Weg entschlossen weitergehen", erklärte Spindelegger abschließend.

 

Mölzer: Mit EU geht Friedensnobelpreis an ein Gebilde, das die Demokratie abbaut
Heutige EU hat sich meilenweit vom europäischen Friedensprojekt entfernt - Euro hat nicht europäische Völker zusammengeführt, sondern spaltet sie
Wien (fpd) - Verwundert zeigte sich Andreas Mölzer, freiheitlicher Delegationsleiter im Europäischen Parlament, über die Entscheidung des Nobelpreis-Komitees, den diesjährigen Friedensnobelpreis der EU zuzuerkennen. "Die Begründung, bei der Europäischen Union handle es sich um ein erfolgreiches Friedensprojekt, ist nur eine Seite der Medaille. Die unzähligen Irrwege, die die EU in den letzten Jahren und Jahrzehnten genommen hat, werden dabei ausgeblendet", hielt Mölzer fest.

Wenn das Nobelpreis-Komitee die EU in der derzeitigen Eurokrise allen Ernstes als "Faktor der Stabilität" betrachte, dann unterlägen die honorigen Damen und Herren einem Trugschluss, so der freiheitliche Europaabgeordnete. "Die EU legt mit ihrem Vereinheitlichungs- und Zentralisierungswahl den Keim für kommende Konflikte, was die Eurokrise eindrucksvoll bestätigt. Denn die Währungsunion hat nicht zu einem Zusammenwachsen der europäischen Völker geführt, sondern zu neuem Hass und zu Spaltungstendenzen", betonte Mölzer.

Zudem wies der freiheitliche EU-Mandatar darauf hin, dass die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union noch aus weiteren Gründen bedenklich sei: "Vom europäischen Friedensprojekt hat sich die real existierende Europäische Union unserer Tage meilenweit entfernt. Anstatt die Bürgerbeteiligung auszubauen, wird, wie der ESM zeigt, die Demokratie eingeschränkt, wichtige Entscheidungen werden hinter verschlossenen Türken getroffen, und in Zukunftsfragen wie der Bekämpfung der illegalen Zuwanderung hat die EU vollkommen versagt", schloss Mölzer.

 

Bucher: Unglaubliche Herabwürdigung dieser Auszeichnung
Wien (bzö) - "Den Friedensnobelpreis an die EU zu vergeben, stellt eine unglaubliche Herabwürdigung dieser Auszeichnung dar. Wenn man bedenkt, dass die EU-Bürokraten fernab der wahren Probleme der Bürgerinnen und Bürger agieren, wird diese Auszeichnung ad absurdum geführt. Mit dieser Vergabe ist das Komitee nicht mehr ernst zu nehmen. Wenn man schon keine würdigen Personen oder Institutionen findet, die dieser Auszeichnung wirklich gerecht werden, dann hätte man diesen Preis lieber ein Jahr entfallen lassen sollen, wie dies auch vorgesehen ist", so BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher.

 

 Lunacek: Anerkennung und Auftrag zugleich!
Grüne: Sozialer Frieden in den Krisenländern der Gemeinschaft muss jetzt oberste Priorität haben
Wien (grüne) - "Die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union ist neben der Würdigung für das erfolgreichste Friedensprojekt, das dieser Kontinent und die Welt je gesehen haben, vor allem auch ein Auftrag an die gegenwärtige und zukünftige Ausrichtung der EU-Politik - nach innen und nach außen. Es genügt nicht, sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit auszuruhen. Noch dazu wo dieses Friedensprojekt zuletzt an Überzeugungskraft für die EU-Bürgerinnen und -Bürger, vor allem in der jüngeren Generation, eingebüßt hat. Nun muss die EU diesen Friedensauftrag sehr ernst nehmen und dafür eintreten, dass sie als Friedensmacht im UN-Sicherheitsrat mit einem Sitz präsent ist und dass sie Menschenrechten in der Außenpolitik den Vorrang vor einseitigen Wirtschaftsinteressen gibt. Der Nobelpreis ist außerdem ein Auftrag, dass die EU sich für den sozialen Frieden in den Krisenländern der Gemeinschaft verantwortlich fühlen muss", erklärt Ulrike Lunacek, Europasprecherin der Grünen und außenpolitische Sprecherin der Grünen/EFA-Fraktion im Europaparlament zur Entscheidung des Nobelkomitees im norwegischen Parlament in Oslo.

Sowohl bei der Übergabe des Preises als auch bei der Entscheidung über die weitere Bestimmung des Preisgeldes erwartet sich Lunacek, "dass das Europäische Parlament als einzige direkt gewählte Institution der Europäischen Union mit einbezogen wird. Ich persönlich werde mich dafür einsetzen, das Preisgeld für die Arbeit des Europäischen Menschenrechtsinstrumentes EIDHR (European Instrument for Democracy and Human Rights) zu verwenden."

Lunacek: "Erfreulich ist, dass dieser Preis gerade aus einem Nicht-EU- und teilweise sehr EU-kritischen Land kommt. Das zeigt, dass die Strahlkraft des europäischen Einigungs- und Friedensprozesses auch außerhalb der Unionsgrenzen geschätzt wird. Laut dem Lissabon-Vertrag ist die EU dazu verpflichtet, einen Beitrag zu globaler nachhaltiger Entwicklung, zu Solidarität und gegenseitiger Achtung unter den Völkern sowie zu freiem und gerechtem Handel zu leisten. Mit der Zuerkennung des prestigeträchtigsten Preises der Welt sollten sich alle Verantwortlichen in der EU dieses Auftrags wieder neu besinnen - das wäre mit Sicherheit die effektivste Methode um den ökonomischen wie ökologischen und sozialen Krisen in der EU und weltweit beizukommen."

 

 Leitl: Hoch verdiente Anerkennung und Auftrag, das Rad der Integration weiterzudrehen
Großer und wichtiger Tag für Europa - Errungenschaften des europäischen Weges können nicht hoch genug geschätzt werden
Wien (pwk) - "Das ist eine hoch verdiente Anerkennung für ein einzigartiges Friedensprojekt gerade jetzt, wo die EU eine schwierige Zeit durchmacht, und ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des europäischen Bewusstseins", kommentiert Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union.

"Die EU steht für ein weltweit und historisch einmaliges Projekt, das unserem Kontinent Aussöhnung zwischen einst verfeindeten Völkern, wirtschaftlichen Wohlstand und vor allem sechs Jahrzehnte hindurch Frieden und Freiheit gebracht hat. Die europäische Politik entscheidet sich heute am Verhandlungstisch, nicht am Schlachtfeld, wie das über Jahrhunderte hindurch der Fall war. Das ist eine Errungenschaft, die an diesem großen und wichtigen Tag für Europa wieder in Erinnerung gerufen wird und die nicht hoch genug geschätzt werden kann."

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an die EU sei nicht nur eine Bestätigung des europäischen Weges des Miteinanders, sondern auch ein Auftrag, "das Rad der Integration weiterzudrehen", so Leitl. "Gerade angesichts der Krise gilt: Mehr, nicht weniger Europa ist unsere Zukunft."
     

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