"Ein Kärnten. Die Lösung."   

erstellt am
16. 10. 12

LH Dörfler, Volksgruppenvertreter Sturm und Sadovnik sowie früherer Botschafter Kubesch präsentierten Buch zur Ortstafel-Lösung in Wien
Klagenfurt (lpd) - Mit einem herzlichen "Dober dan und Guten Tag" hoch über den Dächern von Wien in der Sky Bar stellte Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler gemeinsam mit den Volksgruppenvertretern Marjan Sturm (Zentralverband) und Bernard Sadovnik (Gemeinschaft) sowie dem früheren österreichischen Botschafter in Laibach, Erwin Kubesch, am 16.10. das Ortstafelbuch "Ein Kärnten. Die Lösung." der Presse vor. Kärnten und die Volksgruppe seien damit am Ziel und in der Mitte der Brücke angelangt. Dörfler erinnerte daran, dass eine derartige Pressekonferenz mit zwei Volksgruppenvertretern vor drei Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Er bedankte sich bei Sturm, Sadovnik und Kubesch für ihr Wirken und die kluge Mitarbeit rund um die Ortstafellösung. Sie seien dabei wichtige Vermittler, internationale Verbinder und Projektentwickler gewesen.

In Bezug auf das vorgestellte Buch meinte der Landeshauptmann, dass es die Zeitgeschichte des Landes von 1848 bis 2011 widerspiegle. Seine Drucklegung sei der Abschluss einer ereignisreichen Zeit, die über 100 Jahre lang alle beschäftigt habe. Namhafte Experten und Autoren haben Beiträge für das 200 Seiten starke Buch geliefert. Die Kärntner Volksgruppenfrage wird rückblickend und bis in die Gegenwart von den Historiker Wilhelm Wadl (1848-1918), Hellwig Valentin (1918-1938), Stefan Karner (1938-1945), Claudia Fräss-Ehrfeld (1945-1976) und noch einmal Stefan Karner (1976-2011, "Die Ortstafelfrage im Fokus der Kärntner Politik") beleuchtet. Weitere Autoren sind die Chefredakteure der Kärntner Tageszeitungen, Reinhold Dottolo, Hannes Mößlacher und Ralf Mosser. Beiträge lieferten u. a. auch Verfassungsexperte Gerold Glantschnig, Sprachforscher Heinz-Dieter Pohl, die ORF-Redakteure Eugen Freund und Christian Wehrschütz, die Journalistinnen Waltraud Dengel und Andrea Bergmann oder LH-Mitarbeiterin Nicole Beclin. Im Buch finden sich zudem "Dialogstimmen" von u. a. Bischof Alois Schwarz, Superintendent Manfred Sauer, Skikaiser Franz Klammer, Ex-Radprofi Paco Wrolich, Bleds Bürgermeister Janez Fajfar oder Bad Eisenkappels Bürgermeister Franz-Josef Smrtnik.

Der Landeshauptmann erinnerte daran, dass der Weg bis zur Lösung viele Politiker in Wien und in Kärnten beschäftigt habe. Es habe insbesondere in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gegolten, viele Brocken und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Er selber habe nach der Wahl 2009 ein Jahr des Lernens und des Vertrauensaufbaus zu den Volksgruppenvertretern durchlebt: "Ich bin zuerst einen leisen und versteckten Weg gegangen und erst danach habe ich mich mit den Vertretern von Bund und Volksgruppe an einen Tisch gesetzt." Explizit erwähnte er Staatssekretär Josef Ostermayer, mit dem eine Lösung in Freundschaft gelungen sei: "Mit ihm gab es vom Start der Verhandlungen weg immer eine gute Chemie." Allen Verhandlern sei attestiert worden, dass man eine gute Lösung erzielt habe: "Mein Spruch mit der Mitte der Brücke ist voll aufgegangen." Dörfler betonte zudem, dass es 40 Jahre nach dem Ortstafel-Sturm, 2011 und auch heuer 2012, keinen einzigen negativen Aktionismus mehr in Kärnten gegeben habe. Solche, die aber immer noch nicht in der Mitte der Brücke angelangt seien, sollten sich dorthin bewegen, appellierte er.

Das Wort Begegnung/Srecanje sei ihm seit der Ortstafel-Lösung sehr wichtig, so Dörfler weiters. Er spreche mit den Volksgruppenvertretern aus ganzem Herzen gerne: "Das Lächeln, das man aussendet, kehrt immer wieder zurück." In Bezug auf die weitere Zusammenarbeit mit den Volksgruppenvertretern regte der Landeshauptmann jedoch die Bildung einer gemeinsamen Dachorganisation an. Ihr könnte jedes Jahr der Vertreter einer anderen Volksgruppenorganisation vorstehen. Sadovnik meinte daraufhin, dass eine solche Organisation bereits von der Gemeinschaft und dem Zentralverband vorgeschlagen worden sei, man aber noch auf die Rückmeldung des Rates warte. Er betonte aber gleichzeitig, dass es seit der Ortstafel-Lösung unter den Volksgruppenorganisationen absoluten Konsens gebe und man alle Positionen gemeinsam an den Bundeskanzler weiterleite.

Für Sturm ist die Ortstafel-Lösung eine Zäsur und ein Kompromiss, auf beiden Seiten habe ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Die Beziehungen zu Slowenien müssten weiter ausgebaut werden, Kooperationen über die Grenzen seien wichtig. Sadovnik sagte noch, dass mit der Lösung ein historisches Zeitfenster aufgestoßen worden sei, an das wenige geglaubt hätten. "Das brachte Frieden und ein starkes Miteinander, von dem vor allem die Gemeinden einen Mehrwert haben. Dieser werde auch von immer mehr Menschen erkannt", so Sadovnik, der die Partnerschaft für Mehrsprachigkeit und das Dialogforum erwähnte.

Kubesch verwies auf die langen guten bilateralen Beziehungen zwischen Slowenien und Österreich. Der Beitritt Sloweniens zur EU sei von Österreich immer unterstützt worden. Der Ortstafelkonflikt als einzige offene Frage sei vorbildlich gelöst und beendet worden. Ohne Brückenbauer auf beiden Seiten hätte es diese Lösung nicht gegeben, so Kubesch.
     
zurück