Industriekonjunktur bleibt vorläufig schwach 

 

erstellt am
30. 10. 12

Bank Austria EinkaufsManagerIndex fällt im Oktober erneut – jedoch nur mehr minimaler Rückgang um 0,3 Punkte auf 44,8 Punkte
Wien (bank austria) - Die ungünstigen internationalen Rahmenbedingungen belasten weiterhin die österreichische Industriekonjunktur. „Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex verlor im Oktober abermals an Boden und markiert mit aktuell 44,8 Punkten. Damit verzeichnet er die höchsten Wachstums­einbußen seit Mitte 2009. Allerdings spricht nach dem kontinuierlichen und zum Teil rasanten Einbruch seit Beginn des Jahres der nur noch minimale Rückgang um 0,3 Punkte gegenüber dem Vormonat für eine Stabilisierung des Abwärtstrends“, so Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Bereits den vierten Monat in Folge zeigt der Indikator, der die Ergebnisse der Umfrage zur Konjunkturlage in der heimischen Industrie in einem Wert wiedergibt, ein Schrumpfen des Produktionssektors an. „Die Auftragseinbußen waren im Oktober deutlich, sodass sowohl die Produktion zurückgefahren als auch die Beschäftigung verringert wurde. Zudem belasteten stark steigende Einkaufspreise die Ertragssituation der heimischen Industriebetriebe“, skizziert Bruckbauer die aktuelle Lage der Industrie.

Der Teilindex für das abgefragte Produktionsvolumen ist aktuell auf nur noch 43 Punkte gesunken. „Die österreichischen Industriebetriebe haben im Oktober ihre Produktionsleistung so stark reduziert, wie letztmals vor fast dreieinhalb Jahren. Ausschlaggebend ist die bereits seit einigen Monaten sehr negative Auftragsentwicklung. Sowohl die Nachfrage aus dem Ausland als auch von heimischen Kunden ist stark rückläufig. Zumindest hat sich dieser Trend aktuell nicht mehr weiter verstärkt“, erkennt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl einen Lichtblick in der derzeitigen Auftragsentwicklung. Vor allem aus den Ländern der Eurozone kamen in den vergangenen Wochen weniger Auftragseingänge herein. Die Rezession in wichtigen Abnehmer­ländern der österreichischen Produzenten – vor allem in Italien, dem zweitwichtigsten Handels­partner Österreichs – ist stark spürbar. Die Auftragspolster, die bereits seit Anfang des Jahres ununterbrochen sinken, haben sich im Oktober abermals stark verringert.

Die starke Drosselung der Produktion aufgrund der rückläufigen Auftragseingänge löste eine weitere Anpassung des Personalbedarfs in den heimischen Industriebetrieben aus. „Der Jobabbau beschleunigte sich im Oktober weiter und fiel so stark, wie zuletzt im Dezember 2009 aus. Die Mehrheit der heimischen Betriebe hielt den Beschäftigtenbestand jedoch stabil. In einigen Branchen, so zum Beispiel in vielen Metallbereichen, dem Maschinenbau und der Pharmaindustrie, wurden trotz der generell schwierigen Rahmenbedingungen Neueinstellungen vorgenommen“, meint Pudschedl. Eine Umkehr des Beschäftigungstrends im Sektor ist angesichts der ungünstigen Auftragslage und der weiterhin konsequenten Umsetzung von Lagerabbauprogrammen nicht in Sicht. Um die Lagerkosten für Vormaterialien knappzuhalten, wurde die Einkaufsmenge im Oktober abermals deutlich reduziert, nunmehr bereits den sechsten Monat in Folge. Der leichte Abbau der Fertigwarenlager verursachte erstmalig seit fünf Monaten sogar einen Anstieg der Lieferzeiten.

„Auch die aktuellen Preistrends setzen der Ertragssituation der heimischen Industriebetriebe zu. Die Einkaufspreise stiegen im Oktober deutlich stärker als die Verkaufspreise“, so Pudschedl. Durch den Preisdruck seitens der Kunden und des sich verschärfenden Wettbewerbs konnten die Verkaufspreise nur geringfügig angehoben werden. Dagegen beschleunigte sich der Anstieg der Preise für Vormaterialien und Rohstoffe. Insbesondere Gas, Strom, viele Chemikalien und Kunststoffe aber auch einige Nahrungsmittelrohstoffe waren für den starken Preisauftrieb verantwortlich.

Der aktuelle Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigt eine Fortsetzung der Rezession in der heimischen Industrie. Allerdings beginnt sich die Lage mittlerweile zu stabilisieren. „Der Tiefpunkt der Industriekonjunktur scheint knapp vor Ende des Jahres 2012 erreicht zu sein. Obwohl sich die negative Industriestimmung der vergangenen Monate auch deutlich in den realen Werten niedergeschlagen hat, ist im Gesamtjahr 2012 noch ein moderates Produktionsplus von bis zu 1 Prozent zu erwarten“, meint Bruckbauer. Abhängig von der jeweiligen Branchenzusammen­setzung wird die Industrie in Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg sowie in Wien – diese unter anderem dank der hohen Dynamik in der Pharmaindustrie – im laufenden Jahr ein überdurchschnittlich hohes Produktionsplus erzielen. Für 2013 halten die Ökonomen der Bank Austria an einem optimistischen Szenario für die heimische Industrie mit einem Wachstum um bis zu 3 Prozent fest. Auch im kommenden Jahr wird der Maschinenbau, die Metallwaren­erzeugung aber auch die Elektroindustrie für den Wachstumsschub im Produktionssektor sorgen. Positiv gestützt wird diese Entwicklung von der langsamen Beruhigung in der Eurozone und damit von einer Nachfragebelebung auch aus dem europäischen Raum.

 

 

 

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