Konferenz: Europas Mehrwert für die Städte 

 

erstellt am
16. 11. 12

Der Mehrwert der Städte für Europa – Open Days 2012 – Local Event Vienna im Rathaus
Wien (rk) - Eine hochkarätig besetzte Konferenz widmete sich am 15.11. der Bedeutung der Städte für das europäische Integrationsprojekt. Die Konferenz fand im Rahmen der "Open Days 2012" – der Europäischen Woche der Städte und Regionen statt, die alljährlich im Herbst von der Europäischen Kommission (Generaldirektion für Regionalpolitik und Stadtentwicklung) und dem Ausschuss der Regionen veranstaltet werden. Initiiert und organisiert wurde die Tagung von der MA 27 – Europäische Angelegenheiten und dem Büro Brüssel der Wirtschaftsagentur Wien. Die Leiterin des Verbindungsbüros der Stadt Wien in Brüssel begrüßte über 100 BesucherInnen.

Die Europäisierung der Wiener Stadtverwaltung
Magistratsdirektor Dr. Erich Hechtner betonte, dass öffentliche Verwaltungen - und gerade eine große und differenzierte Stadtverwaltung wie Wien - vor der Herausforderung stehen, die negativen Folgen der Krise abarbeiten zu müssen, sei es bei den sozialen Dienstleistungen, sei es im Bereich der antizyklischen Investitionen in Bildung, Beschäftigung und Innovation. Gleichzeitig kommen öffentliche Finanzen - durch Beiträge zum innerösterreichischen Stabilitätspakt ebenso wie durch Mindereinnahmen bei Steueranteilen oder durch Mehrausgaben zur Abfederung sozialer Schieflagen - weiter unter Druck. Auf politischer und Verwaltungsebene bedeutet dies die Notwendigkeit zu einem integrierten europapolitischen Engagement der Stadt Wien.

Die Stadt wird smart für alle: Wien in der neuen EU-Förderperiode
Die aktuellen Vorschläge für die neuen EU-Strukturfonds ab 2014, die im Oktober 2011 von der Europäischen Kommission präsentiert wurden und seither einem intensiven Diskussionsprozess zwischen den "big 3"(Kommission, Parlament und Rat) unterliegen, bieten für Städte zunächst vordergründig Chancen bei der Umsetzung innovativer und sozial integrativer Projekte. Wien engagiert sich hier für eine Nutzung, die viele Bereiche unter dem Titel "smart city" integriert und erwartet aus dem Innovationsschub mehr an Wachstum und Beschäftigung sowie eine nachhaltige Stadtentwicklung.

"Wien wird auch für die kommende Förderperiode der Stadt möglichst hohe Fördersummen sichern und in sinnvolle Projekte investieren." postulierte Mag. Martin Pospischill (Leiter der MA 27 - Europäische Angelegenheiten).

DI Thomas Madreiter (Leiter der MA 18 – Stadtplanung und Stadtentwicklung) betonte die Bedeutung der länderübergreifenden Zusammenarbeit und somit jener EU-Projekte mit internationaler Kooperation: "Stadtentwicklung ist längst im internationalen Umfeld angekommen. Nicht zu Letzt im Rahmen europäischer Netzwerke findet so auch für die Wiener Stadtplanung ein regelmäßiger fruchtbringender Austausch statt."

"Wien steht im internationalen Wettbewerb, und es sind ganz besonders die innovativen Unternehmen die den Wohlstand von morgen schaffen. Wir sehen hier einen doppelten Auftrag: einerseits die finanzielle Unterstützung der innovativen Unternehmen, andererseits die generelle Begleitung von Unternehmen beim Innovationsprozess." skizzierte Mag. Gerhard Hirczi (Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien) den künftigen Rahmen für EU-Projekte im Wirtschaftsbereich.

Liberalisierungstendenzen muss Einhalt geboten werden
Barbara Steenbergen (Leiterin des Brüsseler Büros der Internationalen Mietervereinigung), gab aufschlussreiche Einblicke in die parlamentarische Arbeit der EU und ging besonders auf die Rolle der "Urban Intergroup" und aktuelle Themen ein.

"Eine europäische Wohnungspolitik birgt Chancen und Risiken" meinte sie und wies darauf hin, dass zeitgleich mit der Krise und den Maßnahmen zu ihrer Bewältigung unter den Stichworten der European Economic Governance und der Austeritätspolitik zahlreiche Vorstöße zu einer Liberalisierung von weiten Teilen der öffentlichen Dienste unternommen werden. Entscheidungen im Bereich Wettbewerbsrecht etwa gefährden massiv zentrale Aufgaben der öffentlichen Hand, wie etwa die Sicherstellung von leistbarem Wohnraum oder die Organisation von Sozialdiensten.

Aus Sicht von Städten ist das Europäische Parlament ein zentraler Faktor bei der Abarbeitung von einzelnen Themen in diesem Zusammenhang und übernimmt auch immer stärker eine kontrollierende Funktion gegenüber der Kommission.

Städte : Erfolgsfaktoren für das europäische Integrationsprojekt
In einer Podiumsdiskussion sahen Dr. Johannes Schmid (Österreichischer Städtebund), MMag. Heidrun Maier-De Kruijiff (Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs) und Dr. Heiderose Heßke (Bedienstete der Stadt Leipzig und Vorsitzende der EUROCITIES Arbeitsgruppe zu den neuen EU-Strukturfonds) unisono Städtenetzwerke, Verbände der öffentlichen Wirtschaft, aber auch europäische Netzwerke und Interessenverbände als natürliche Partner bei der Umsetzung von städtischen Anliegen auf europäischer Ebene. Sie können über ihre Verbands- oder Netzwerkstruktur immer wieder auf intelligente und "smarte" Lösungen aus der kommunalen Expertise in den Meinungsbildungsprozess einbringen. Sei es bei der Frage, wie Städte ihre sozialen Dienste im Vergabe- und Auftragswesen, bei den Konzessionen und Beihilfen organisieren, sei es im Bereich der kommunalen Betriebe, die wesentliche Leistungen der Daseinsvorsorge erbringen.

"Wasserversorgung, Abwasser- und Müllentsorgung, Gesundheits- und soziale Dienstleistungen, öffentlicher Personen-Nahverkehr: Alle diese Aufgaben fallen unter den Begriff der (kommunalen) Daseinsvorsorge. Gemeint sind jene Güter und Dienste, die für die Menschen besonders wichtig sind und daher von der öffentlichen Hand – den Ländern, aber vor allem den Städten oder Gemeinden – erbracht werden." stellte Dr. Johannes Schmid fest.

Zahlreiche Ebenen beeinflussen die städtische Handlungsfähigkeit. Hier auf bewährte Lösungen hinzuweisen und gegebenenfalls gemeinsam gegen geplante Maßnahmen aufzutreten, ist eine inzwischen unbestrittene Notwendigkeit bei der Durchsetzung von Interessen. Analysen der Auswirkungen des Zusammenspiels der unmittelbaren Effekte der Finanz- und Wirtschaftskrise mit jenen einer bereits bestehenden Liberalisierungspolitik, die unter dem Stichwort "Binnenmarktakte" u.a.m. sind daher aus Sicht von Städten ein wichtiger Impuls für ihre künftige Orientierung und Teilhabe am europäischen Integrationsprojekt.

"Europa wird in den Städte und Gemeinden gelebt und daher müssen diese viel stärker und intensiver in den Gesetzgebungsprozess eingebunden werden." betonte MMag. Heidrun Maier-De Kruijiff.

"Mehr an Europa" muss erklärt werden
Der Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (Mag. Paul Schmidt) gab eine Tour d´horizon zu verschiedenen Aspekten des öffentlichen Diskurses zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und verschiedenen gesellschaftlichen Akteure. Mit den Worten "Gerade in Krisenzeiten ist verstärkte Europainformation und -kommunikation von besonderer Bedeutung. Die Rückkehr zu nationalstaatlichen Wegen ist keine Zukunftsvision für die EU. ‚Mehr an Europa‘ muss jedoch erklärt, argumentiert und vor allem auch stärker legitimiert werden." lud er zum weiteren Gedankenaustausch ein.

 

 

 

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