Drei Eröffnungen zum Jubiläum Ein Jahr 21er Haus 

 

erstellt am
13. 11. 12

Artothek des Bundes | Die Sammlung #2 | 21er Raum: Andy Boot. Überfläche
Wien (bmukk) - Fast auf den Tag genau ein Jahr nach seiner Eröffnung feiert das 21er Haus, als Ort der Produktion, Rezeption und Reflexion von österreichischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts im internationalen Kontext, die Eröffnung der Artothek des Bundes und präsentiert zwei neue Ausstellungen. Die Artothek des Bundes, die seit den 1950er-Jahren Werke aus allen Bereichen der zeitgenössischen Kunst sammelt, umfasst aktuell über 36.000 Werke und wird durch die laufende Ankaufstätigkeit des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur im Rahmen der Kunstförderung stetig erweitert. Mit Die Sammlung #2 werden in der ersten Neuaufstellung der permanenten Sammlung frische Bezüge und Berührungspunkte geschaffen sowie in fünf Sektionen wichtige lokale Bezugsfelder und Entwicklungen der zeitgenössischen und modernen Kunst beleuchtet. Im 21er Raum, der neuen Ausstellungsfläche für junge zeitgenössische Positionen, werden alle sechs Wochen Arbeiten von in Österreich lebenden und arbeitenden Künstlern präsentiert. Den Anfang macht der gebürtige Australier Andy Boot mit seiner Schau Überfläche.
Eröffnung der Artothek des Bundes im 21er Haus

"Die Verankerung der Artothek des Bundes im 21er Haus, ein Jahr nach dessen Eröffnung, ist ein starkes Signal für die zeitgenössische Kunst in Österreich. Mit diesem Schritt nützen wir Synergien, in wissenschaftlicher und organisatorischer Hinsicht. Wir erleichtern den Zugang zu den Werken und erweitern die Nutzung sowie die Präsentation der Sammlung. Gleichzeitig fördern und stärken wir damit die in Österreich lebenden Künstlerinnen und Künstler und ihre Präsenz im In- und Ausland. Zeitgenössische Kunst so vielen Menschen wie möglich zugänglich und erlebbar zu machen ist mir wichtig. Gemeinsam ist es uns gelungen, der Artothek des Bundes eine neue, authentische Heimat zu geben und dabei die Eigenständigkeit der Sammlung zu bewahren. Ich bedanke mich bei Direktorin Dr. Agnes Husslein-Arco und dem Team des Belvedere für die gute Zusammenarbeit, das sichtbare Ergebnis überzeugt", so Kulturministerin Dr. Claudia Schmied. Die Artothek des Bundes gilt als umfassende Dokumentation des zeitgenössischen österreichischen Kunstschaffens. Aktuell befinden sich über 36.000 Werke moderner und zeitgenössischer österreichischer Kunst in der Sammlung, die seit ihrer Gründung zu Beginn der Zweiten Republik kontinuierlich gewachsen ist und zahlreiche Frühwerke heute etablierter Künstler sowie sehr junge Positionen enthält. Durch die Ankaufstätigkeit des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur im Rahmen der Kunstförderung wird die Sammlung stetig erweitert und aktualisiert. Jährlich werden mit einem Ankaufsbudget von rund 500.000 Euro Werke von etwa hundert österreichischen Künstlern erworben.

Die Ankaufsstrategie des Bundes hat sich im Laufe der Jahre entsprechend dem sozialen Wandel verändert. Stand anfänglich der Gedanke einer sozialen Förderung im Vordergrund, verlagerte sich der Schwerpunkt in weiterer Folge einerseits auf die Vervollständigung von bestehenden Werkgruppen bereits erfasster Künstler und andererseits auf die Förderung junger Kunstschaffender, die oftmals durch Erstankäufe des Bundes Unterstützung am Kunstmarkt fanden. Traditionelle Medien wie Malerei und Grafik nehmen noch immer einen sehr hohen Anteil ein, die Sammlung der Artothek des Bundes wird aber immer mehr mit Werken aus den Neuen Medien, Fotografie, Installationskunst und prozessorientiertem Arbeiten ergänzt und bereichert. Die Sammlungsobjekte der Artothek des Bundes stehen für die Ausstattung der Repräsentationsräumlichkeiten und Büros der Bundesdienststellen im In- und Ausland zur Verfügung. Etwa ein Drittel des Bestandes befindet sich als Leihgaben in rund 450 öffentlich-rechtlichen Institutionen wie zum Beispiel dem Parlament, der Präsidentschaftskanzlei, Bundesministerien, Universitäten, europäischen Organisationen, österreichischen Botschaften und Kulturforen. Ausgewählte Werke werden im Rahmen von Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert, zuletzt in der vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur organisierten Schau Desiring the Real in Havanna, Kuba. Zudem befinden sich Werke von musealer Bedeutung als Dauerleihgaben in zahlreichen österreichischen Museen.

Im Rahmen der Baumaßnahmen zur Wiedereröffnung wurden im 21er Haus die infrastrukturellen Rahmenbedingungen für die Integration der Artothek des Bundes geschaffen. Von den Gesamtkosten in Höhe von ca. 31,9 Mio. Euro entfiel ein Anteil von ca. 3,7 Mio. Euro auf die Artothek. 2011 wurde das Belvedere vertraglich mit der Verwaltung der Artothek des Bundes beauftragt, ab April 2012 wurden die lagernden Werke und der elektronisch erfasste Bestand in das 21er Haus übersiedelt. Die Artothek des Bundes bleibt eine eigenständige Sammlung, ihre Betreuung wird von den Experten des Belvedere geleistet. Dafür erhält das Belvedere eine jährliche Abgeltung seines Verwaltungsaufwands in der Höhe von 211.000 Euro.

"Mit der Übersiedelung der Artothek des Bundes ergeben sich weitere museale Verknüpfungen sowie praktische Synergien. Da das Belvedere mit dem 21er Haus über ausreichend Räumlichkeiten verfügt, seine zeitgenössischen Kunstbestände permanent auszustellen, können in den Sammlungspräsentationen auch ungleich mehr Werke aus der Artothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden", erklärt Agnes Husslein-Arco. So werden in Die Sammlung #2 auch zahlreiche Arbeiten aus dem Bestand der Artothek des Bundes präsentiert.
Die Sammlung #2 | Erste Neuaufstellung der Sammlung zeitgenössischer Kunst im 21er Haus

Die Sammlung #2 zeigt als erste Neuaufstellung von Werken aus der Sammlung für zeitgenössische Kunst Arbeiten von den 1940er-Jahren bis hin zu jungen Positionen. Die halbjährlich wechselnde Sammlungspräsentation bietet einen profunden, lebendigen und mit der internationalen Bewegung vergleichenden Einblick in die Entwicklung der modernen österreichischen Kunstgeschichte. "Die Werke werfen ein Licht auf die Eigenheiten einer lokal verorteten Kunstproduktion, die sich im Zusammenhang mit der internationalen Gegenwartskunst entwickelt hat. Gleichzeitig werden durch die Konfrontation junger Künstler mit Werken der Nachkriegsavantgarde ideengeschichtliche Zusammenhänge aufgezeigt, die frische Bezüge und Berührungspunkte schaffen. Eine spannungsreiche Präsentation wirft einen frischen Blick auf eine dynamische, sich permanent weiterentwickelnde Sammlung", erläutert Kuratorin Bettina Steinbrügge.

In fünf verschiedenen Sektionen beleuchtet die Ausstellung wichtige lokale Bezugsfelder und Entwicklungen der zeitgenössischen und modernen Kunst: Kunstszenen, Schriftbilder, Nach der Malerei, Knoten/Reihe/Struktur sowie Zwischen Abstraktion und Figuration dienen als atmosphärische wie auch inhaltliche Klammern. Künstlergruppen und Netzwerke spielen in der österreichischen Kunst eine wichtige Rolle und neue ästhetische Setzungen erhalten oft erst durch Allianzen Relevanz, was in der Sektion Kunstszenen aufgezeigt wird. Schriftbilder thematisiert die Auseinandersetzung mit Sprache als Material. Die konkrete Poesie, die sich in den 1950er-Jahren in Europa und Brasilien entwickelte, findet ihre Fortsetzung in den Schriftstücken, Anleitungstexten und textuellen Interventionen der Konzeptkunst. Die Sektion Nach der Malerei setzt sich mit der Veränderung der medialen Landschaft auseinander, in der neue Medien die alte Gattungsordnung herausfordern und Installations-, Objekt- und Performancekunst in Erscheinung treten. Knoten/Reihe/Struktur widmet sich einem weiteren Aspekt der klassischen Moderne. In der konkreten Moderne werden Gestaltungsnormen wie Gerade, rechter Winkel und Primärfarben eingesetzt. Mit dem Aufkommen eines konzeptuellen Formalismus ab den späten 1970er-Jahren wurden die damals entstandenen großen Erzählungen kritisch kommentiert sowie in alltags- und populärkulturelle Kontexte gesetzt. Die neu hinzugekommene Abteilung Zwischen Abstraktion und Figuration diskutiert deren Entwicklung und gegenseitige Grenzüberschreitungen. Daraus entstehen neuartige Bildwelten, die etwas erfinden, das dem Unbewussten zuzuordnen ist und künstlerische Stile reflektiert.

Künstler der Ausstellung Die Sammlung #2 sind u.a. Marc Adrian, Georg Baselitz, Joseph Beuys, Herbert Boeckl, Günter Brus, Manfred Erjautz, VALIE EXPORT, gelatin, Bruno Gironcoli, Rudolf Hausner, Damien Hirst, Birgit Jürgenssen, Peter Kogler, Hans Kupelwieser, Maria Lassnig, Otto Muehl, Flora Neuwirth, Hermann Nitsch, Oswald Oberhuber, Karl Prantl, Arnulf Rainer, Gerwald Rockenschaub, Gerhard Rühm, Hans Schabus, Markus Schinwald, Hubert Schmalix, Lucie Stahl, Curt Stenvert, Esther Stocker, Max Weiler, Franz West, Erwin Wurm, Otto Zitko und Heimo Zobernig.

21er Raum | Die neue Ausstellungsfläche des 21er Haus präsentiert Andy Boot
Im 21er Raum werden in einem Intervall von sechs Wochen insgesamt jährlich acht vorrangig Einzel-, aber auch kleine Gruppenausstellungen zu sehen sein. Der Fokus liegt auf jungen zeitgenössischen Positionen in Österreich lebender und arbeitender Künstler. Zentral im Obergeschoss gelegen, hebt sich der Raum im Raum architektonisch vom Gebäude ab und fügt sich zugleich in die Gesamtstruktur ein. Der Entwurf von Nadim Vardag reflektiert durch verspiegelte Außenwände die Werke der Sammlung und die gesamte Innenarchitektur des Hauses. In der ersten Ausstellung im 21er Raum präsentiert der gebürtige Australier Andy Boot ein Arrangement aus neuen Skulpturen und Arbeiten auf Leinwand. "Unter dem Titel Überfläche diskutiert der Künstler Bedeutungen von Oberflächen und den möglichen Status dessen, was über diesen Oberflächen liegt. Boot unternimmt den Versuch, jene Welt als ästhetisches Phänomen zu formalisieren, in der zwischen Sein, Präsentieren und Repräsentieren nicht mehr unterschieden, sondern nur noch der Glanz der Oberflächen wahrgenommen wird", so Kurator Severin Dünser.

 

 

 

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