Industrie legt umfassende Reform zum Steuer- und Abgabensystem vor

 

erstellt am
23. 11. 12

 Kapsch: Beitrag zu mehr Wachstum und damit mehr Arbeitsplätzen in Österreich
Menschen muss mehr in der Geldbörse bleiben - Faktor Arbeit entlasten
Wien (pdi) - "Das österreichische Steuersystem ist dringend reformbedürftig. Es ist widersprüchlich, unfair und intransparent. Kosmetische Korrekturen sind daher unzureichend. Daher legt die Industrie eine umfassende Reform zum Steuer- und Abgabensystem vor, die zu mehr Wachstum beitragen und bis 2020 rund 180.000 zusätzliche Arbeitsplätze in Österreich schaffen soll", erklärte der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Georg Kapsch, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit IV-Generalsekretär Mag. Christoph Neumayer und IV-Bereichsleiterin für Finanzpolitik Dr. Elisabeth Hirschbichler am 23.11. in Wien. Kapsch betonte: "Mit unserem Modell schlagen wir einen konkreten Weg vor, damit den Menschen mehr Geld von ihrem Einkommen bleibt und mehr Arbeitsplätze und Wachstum geschaffen werden. Wir brauchen ein faires, transparentes und einfaches neues Steuersystem." Die österreichische Abgabenquote sei 2010 bei 41,9 Prozent und damit wesentlich über dem Schnitt der EU-27 mit 38,4 Prozent gelegen. Für 2013 gehe der Bundesvoranschlag sogar von einem weiteren Anstieg auf 43,1 Prozent aus. "Der Faktor Arbeit muss dringend entlastet werden. Von 100 Prozent, die Unternehmerinnen und Unternehmer zahlen, kommen nur 51,6 Prozent bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an, während die Gesamtlast an Steuern und Abgaben im OECD-Schnitt bei 35,2 Prozent der Arbeitskosten liegt. Wir wollen, dass den Menschen netto mehr in der Geldbörse bleibt", so der IV-Präsident.

Kapsch: Abgabenquote von 42 auf 38 Prozent des BIP senken
Kapsch betonte, "wir wollen ein Steuersystem, das schlank, fair und leistungsfähig ist. Es soll Erwerbstätigkeit unabhängig von Alter, Qualifikation und Geschlecht fördern, Generationengerechtigkeit, Chancengleichheit und soziale Ausgewogenheit sicherstellen sowie Wachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand für die Zukunft sichern." Ziel der Industrie sei es, "die Abgabenquote von derzeit 42 auf 38 Prozent des BIP zu senken - bis 2018 - und den Faktor Arbeit spürbar zu entlasten. Die steuerlichen Entlastungsschritte müssen dabei Zug um Zug mit substanziellen ausgabenseitigen Strukturreformen einhergehen", sagte der IV-Präsident. Dazu seien alle Ausgabenbereiche der öffentlichen Hand auf Ebene aller Gebietskörperschaften kritisch zu hinterfragen.

Den Faktor Arbeit entlasten - Mehr Wachstum schaffen
"Die Entlastung des Faktors Arbeit ist der wesentliche Hebel für mehr Wachstum, zur Sicherung von Arbeitsplätzen und für Investitionen in die Zukunft", betonte der IV-Präsident. Laut OECD würde eine Verlagerung von einem Prozent des Steueraufkommens aus den Einkommensteuern in Richtung wesentlich weniger wachstumshemmender Konsum- und Grundsteuern einen Anstieg des realen pro-Kopf-BIP langfristig - und abhängig von der konkreten Ausgestaltung - zwischen 0,25 und ein Prozent ermöglichen. 2,7 Millionen Menschen - fast 50 Prozent aller Personen mit Einkommen aus Erwerbstätigkeit oder Pension - zahlen derzeit überhaupt keine Lohn- oder Einkommensteuer. "Wir wollen daher eine Lohnsteuertarif-Reform sowie die Senkung der Arbeitszusatzkosten", so Kapsch.

Neuer Lohnsteuertarif - Entlastung von rund 8,4 Mrd. Euro - Niedrigere und mittlere Einkommen profitieren
Die Industrie schlägt ein neues Stufenmodell mit fünf Stufen vor. Unnotwendige Ausnahmen, Absetzbeträge und Steuerbegünstigungen sollen gestrichen und der Tarifsteuersatz an den effektiven Grenzsteuersatz herangeführt werden. Auch die "Sechstelbegünstigung" soll aufkommensneutral in den neuen Tarif integriert werden. Die Steuerpflicht setzt im internationalen Gleichklang, sie liegt beispielsweise in Deutschland bei 8.004 Euro, Belgien bei 6.830 Euro und in Irland bei 4.004 Euro, früher ein: Im Rahmen des Gesamtpakets soll die Steuerbemessungsgrundlage von derzeit 11.000 Euro auf rund 9.280 Euro gesenkt werden und damit mehr Menschen einen Beitrag zum öffentlichen Haushalt leisten - dies jedoch mit wesentlich niedrigerem Einstiegssteuersatz von zehn Prozent. Der effektive Steuersatz steigt in Stufen von zehn auf 20, 30, 40 Prozent bis 43,75 Prozent an. Bis 2016 unberührt bleibt die Berücksichtigung der geltenden Rechtslage, wonach der effektive Steuersatz für Einkommen ab 196.000 Euro brutto - befristet bis 2016 - 50 Prozent beträgt. Die Tarifstufen werden angepasst. "Insgesamt ergibt sich aus dem Lohnsteuertarif NEU eine Entlastung von rund 8,4 Milliarden Euro. Die Reform führt zu einer breiten Entlastung der Steuerpflichtigen", betonte Kapsch - niedrige und mittlere Einkommen würden ebenso wie die oberen Einkommen von der Verschiebung der Tarifstufen und der Senkung der effektiven Steuersätze profitieren.

Senkung der Arbeitszusatzkosten um insgesamt rund 4,2 Mrd. Euro
Wesentliche Hebel aus Sicht der Industrie sind hier die Senkung des Unfallversicherungsbeitrages sowie eine Senkung des Beitrages zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF). "Deutliche Überschüsse in den nächsten Jahren und eine notwendige Entlastung des FLAF von familienfremden Leistungen ermöglichen eine substanzielle Beitragssenkung - im Endausbau von derzeit 4,5 Prozent Dienstgeberbeitrag auf drei Prozent. Dies entspricht insgesamt knapp 1,7 Milliarden Euro", betonte Kapsch. Des Weiteren bestehe unter anderem Potenzial zur Senkung des Krankenversicherungs- und Arbeitslosenversicherungsbeitrages, des Wohnbauförderungsbeitrages und der Reduktion der Kommunalsteuer. Ein weiterer zentraler Eckpunkt des Konzeptes sei Familie und Gesellschaft. Die wesentlichen Überlegungen zu einer neuen Familienpolitik hat die Industriellenvereinigung bereits am Montag dieser Woche vorgestellt - die Familienpolitik soll künftig auf drei Säulen - "Familienbeihilfe neu", "Kinderbildungsbonus" und Kinderbetreuungsoffensive basieren.

Vereinfachung des Steuersystems
"Dritter Eckpunkt der Reformvorschläge ist eine Vereinfachung des heimischen Steuersystems", betonte der IV-Präsident. Dies beinhalte eine Streichung von Ausnahmen und Steuerbegünstigungen in der Einkommen- und Umsatzsteuer sowie eine Gebührenreform. "Österreich ist das einzige EU-Land, in dem eine Reihe von Rechtsgeschäften willkürlich besteuert wird." Weiters brauche der Standort eine Streichung von Bagatellsteuern mit geringer Aufkommenswirkung. Dies trägt zur Systemvereinfachung bei und führt zu einer Entlastung von rund 1,2 Milliarden Euro.

Gegenfinanzierung durch Strukturreformen
Als "oberste Prämisse" bei der Maßnahmenerstellung bezeichnete der IV-Präsident die Einhaltung von Budgetdisziplin. "Eine umfassende Reform des Steuer- und Abgabensystems und Entlastung des Faktors Arbeit kann nicht auf Kosten höherer Budgetdefizite erfolgen." Bis 2020 wären Strukturreformen in der Größenordnung von 4 Prozent-Punkten des BIP zu lukrieren - substanzielle Potenziale seien in folgenden Bereichen vorhanden: - 1,5 Prozent des BIP bei den Pensionen, u.a. durch die gesetzliche Einschränkung von frühzeitigen Pensionsformen, der rascheren Anpassung des gesetzlichen Frauenpensionsantrittsalters und der Implementierung eines Nachhaltigkeitsmechanismus im Pensionssystem - 1 Prozent des BIP im Bereich Gesundheit - 1 Prozent des BIP im Bereich der Verwaltung, u.a. durch die Reform des Anstellungssystems und Besoldungsrechts im öffentlichen Dienst, die Zusammenlegung von Behörden und Agenturen, die Fusion kleinerer Gemeinden - 0,5 Prozent des BIP im Bereich Förderungen und Subventionen.

"Diese Strukturreformen haben oberste Priorität - sie ermöglichen eine substanzielle Entlastung des Faktors Arbeit und sie generieren positive Wachstumseffekte - wie die Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria zeigt: "Setzt man unsere Vorschläge hinsichtlich Steuern und ausgabenseitigen Strukturmaßnahmen um, kann - bei voller Implementierung - ein positiver Wachstumseffekt von 4,4 Prozent-Punkten gegenüber dem Basisszenario ohne Reformen erreicht werden", so Kapsch. Dies sei auch mit einem deutlichen Anstieg der Beschäftigung von 4,34 Prozent bis 2020 bei gleichzeitiger Reduktion der Arbeitslosenquote um 0,39 Prozent-Punkte verbunden. Ein wesentlicher Anteil dieser positiven Wachstumseffekte entstehe dabei durch die Erhöhung des effektiven Pensionsantrittsalters. Gleichzeitig sei auch eine neue, stärker differenzierte Konsumbesteuerung möglich - "allerdings nur im Paket mit einer umfassenden Gesamtreform und der substanziellen Reduktion des Eingangssteuersatzes auf Einkommen", betonte Kapsch.

Vermögensteuern vernichten Arbeitsplätze
Ein klares Nein kommt von der Industrie zu Vermögensteuern. "Solche Steuern entziehen Kapital aus Unternehmen und schwächen die Eigenkapitalstruktur. Sie hemmen damit Investitionen und vernichten Arbeitsplätze. Vermögensteuern haben Enteignungscharakter", so der IV-Präsident. Darüber hinaus würde die Einführung "enormen administrativen Aufwand verursachen, der in keinem Verhältnis zum erzielbaren Aufkommen steht. Jede Vermögensteuer, die substanzielle Volumina generieren soll, wird den breiten Mittelstand treffen." Sinnvoll sei vielmehr eine Reform der Grundsteuer. "Wir schlagen die Umstellung auf ein neues System vor, das vor allem auf Flächengröße und Nutzungsart abstellt", sagte Kapsch. Im Sinne der Verwaltungsvereinfachung werden daher auch kommunale Leistungsentgelte - wie in vielen anderen OECD-Staaten üblich - in die Grundsteuer NEU inkludiert.

Neumayer: Unternehmen mit hoher Gesamtlast an Steuern und Abgaben
IV-Generalsekretär Christoph Neumayer betonte, "die österreichischen Unternehmen stehen im harten internationalen Wettbewerb. Wenn der Standort Österreich für weitere Investitionen attraktiv bleibt, sichert dies Arbeitsplätze für die Zukunft. Jegliche Verschlechterung der steuerlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen in Österreich wäre damit in hohem Maße standortschädlich und würde Arbeitsplätze kosten, was gerade angesichts der sensiblen konjunkturellen Lage niemand wollen kann." Tatsächlich seien die Betriebe bereits mit einem sehr hohen Volumen an Steuern und Abgaben belastet, die weit über Körperschaft- und Einkommensteuer hinausgehe - lohnsummenabhängige Abgaben wie etwa Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung, Kommunalsteuer, Beitrag zum FLAF oder Wohnbauförderungsbeitrag - "der Beitrag der Betriebe beläuft sich 2011 auf insgesamt 20 Milliarden Euro. Dazu kommen die Energieabgaben - die heimischen Unternehmen schultern etwa 60 Prozent des Energieabgabenaufkommens - sowie sonstige Steuern und Abgaben auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. In Summe leisteten die österreichischen Unternehmen im Jahr 2011 zusätzlich zur KöSt rund 30 Milliarden Euro an weiteren unternehmensbezogenen Abgaben", betonte der IV-Generalsekretär.

Ausgewogenheit des Konzeptes zentral
Neumayer erklärte, "die Ausgewogenheit des Steuerkonzeptes ist uns ein zentrales Anliegen und Kernpunkt der Überlegungen. Unser neues Konzept soll Beschäftigung und Wachstum generieren und im gesamtgesellschaftlichen Sinne wirken." Die IV habe daher auch das IHS ersucht, die verteilungspolitischen Auswirkungen der vorliegenden Steuer-Strukturreform zu berechnen. Die Ergebnisse in der Gesamtbetrachtung: "Niedrige und mittlere Einkommen werden im neuen Lohnsteuertarif entlastet - der Grenzsteuersatz auf Einkommen zwischen 11.000 und 35.000 Euro sinkt erheblich von 32,1 Prozent auf 10 bis 20 Prozent - ein wesentlicher Entlastungseffekt für diese Einkommensgruppe. Niedrige Einkommen würden in ihren Konsumausgaben durch die vorgeschlagene Senkung des Steuersatzes auf Lebensmittel auf fünf Prozent entlastet. Aber auch höhere Einkommen profitieren - genauso wie die unteren Dezile - von den niedrigeren Eingangssteuersätzen", sagte der IV-Generalsekretär. Der Grenzsteuersatz im Bereich 35.000 bis 60.000 Euro sinke um über sieben Prozent-Punkte, zwischen 70.000 Euro und 100.000 Euro um über drei Prozent-Punkte. Zur Reduktion der Arbeitszusatzkosten erklärte Neumayer, von der Senkung der Arbeitszusatzkosten würden kleine, mittlere und höhere Einkommen in sehr ähnlichem Ausmaß profieren. "Arbeitszusatzkosten stellen gerade in den unteren Einkommensdezilen einen wesentlichen Anteil an der gesamten Abgabenlast dar. Hier gilt es, besonders anzusetzen."

Sozialen Zusammenhalt stärken - Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Wachstum zu fördern
"Die massive Entlastung des Faktors Arbeit und die ausgabenseitigen Strukturreformen führen zu substanziellen Wachstumsgewinnen", betonte Neumayer. "Wir brauchen weniger, statt mehr Steuern. Wir brauchen ein einfaches, effizientes und faires Steuersystem. Wir müssen Strukturreformen dort umsetzen, wo es notwendig ist. Das vorliegende Steuerkonzept hat zum Ziel, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Wachstum zu fördern", so der IV-Generalsekretär.

http://www.fairsteuern.at


 

Kräuter: Erbschafts- und Vermögenssteuer zur Gegenfinanzierung sozial- und konjunkturpolitisch kontraproduktiv
Wien (sk) - SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter sieht in der von der Industriellenvereinigung vorgeschlagenen Erhöhung von Konsumsteuern den größten Schwachpunkt im Steuerkonzept der IV. Kräuter: "Ein Mehrwertsteuerzuschlag ist nicht nur sozialpolitsch sondern auch konjunkturpolitisch kontraproduktiv und kommt daher für die SPÖ nicht in Betracht."

Positiv sei die vom IV-Präsidenten erkannte Notwendigkeit der Entlastung der Arbeitnehmer. Kräuter: "Die Gegenfinanzierung muss durch eine Erbschafts- und Vermögenssteuer mit einer Freigrenze von 1 Mio. Euro erfolgen; in der Meinung der Bevölkerung hat sich dazu bereits eine überwältigende Mehrheit gebildet."


 

 Stummvoll: Müssen Mittelstand entlasten
ÖVP-Finanzsprecher begrüßt IV-Vorschläge
Wien (övp-pk) - ÖVP-Finanzsprecher Abg. Dr. Günter Stummvoll begrüßte die Vorschläge der Industriellenvereinigung zur steuerlichen Entlastung. "Wir bewerten dieses Konzept vor allem aus zwei Gründen positiv", führte Stummvoll aus: Die Zielrichtung einer Senkung der Steuerquote für den Wirtschaftsstandort Österreich - und Wirtschaftsstandort heißt immer Arbeitsplätze, Einkommen und soziale Sicherheit - ist richtig und notwendig.

Auch die vorgeschlagene Reform des Steuertarifs geht in die richtige Richtung: der heutige Tarif ist leistungsfeindlich sowohl beim Einstiegssteuersatz als auch beim Höchststeuersatz. Dieser beginnt in Österreich schon bei 60.000 Euro jährlich. In Deutschland beginnt er im Vergleich dazu bei 250.000 Euro!

Auch eine Entlastung des Mittelstandes - der "Leistungserbringer"! - sei dringend notwendig, fuhr Stummvoll fort. "Die Finanzierungsvorschläge stehen, soweit sie Einsparungen durch notwendige Strukturreformen auf der Ausgabenseite betreffen, mit unseren Vorstellungen im Einklang." Bezüglich der Erhöhung der Mehrwertsteuer werde es noch intensive Gespräche geben müssen, das gleiche gilt für den Zeitpunkt. "Denn derzeit hat zweifellos die Budgetkonsolidierung Vorrang vor einer Steuersenkung", stellte der ÖVP-Finanzsprecher klar.


 

Podgorschek: Steuersenkung für die breite Masse nicht durch höhere Konsumsteuern gegenfinanzieren
Einsparungen besser bei der Eurorettung, EU-Beiträgen und Verwaltung
Wien (fpd) - FPÖ-Finanzsprecher NAbg. Elmar Podgorschek erklärt in einer Reaktion auf die Steuervorschläge der IV, dass es im Vorjahr enorme Steigerungen bei den Steuereinnahmen gegeben habe und rechnet vor: "Die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer sind im Jahr 2011 um + 3,2% und aus der Lohnsteuer sogar um + 5,7% gestiegen. Diese beiden Steuern machen mehr als 56% der gesamten Staatseinnahmen aus. Die breite Masse finanziert folglich ganz überwiegend unser Gemeinwesen. Zusätzlich hat die Mineralölsteuer der Bundesregierung im Jahr 2011 ein Plus von 9,3% und die motorbezogene Versicherungssteuer ein Plus von 6,9% beschert."

Gleichzeitig seien die Lebenshaltungskosten enorm angestiegen. Investoren hätten Grund und Boden als Spekulationsobjekt entdeckt und das sei in den Zentralräumen in Österreich bei den Preisen für das Wohnen schon spürbar. "Eine Mehrwertsteuererhöhung verstärkt auch die Inflation. Experten weisen darauf hin, dass eine Mehrwertsteuererhöhung die Inflation befeuert. Inflation bedeutet, dass das Geld noch weniger wert wird. Die Mehrwertsteuererhöhung belastet die Einkommensschwachen am stärksten. Sie trifft besonders Menschen mit geringen Einkommen, da aus niedrigen Einkommen anteilig mehr konsumiert wird als aus hohen. So etwas wird es mit der FPÖ nicht geben!", so Podgorschek.

"Begrüßt wird von uns hingegen, dass die IV die Idee von uns übernimmt, die Steuertarife zu valorisieren, was das "Ende der kalten Progression" bedeuten würde", betont der freiheitliche Finanzsprecher und schildert weiter: "Dass die IV die Streichung der Bankenabgabe fordert, verwundert uns zwar nicht. Aber es kann ja wohl nicht sein, dass jene, die neben dieser Bundesregierung zu einem nicht unerheblichen Teil zur gespannten Budgetsituation beigetragen haben, nun entlastet werden sollen!"

Tatsache sei, dass die stark gestiegenen Preise für Wohnen, Energie und Lebensmittel die Lohnsteigerungen auffressen und ein Minus in den Kassen der breiten Bevölkerung verursachen. Daher sollte die Entlastung der breiten Bevölkerungsschichten in mehreren Schritten erfolgen, so die freiheitlichen Forderungen:

Die ersten Schritte sollten zunächst sein: - Eingangssteuersatz senken, Erhöhung der Tarifstufen ab welcher der Spitzensteuersatz einsetzt, von derzeit 60.000 Euro auf 80.00 Euro - jährliche Inflationsbereinigung im Steuertarif - Kalte Progression bekämpfen - Pendler entlasten - Berufsfahrer entlasten in dem das KM-Geld angehoben wird - Familien mittels Steuersplitting entlasten - Werbungskostenpauschale von derzeit von 132 Euro jährlich ist mindesten um das Fünffache zu erhöhen

"Jegliche Diskussion um die Lohnsteuer darf daher nicht auf die Frage des "Eingangs oder Grenzsteuersatz" reduziert werden. Für die FPÖ ist klar, dass eine große Steuerreform am Ende nur bedeuten kann, dass die breite Masse der Bürger auch tatsächlich entlastet wird! Und dies ist bei den Reformvorschlägen der IV nicht erkennbar", hält Podgorschek fest.


 

 Kogler: IV-Steuerstrukturvorschläge gehen in die falsche Richtung
Grüne: Von Leistungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Ökologisierung kaum eine Spur
Wien (grüne) - "Es ist prinzipiell begrüßenswert, dass sich überhaupt irgendjemand um gröbere Strukturvorschläge den Kopf zerbricht", kommentiert Werner Kogler, stv. Bundessprecher der Grünen, den Vorschlag zur Reform der Steuerstruktur und der Ausgabenseite des Staates.

"Die Vorschläge gehen aus Grüner Sicht aber mehrheitlich in die falsche Richtung. Die Gegenfinanzierung für die notwendige Senkung der Lohn- und Einkommenssteuern und der Lohnsummenabgaben muss - anders als im IV-Vorschlag - den Prinzipien von echter Leistungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Umweltverträglichkeit folgen. Das heißt, dass die Millionenerben und Stiftungsmilliardäre einen Beitrag leisten müssen. Und die Ökologisierung des Finanz- und Steuersystems muss angegangen werden. Es muss endlich Schluss sein mit umweltschädlichen Subventionen in Milliardenhöhe, Ressourcenverbrauch und Schadstoffemissionen müssen stärker besteuert werden", meint Kogler.


 

 Foglar: Weniger Steuern auf Arbeitseinkommen, mehr auf große Vermögen
ArbeitnehmerInnen-Entlastung braucht neue Steuereinnahmen - ÖGB wird IV-Steuerkonzept eingehend analysieren
Wien (ögb) - "Österreich braucht tatsächlich eine Steuerstrukturreform, die die Arbeitseinkommen entlastet und wachstumsfördernd wirkt. Wir werden die entsprechenden Vorschläge der Industrie eingehend analysieren - und nicht von unserer Überzeugung abgehen, dass zu 'FAIRSteuern' auch eine gerechte Besteuerung großer Vermögen gehört", sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar in einer ersten Reaktion auf das Konzept der Industriellenvereinigung (IV) zu einer Steuerstrukturreform.

"Da Arbeitseinkommen derzeit überproportional hoch besteuert werden und ArbeitnehmerInnen zusätzlich einen Großteil des Mehrwertsteueraufkommens zu tragen haben, müssen vor allem diese steuerlich entlastet werden. Die ArbeitnehmerInnen tragen zwei Drittel des gesamten Steueraufkommens. Wenn die IV also meint, die Steuerbelastung der ArbeitnehmerInnen müsse gesenkt werden, gebe ich ihr vollkommen recht", so Foglar.

Neue Lohnsteuerstufe für NiedrigstverdienerInnen unsozial und kontraproduktiv
Äußerst kritisch sieht Foglar den IV-Plan, Einkommen künftig bereits ab 9.280 Euro pro Jahr zu besteuern. "Gerade die Menschen mit den niedrigsten Einkommen brauchen dringend eine Entlastung, denn sie können sich ihr Leben kaum mehr leisten. Gerade hat der Sozialbericht wieder gezeigt, dass die Kaufkraft der untersten Einkommensschichten kontinuierlich zurückgeht, dass sich die Einkommen also verstärkt polarisieren. Menschen, die so wenig verdienen, dass sie derzeit keine Lohnsteuer zahlen, künftig zu besteuern, kann also nicht die Lösung sein", so Foglar. Auch dem definierten IV-Ziel einer wachstumsfreundlichen Steuerpolitik widerspräche das, da das Einkommen der WenigverdienerInnen zwangshalber vollständig in den Konsum fließt und kurbelt daher die Wirtschaft an.

Zu FAIRSteuern muss auch FAIR TEILEN gehören
Allerdings brauche Österreich Steuereinnahmen. Es gelte, auf der einen Seite die durch die Wirtschaftskrise und ihre Bankenrettungs-und Konjunkturpakete angewachsenen Staatsschulden zu reduzieren, und auf der anderen Seite, sich Spielraum für notwendige Investitionen zu bewahren. "Der ÖGB hat mit FAIR TEILEN auf die ungerechte Verteilung aufmerksam gemacht und fordert, dass die Vermögenden einen gerechten Beitrag zum Steueraufkommen leisten", sagt Foglar.

Unternehmen wurden laufend mit Steuersenkungen bedacht
Wenig Spielraum sieht Foglar jedoch für die von der IV vorgeschlagenen Steuersenkungen bzw. Beitragsreduktionen (z. B. bei FLAF und IESG). "In den vergangenen Jahren ist die Wirtschaft laufend mit Steuerermäßigungen und -geschenken bedacht worden: Abschaffung der Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer-Senkung von 34 auf 25 Prozent, Gruppenbesteuerungsprivilegien, Gewinnfreibetrag und so weiter: Die Industrie hat da wirklich keinen Grund zur Klage", erinnert Foglar.


 

 Leitl sieht große Übereinstimmung bei nötigen Strukturreformen, Lohnnebenkostensenkung und Steuerentlastung
WKÖ befürwortet Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts und für mehr Wettbewerbsfähigkeit - Einigkeit auch bei Nein zu neuen Eigentumssteuern
Wien (pwk) - Die von der Industriellenvereinigung präsentierten Vorschläge für eine umfassende Reform des Steuer- und Abgabensystems in Österreich gehen aus Sicht der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) grundsätzlich in die richtige Richtung. "Maßnahmen, die den Wirtschaftsstandort stärken und zu mehr Wettbewerbsfähigkeit führen, sind gerade in Zeiten einer sich abschwächenden Konjunktur ein Gebot der Stunde. Die Industriellenvereinigung spricht hier etliche wichtige Reformnotwendigkeiten an", betont WKÖ-Präsident Christoph Leitl.

Ebenso wie die IV fordert die WKÖ nachhaltige Strukturreformen etwa bei den Pensionen und im Gesundheitssystem bis hin zu einer umfassenden Staats- und Verwaltungsreform. "In den öffentlichen Systemen schlummern Milliardenbeträge, die eingespart werden könnten. Diese Effizienzpotenziale müssen endlich gehoben werden, um finanzielle Mittel für Steuer und Abgabensenkungen bereitstellen zu können", so Leitl.

Ebenso bekräftigt der WKÖ-Präsident sein kategorisches Nein zu neuen Eigentumssteuern, wie etwa Erbschafts- und Vermögensteuern. Die Entlastung des Faktors Arbeit durch Senkung der Lohnnebenkosten und die Abschaffung von Bagatellsteuern entsprechen ebenfalls langjährigen Forderungen der WKÖ.

Die einzelnen Vorschläge im IV-Steuerkonzept, das Tempo deren Umsetzung bzw. deren Auswirkungen werde man nun im Detail analysieren und diskutieren: "Es ist vor allem auf eine Ausgewogenheit der Maßnahmen zu achten. Unser gemeinsames Ziel muss ein einfacheres, gerechteres und effizienteres Steuersystem sein. Das ist gut für den Wirtschaftsstandort, das ist gut für die Leistungsträger im Land und das ist gut für Wachstum und Beschäftigung. Österreich ist international gesehen ein absolutes Hochsteuerland. Wenn es uns gelingt, hier gegenzusteuern und den Mittelstand zu entlasten, wird das die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs weiter verbessern. Denn derzeit ist die Mittelstandsbesteuerung in Österreich höher als im Höchststeuerland Schweden", so der WKÖ-Präsident abschließend.


 

 Tumpel: ArbeitnehmerInnen entlasten, Vermögen besteuern
Die Senkung der Abgabenquote um 4 Prozentpunkte birgt die Gefahr eines massiven Abbaus des Sozialstaats.
Wien (ak) - "Es ist eine Illusion zu glauben, die Abgabenquote so massiv senken zu können und dabei gleichzeitig Beschäftigung in diesem Ausmaß zu schaffen", so AK Präsident Herbert Tumpel anlässlich der Forderungen der Industriellenvereinigung nach einer Steuerstrukturreform. Die IV-Forderung nach einer Senkung der Abgabenquote um 4 Prozent entspricht 18 Milliarden Euro, die im Steuertopf fehlen. Dadurch entsteht ein massiver Druck auf Sozialleistungen wie Pflege, Kindergärten oder Pensionen. Die Zahlen aus dem Sozialbericht zeigen, dass für Einsparungen in diesem Bereich kein Platz ist. Zu begrüßen sind für die AK die Forderung nach der Entlastung des Faktors Arbeit, die Abschaffung der Pauschalierungen wie beispielsweise für die Landwirtschaft und die Reform der Grundsteuer. "Der Faktor Arbeit muss entlastet werden. Im Gegenzug braucht es aber nicht eine Mehrbelastung der KonsumentInnen durch Massensteuern, sondern einen fairen Beitrag großer Vermögen und die Schließung von Steuerschlupflöchern für Unternehmen sowie die Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Steuerbetrug. Bei einer Reform der Grundsteuer allein kann es nicht bleiben. Seit Beginn der Finanzkrise wurden über 5 Milliarden Euro für die Bankenrettung gezahlt. Die Bankenabgabe ist notwendig, um einen Teil der verursachten Kosten durch den Finanzsektor auch wieder zurückzuzahlen", fordert Tumpel.

Die Senkung der Abgabenquote um 4 Prozentpunkte birgt die Gefahr eines massiven Abbaus des Sozialstaats. 4 Prozentpunkte entsprechen über 18 Milliarden Euro. Die markante Senkung der Abgabenquote droht damit entweder zu einer Ausweitung der Neuverschuldung oder tiefen Einschnitten im Sozialstaat zu führen.

Die Forderung nach der Streichung des Wohnbauförderungsbeitrags ist für die AK inak-zeptabel. "Wohnen muss leistbar bleiben. Dafür braucht es Mehrinvestitionen in den sozialen Wohnbau und eine Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbauförderungsbeiträge", fordert Tumpel.

Problematisch ist auch die Auswirkung des Reformvorschlages auf den finanziellen Spielraum der Gemeinden. Sie sind die wichtigsten Anbieter sozialer Dienstleister wie Kinderbetreuung und Pflege und erbringen damit für die BürgerInnen unverzichtbare Leistungen. Ihre Finanzierungsbedingungen werden in Summe eingeschränkt, denn den zusätzlichen Mitteln aus der Grundsteuer stehen die Streichung anderer Einnahmen (Reduktion der Kommunalsteuer und Gebühren) gegenüber.

Die Verteuerung des Konsums durch die Erhöhung des Aufkommens an Mehrwertsteuer um 2.740 Millionen Euro wirkt regressiv und belastet die unteren Einkommensgruppen deutlich stärker als die oberen. Sie wird zu einer weiteren Erhöhung der Inflationsrate um mehr als über 1 Prozentpunkt führen. Statt einer Verteuerung für KonsumentInnen fordert die AK gerechte Beiträge großer Vermögen.

 

 

 

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