Wien Haus/Brüssel: Lesung und Diskussion von Menasses "Der Europäische Landbote - ..." 

 

erstellt am
22. 11. 12

EU-Regionalkommissar Johannes Hahn, der Autor Robert Menasse und Ulrike Guérot vom paneuropäischen Think-Tank European Council of Foreign Relations bei der Diskussion
Brüssel/Wien (rk) - Am 21.11. fand in Brüssel eine Diskussion mit dem österreichischen Autor Robert Menasse, EU-Regionalkommissar Johannes Hahn und Ulrike Guérot von der European Council of Foreign Relations statt. Die Veranstaltung wurde vom Verbindungsbüro der Stadt Wien, dem Österreichischen Kulturforum in Belgien, dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur sowie der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen gemeinsam ausgerichtet. Leiter der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen, Rainer Steffens, und die Leiterin des Wien-Hauses, Michaela Kauer, konnten rund 300 Gäste begrüßen. Grund für den großen Andrang in die Brüsseler Räumlichkeiten von Nordrhein-Westfalen war die Einladung zur Diskussion über Robert Menasses Erfolgsessay "Der Europäische Landbote", in dem der Autor eine Vision entwickelt, wie sich die Europäische Union in demokratischer Hinsicht weiterentwickeln kann. Die streitbare Lektüre skizziert eine Entwicklung weg von einer Ansammlung von Nationalstaaten hin zu einer modernen, demokratischen, europäischen Republik.

Das Podium für die Diskussion war hochrangig besetzt

  • Robert Menasse, Autor
  • Johannes Hahn, Kommissar für Regionalpolitik
  • Ulrike Guérot, European Council of Foreign Relations, Berlin
  • Moderation: Christian F. Trippe, Leiter des Studios Brüssel der Deutschen Welle


Als Einführung in die Debatte erläuterte der Autor die wesentlichen Fragen, die sich die Politik aus seiner Sicht zur aktuellen Lage der Europäischen Union stellen müsste – aber bisher verabsäumt habe. Menasse am Ende seines Statements: "Es ist unmöglich eine politische Entscheidung zu treffen ohne zu hinterfragen was das Ziel ist. So wie die Politik der Krise begegnet rettet sie heute den Euro, morgen rettet sie wieder heute den Euro und übermorgen rettet sie wieder perspektivenlos heute den Euro."

Ulrike Guérot zeigte sich zuversichtlich, dass es eine "tektonische Verschiebung" in der vom Schriftsteller Menasse kritisierten deutschen Europapolitik gibt. Die Frage, die sich aus ihrer Sicht heute stellt: Bleibt Europa beim Aufräumen mit Klientelpolitik, mit dem Regulieren der Banken, etc. stecken oder bekommen wir wirklich einen neuen Impuls für die europäische Integration?

Johannes Hahn, EU-Kommissar für Regionalpolitik, unterstrich die zentrale Bedeutung der Regionen für den demokratischen Partizipationsprozess: "In einer immer komplexer werdenden Realität bleiben die Regionen der zentrale Bezugspunkt, mit dem sich die Menschen identifizieren können. Es ist daher aus demokratiepolitischer Sicht wichtig, die Regionen in den EU-Entscheidungsprozess einzubinden. Der Vertrag von Lissabon gewährleistet dies mit der Stärkung des Subsidiaritätsprinzips. Eine Stärkung der Regionen ist auch der Garant dafür, dass die Europäische Union bei aller notwendigen Bündelung der Kompetenzen, ihre Vielfalt und ihren Reichtum an kulturellen Traditionen bewahrt ". Das Publikum vereinigte eine Vielzahl an Repräsentantinnen und Repräsentanten verschiedener EU-Institutionen und Ländervertretungen, die sich zu den angesprochenen Themen zu Wort meldeten. Ein Diskussionsteilnehmer sprach von einer Krise der Medien und bedauerte, dass es keinen richtigen investigativen Journalismus in Brüssel und Berlin gäbe.

Die Leiterin des Wien Hauses, Michaela Kauer, bezeichnete Menasses Essay als wichtigen Beitrag zum europäischen Diskurs und betonte, dass sich dieser Beitrag dadurch auszeichne, dass er auf vielen europäischen Ebenen diskutiert werde und nicht wie Werke zu verwandten Themen ausschließlich eine Binnendebatte im Heimatland des Autors auslösen würde. Die Chancen einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Demokratie auf europäischer Ebene zu leisten seien damit hoch wie selten. "Die Stadt Wien schätzt Menschen, die kontroverse Diskurse anstoßen. Ein solches Zeichen der Wertschätzung ist auch das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien, welches im April 2010 an Robert Menasse verliehen wurde. Die gestrige Veranstaltung hingegen ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung der Stadt, sondern auch eine Selbstverständlichkeit. Denn Wien ist eine weltoffene, europäische Stadt und somit im Sinne der Aufklärung einer permanenten Diskussion zu europäischen Themen verpflichtet," so Kauer abschließend.

 

 

 

zurück