"Erreichtes sichern, Akutes lösen"  

 

erstellt am
27. 11. 12

Das oberösterreichische Sozialbudget 2013
Linz (lk) - Nach der äußerst schwierigen Budgetsituation des Jahres 2011, in dem sich das Sozialressort erstmals seit 17 Jahren aus wichtigen, aber nicht unmittelbar zu den Kernaufgaben des Sozialen zählenden Leistungsbereichen zumindest teilweise zurückziehen musste, konnte 2012 eine Konsolidierung des Sozialbudgets erreicht werden. 2013 wird das Budget der Abteilung Soziales und der Abteilung Jugendwohlfahrt um je drei Prozent steigen, wodurch die finanzielle Absicherung des bisher Erreichten möglich sein sollte. Die dem Sozialressort aus dem Nachtragshaushalt zur Verfügung gestellten Mittel dienen in erster Linie der Abfederung der neuen Herausforderungen in der Grundversorgung von Asylwerber/innen. Ein wesentlicher Betrag (1,6 Millionen Euro) aus den Nachtragsmitteln stellt aber eine erste Rate für das mit dem Finanzreferenten vereinbarte Investitionsprogramm (2013-2016) zur weiteren teilweisen Umsetzung des Oö. Chancengleichheitsgesetzes dar. "Mit diesem Budget kann es gelingen, das erreichte Leistungsniveau ohne Qualitätsabstriche abzusichern!" so Sozialreferent LH-Stv. Josef Ackerl. "Und mit dem Investitionsprogramm sollte sich die mittlerweile akut gewordene Lage im Bereich der Angebote für Menschen mit Beeinträchtigungen zumindest etwas entspannen lassen!" Dieser notwendige Ausbau der Angebote nach dem Oö. Chancengleichheitsgesetz für Menschen mit Beeinträchtigungen bleibt aber auch trotz des beginnenden Investitionsprogrammes die wohl größte Herausforderung des Sozialressorts. Zumindest eine Erfolgsmeldung wird es im Bereich der Jugendwohlfahrt geben, wo im kommenden Jahr die erste Ausbauphase der Schulsozialarbeit abgeschlossen sein wird. Dieser wichtige präventive Handlungsansatz wird also ab 2013 zumindest im vereinbarten Mindestausmaß in allen Bezirken vertreten sein.

Ausgangslage
Die Jahre 2010 und 2011 stellten eine Zäsur in der positiven Entwicklung der oberösterreichischen Soziallandschaft dar. Aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise und der durch den Bund vorgegebenen budgetären Rahmenbedingungen konnte 2010 mit einer geringer als mittelfristig geplant ausgefallenen Budgetsteigerung der Status Quo zwar erhalten, aber keine Weiterentwicklung vorgenommen werden. 2011 war das Sozialressort dann erstmals gezwungen, das Leistungsspektrum zu reduzieren bzw. für die betroffenen Klientinnen und Klienten zu verteuern. Durch die Konzentration auf Kernaufgaben des Sozialressorts konnten diese aber trotzdem in der gewohnten Qualität aufrechterhalten werden. 2012 schaffte eine Budgetsteigerung von fünf Prozent eine spürbare Erleichterung - und eine Konsolidierung der beeindruckenden Bilanz des Sozialressorts:

Zehntausende Klientinnen und Klienten...
Mittlerweile

  • werden jährlich bis zu 15.000 Menschen in den von den Sozialhilfeverbänden finanzierten Alten- und Pflegeheimen betreut,
  • nehmen zwischen 15.000 und 25.000 Menschen einen Mobilen Dienst in Anspruch,
  • erhalten über 7.700 Menschen mit Beeinträchtigung eine oder mehrere Leistungen nach dem Oö. Chancengleichheitsgesetz,
  • lassen sich bereits beinahe 10.000 Menschen von den Schuldnerberatungseinrichtungen helfen,
  • über 10.000 Eltern nutzen die Elternbildungsangebote der Jugendwohlfahrt,
  • über 20.000 Minderjährige werden jährlich in Unterhaltsfragen unterstützt,
  • über 12.000 Kinder und Jugendliche suchen Hilfe und Beratung bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft, und
  • über 3.500 Kinder sind jährlich in einer Maßnahme der Erziehungshilfe.

"Diese Liste ist dabei bei weitem noch nicht vollständig, umso beeindruckender die Gesamtzahl der Menschen, denen direkt oder indirekt mit unseren Leistungen geholfen wird!" so Ackerl.

...und mehr als 16.500 Beschäftigte im Sozialbereich
Beeindruckend aber auch die Zahl der Beschäftigten, die diese Hilfe erst möglich machen: Insgesamt

  • arbeiten über 9.000 Menschen in der Altenpflege und -betreuung,
  • erbringen über 7.000 Menschen Leistungen nach dem oberösterreichischen Chancengleichheitsgesetz,
  • sind mehr als 1.500 Menschen in den übrigen Bereichen (Frauenhäuser, Jugendwohlfahrt, Schuldnerberatung, etc.) beschäftigt.


"Mit dieser grob geschätzten Gesamtzahl von mehr als 17.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nimmt der Sozialbereich einen Spitzenplatz unter den Arbeitgebern in Oberösterreich ein!" so Ackerl. "In manchen Bezirken ist der Sozialbereich sogar der größte Arbeitgeber!"

Die Rolle als Wirtschaftsmotor bestätigte dem Sozialbereich auch eine kürzlich veröffentlichte, von der Interessensvertretung der Sozialunternehmen (IVS) in Auftrag gegebene Studie der Johannes-Kepler-Universität. 9,4 Prozent aller Beschäftigten Oberösterreichs sind im Gesundheits- und Sozialwesen tätig - überwiegend Frauen. Allein durch die ausbezahlte Lohnsumme der in der IVS organisierten Sozialunternehmen (2011: 211 Millionen Euro!) wurde der oberösterreichischen Wirtschaft eine "Geldspritze" von 137 Millionen Euro zugeführt (bei einer angenommenen marginalen Konsumquote von 65 Prozent).

2013 wird das Sozialbudget des Landes insgesamt (inklusive Jugendwohlfahrt und Pflegefonds) 521.541.500 Euro betragen.

Vom Pflegefonds (33.700.000 Euro) werden rund 88 Prozent (29.773.900 Euro) den Gemeinden bzw. Sozialhilfeverbänden zur Verfügung gestellt. Das Budget der Landesjugendwohlfahrt ist nur der kleinere Teil der in diesem Aufgabenbereich aufgewendeten Mittel; der größere Teil - jährlich mehr als 70 Millionen Euro - wird von den Sozialhilfeverbänden, also von den Gemeinden eingesetzt. Die Steigerung von mehr als 3 Prozent in dieser Darstellung ergibt sich in erster Linie aus den überproportionalen Steigerungen bei Grundversorgung und Pflegefonds.

"Auch in diesem Jahr werden die Budgetsteigerungen großteils zur Bewältigung der höheren Aufwendungen, die aufgrund gesetzlicher Regelungen, bundes- bzw. landespolitischer Vorgaben oder den kollektivvertraglichen Gehaltssteigerungen im sehr personalintensiven Sozialbereich zu erwarten sind, benötigt!" erläutert Ackerl. "Wesentlich und bereits erwähnt ist, dass damit das erreichte Leistungsangebot in der gewohnten Qualität gesichert werden kann, an flächendeckenden bedarfsorientierten Ausbau ist kurzfristig aber nicht zu denken!" Nur mit Hilfe der zusätzlichen Investitionsmittel aus dem Nachtragsvoranschlag kann das vierjährige Investitionsprogramm im Bereich Chancengleichheitsgesetz - Gesamtvolumen 12,2 Mio. Euro! - umgesetzt werden, das zumindest die akutesten Herausforderungen in diesem Aufgabenfeld löst.

Einsparpotentiale sieht Ackerl im Sozialbereich daher keine mehr: "Auch bei den sogenannten Ermessensausgaben gibt es keinen budgetären Spielraum mehr!" erläutert er. "Mit den vorgegebenen Anteilen des Sozialressorts an den Aufwendungen für die Mobile Betreuung und Hilfe, der notwendigen Beteiligung am Pakt für Arbeit und Qualifizierung, dem fix paktierten Heizkostenzuschuss wie den ebenfalls fix paktierten Investitionsförderungen für Alten- und Pflegeheime und ähnlichen verpflichteten Ausgaben sind auch an diesen Ermessensausgaben rund 70 Prozent bereits Pflichtausgaben!"

Im Bereich der Jugendwohlfahrt ist 2013 das Jahr, in dem die erste Phase ("Aufbauphase") der Schulsozialarbeit abgeschlossen ist und somit dieses präventive Handlungskonzept in allen Bezirken zum Einsatz kommt. Eine bereits laufende Evaluierung wird zeigen, ob und in welchem Ausmaß eine zweite Phase ("Ausbauphase") notwendig ist. Die Budgetsteigerung beträgt drei Prozent bzw. 1.144.100 Euro, somit steigt das Budget der Abteilung Jugendwohlfahrt auf 24.970.000 Euro.

Mit dem Ausbau der Schulsozialarbeit steigt der Anteil des Bereichs Förderung & Entlastung (2012: 53%) gegenüber dem Anteil der Erziehungshilfe (2012: 39%). "Ein deutliches Indiz dafür, dass wir den Auftrag der Prävention noch ernster nehmen!" so Ackerl. Auch an dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass ein Löwenanteil der Ausgaben im Jugendwohlfahrtsbereich - insbesondere bei den Erziehungshilfen - die Sozialhilfeverbände bzw. Gemeinden tragen, mit jährlich regelmäßig über 70 Millionen Euro rund das Dreifache des Landes.

 

 

 

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