Imster Schemenlaufen und die Falknerei sind immaterielles Kulturerbe der UNESCO 

 

erstellt am
06. 12. 12

Wien (unesco) - Das Imster Schemenlaufen und die Falknerei wurden am 5. Dezember 2012 vom Zwischenstaatlichen Komitee des UNESCO Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes im Rahmen seiner 7. Tagung in Paris auf die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit gesetzt. Die bereits über 200 Traditionen aus allen Weltregionen umfassende Liste - darunter die Tradition der Peking-Oper, der spanische Flamenco, das mongolische Naadamm-Festival, die iranische Teppich-Knüpfkunst, die kolumbianische Marimba-Musik oder die chinesische Akupunktur - enthält nun erstmals zwei österreichische Traditionen.

Immaterielles Kulturerbe ist gelebtes Kulturerbe
Mit der Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes macht die UNESCO darauf aufmerksam, dass kulturelle Traditionen weltweit Pflege und Schutz brauchen, damit sie bewahrt und an zukünftige Generationen weitergegeben werden können und somit lebendig bleiben. Erst dann können Traditionen ihre identitätsbildende und sinnstiftende Funktion in der Gesellschaft erfüllen. Grundlage der Liste ist das UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes, das im Rahmen der 32. Generalversammlung im Jahr 2003 beschlossen und im April 2006 in Kraft trat. Bisher haben 148 Staaten das Übereinkommen ratifiziert.

Österreichische Neuaufnahmen
Für die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit waren dieses Jahr 36 kulturelle Ausdrucksformen, Traditionen und Bräuche nominiert. Über die Aufnahme des Imster Schemenlaufens und der Falknerei entschied das Zwischenstaatliche Komitee nach eingehender Evaluierung durch einen Unterausschuss. Das Zwischenstaatliche Komitee setzt sich aus 24 gewählten VertreterInnen der Vertragsstaaten zusammen. Es gilt das Prinzip der regionalen Ausgewogenheit und Rotation.

Fasnacht Imst – Schemelaufen
Das Imster Schemenlaufen blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Die Erwähnung der Imster Fasnacht geht bereits auf das Jahr 1597 zurück und wird bis zum heutigen Tag begangen. Als Schemenlaufen wird in Imst, im Tiroler Oberland, der Umzug mit 26 unterschiedlichen Maskentypen zur Fasnachtszeit bezeichnet, der alle vier Jahre stattfindet und bei dem rund 900 Imster aktiv teilnehmen. Der Umzug zeichnet sich durch eine Vielfalt an ausschließlich aus Holz geschnitzten Masken und teils historisch, teils neu gefertigten Kostümen aus. Das Wissen um die Herstellung der Masken wird von Generation zu Generation weitergegeben. Über den Sinn der Fastnacht gibt es keine wissenschaftlichen Aufzeichnungen: Ob es ein Fruchtbarkeitsritus ist, ein Lärmbrauch um Dämonen zu vertreiben, eine Vertreibung des Winters oder ein letztes großes Fest vor Beginn der Fastenzeit - für alles gibt es Argumente, aber keines davon ist exklusiv und wirklich stichhaltig. Das nächste Schemenlaufen wird am 31. Jänner 2016 veranstaltet.
http://www.fasnacht.at

Falknerei
Als Teil einer multinationalen Einreichung von insgesamt 13 Ländern (darunter Belgien, Frankreich, Spanien, Marokko, Ungarn und die Vereinigten Arabischen Emirate), wurde die Falknerei in Österreich in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Aus der in Österreich seit Jahrhunderten praktizierten Kunst, mit Vögeln zu jagen, entwickelte sich ein umfangreiches Wissen, das bis heute mündlich und schriftlich tradiert wird. Die Techniken und das Gros des nötigen Equipments blieben über Generationen gleich und sind Beweis für die Traditionsgebundenheit der Falknerei. So war die Falknerei über Jahrhunderte ein Motiv in Literatur, Musik und Malerei. In der Heraldik sowie in zahlreichen Orts- und Familiennamen spielen Falken und FalknerInnen eine wichtige Rolle. Rund 500 FalknerInnen, darunter die weltweit besten, pflegen diese Tradition bis heute in Österreich. Heute trägt die Falknerei auch wesentlich zur Arterhaltung bei, dazu betreiben viele FalknerInnen Auswilderungsstationen, in denen verletzte Greifvögel gesund gepflegt werden. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass beispielsweise der Wanderfalke wieder zahlreich in der Natur vorkommt.
Die internationale Eintragung soll das Bewusstsein um dieses seit Jahrhunderten gewachsene und weitergegebene Wissen stärken und das Zusammenwirken von FalknerInnen über Grenzen und Kontinente ermöglichen und sicherstellen.
http://www.falknerbund.com

Immaterielles Kulturerbe International
In Ergänzung zur UNESCO-Welterbekonvention (1972) wird seit 2003 auch den vielfältigen gelebten Traditionen internationale Aufmerksamkeit geschenkt und unter dem Begriff "immaterielles Kulturerbe" weltweit von der UNESCO dokumentiert und geschützt. Zum immateriellen Kulturerbe zählen mündliche überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, darstellende Künste, gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, das Wissen in Bezug auf Natur und Universum sowie traditionelle Handwerkstechniken. Gleichzeitig erfasst dieser Begriff auch Instrumente, Objekte und kulturellen Räume, die mit dem jeweiligen immateriellen Kulturerbe in Zusammenhang stehen. Immaterielles Kulturerbe wird von einer Generation an die nächste weitergegeben, fortwährend neu gestaltet und vermittelt den Gemeinschaften ein Gefühl von Identität und Kontinuität.

Immaterielles Kulturerbe in Österreich
Im Jahr 2009 erfolgte der Beitritt Österreichs zum UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes. Seitdem ist die Österreichische UNESCOKommission mit der nationalen Umsetzung des Übereinkommens betraut. Hierzu zählt auch die Erstellung eines österreichischen Verzeichnisses. Zuletzt wurden 2012 fünf weitere Traditionen in diese Bestandsaufnahme aufgenommen: Das Erzählen im Montafon, das Maultrommelspiel, der Festbrauch der Bürger- und Schützengarden des Bezirkes Murau, die Fasnacht in Nassereith - Schellerlaufen sowie die Hinterglasmalerei in Sandl. Das österreichische Verzeichnis umfasst mittlerweile 55 Eintragungen.

Neben den nunmehr 55 Traditionen auf der nationalen Liste, die auf der Grundlage der Entscheidungen eines unabhängigen Fachbeirates beschlossen wurden, sind erstmals zwei österreichische Traditionen in der Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit vertreten.

 

 

 

Informationen: http://immaterielleskulturerbe.unesco.at

 

 

 

 

 

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