NR-Prammer zum Tod von Gerda Lerner 

 

erstellt am
07. 01. 13

Wien (pk) - Als bedeutende feministische Wissenschaftlerin, Pionierin der Frauengeschichte und große Österreicherin bezeichnet Nationalratspräsidentin Barbara Prammer die am 04.01. in den USA verstorbene Autorin und Historikerin Gerda Lerner. "Sie hat Enormes für die Frauen geleistet, wir verdanken ihr sehr viel und sind ihr zu großem Dank verpflichtet", sagt Prammer.

Gerda Lerner wurde vergangenen Oktober im Parlament mit dem "Käthe Leichter-Preis 2012" ausgezeichnet, mit dem an das Lebenswerk der 1942 von den Nationalsozialisten ermordeten Nationalökonomin erinnert wird. Gerda Lerner habe mit ihrem Werk wesentliche Grundlagenarbeit für die Frauenbewegung und für die Gleichstellung der Geschlechter geleistet, sagte Prammer damals in ihrer Laudatio: "Ich weiß, dass ihre Bücher für viele Frauen sehr wichtig sind. Auch für viele junge Frauen, die sich gerade erst bewusst werden, dass wir die Gleichberechtigung noch nicht erreicht haben." Aus Lerners umfangreichen Schaffen seien die beiden Werke "Die Entstehung des feministischen Bewusstseins" und "Die Entstehung des Patriarchats" hervorzuheben, die mittlerweile Klassiker seien.

"Gerda Lerner hat allerdings nicht nur Geschichte geschrieben, sondern die Konsequenzen einer besonders dunklen Epoche der österreichischen Geschichte persönlich erfahren müssen", führte die NR-Präsidentin weiter aus. Die als Jüdin 1920 in Wien geborene Gerda Kronstein überlebte Nationalsozialismus und Holocaust durch Flucht in die USA. Die Frau, die Wien liebte und sich selbst als Patriotin bezeichnete, musste erleben, innerhalb weniger Wochen als Außenseiterin definiert und schließlich verfolgt zu werden. Die Erfahrung des Antisemitismus und des Faschismus habe sie zur Historikerin gemacht, so Lerner, dieses Erlebnis habe sie zur Frauengeschichte geführt.

"Zukunft braucht Vergangenheit", der Titel eines Buches aus jüngerer Zeit fasse Leben und Lebenswerk treffend zusammen, so Prammer. In diesem Sinne sei die Verleihung des "Käthe Leichter-Preises" Anerkennung ihres Lebenswerks und ihrer Forschungsarbeit, aber auch symbolische Versöhnungsgeste jenes Landes, das sie seinerzeit verstoßen hat und das sich - spät, aber doch - mit der Schuld an Faschismus, Holocaust und Krieg auseinandergesetzt habe und das immer noch tue. Auch hier brauche die Zukunft Vergangenheit statt Vergessen.

 

 

 

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