Erste Zeichen einer Konjunkturerholung 

 

erstellt am
10. 01. 13

Liquidität treibt die Märkte – Globale Geldpolitik bleibt stark expansiv – Gedämpfter Wachstumsausblick für CEE – Fallender Zinstrend in CEE
Wien (rzb) - „Rückläufige Gewinnschätzungen, die anhaltende Rezession in Europa, die auch die Kern-Eurostaaten erreicht, und kein endgültiger Durchbruch in der Schuldenfrage der Eurozone, doch die risikobehafteten Vermögenswerte haben ihren Aufwärtstrend im 4. Quartal 2012 noch bestätigt. Diese Diskrepanz dürfte sich zu Jahresbeginn 2013 fortsetzen“, sagte Peter Brezinschek, Chef von Raiffeisen Research, einer Einheit der Raiffeisen Bank International AG.

Für Brezinschek zeigen die BIP-Zahlen der Eurozone den stärksten Rückgang im Konjunkturzyklus im letzten Quartal 2012 an und auch in den USA sei ein klarer Wachstumsknick einzuplanen. Die Leading-Indikatoren (Einkaufsmanager-, ISM-Index) sind in einer Bodenbildungsphase, die in einen nachfolgenden Aufwärtstrend noch im ersten Halbjahr münden sollte. Die Conclusio: eine Stagnation in der Eurozone und ein marginales Wachstum am US-Markt für das Winterquartal 2013. „Daher könnten ab Jahresmitte die Nettoexporte und – über fallende Inflationsraten – auch der private Verbrauch wieder Wachstumsbeiträge liefern“, so Chefanalyst Peter Brezinschek. Nach und nach soll das BIP der Eurozone im Q2 auf 0,1 Prozent (pro Quartal) und dann ab Q3 auf 0,4 Prozent (pro Quartal) kommen. In den USA sollte das BIP-Wachstum von 0,2 (Q1) auf 0,5 Prozent (Q3) steigen.

Erfreuliches kündigt sich aus den Peripherieländern an: Die eingeleiteten Strukturreformen greifen allmählich und so erwartet das Research-Team ab der zweiten Jahreshälfte 2013 Wachstumsraten aus diesen Staaten. Italien stellt derzeit einen Unsicherheitsfaktor dar, da dort in Kürze eine neue Regierung gewählt wird. Auch im Hinblick auf die Teuerung gibt es Entspannung. „Die Inflationsraten dürften in zwei wesentlichen Schritten 2013, zu Jahresbeginn und im dritten Quartal, abwärtsgerichtet sein. Dies gilt für Europa wie auch für die USA“, so Brezinschek.

Auswirkung auf die Geldpolitik
Das Raiffeisen-Research-Team erwartet für das Gesamtjahr 2013 keine Leitzins-Änderung. „Weitaus entscheidender als eine Zinssenkung ist die äußerst expansive Zentralbank-Geldmengenversorgung des Euro-Finanzsektors“, erklärte RBI-Chefanalyst Brezinschek. Damit bleiben die Euribor-Sätze am Geldmarkt zwischen 0 und 0,3 Prozent deutlich unter dem Refinanzierungssatz. Die Federal Reserve hat ab Jänner eine Ausweitung ihrer quantitativen Lockerung (gebunden an die Arbeitslosenrate) festgelegt.

Liquiditätsblase auch auf den Aktienmärkten?
Die Notenbanken haben ihre Geld-Schleusen weit geöffnet und daran wird sich nichts ändern. Die Folge ist zunächst einmal eine teils mehr, teils weniger zutreffende Blasenbildung in de facto allen Veranlagungsklassen. Es steigen Immobilienpreise Hand in Hand mit Rohstoffen (Gold), die Energiekosten gehen trotz der global verhaltenen konjunkturellen Entwicklung aufgrund hoher Ölpreise in die Höhe, halbwegs sichere Staatsanleihen werfen zumindest real einen negativen Ertrag ab, Unternehmensanleihen zahlen teils sogar mit schlechter Bonität niedrigere Renditen als viele Aktien an Dividendenrendite bringen. Und 2012 stiegen dann auch noch die meisten etablierten Aktienmarktindizes auf neue Mehrjahres-Höchststände an. „Blasenbildung? Wir sagen: nein. Und die Antwort darauf, warum wir uns da so sicher sind, liegt in der Bewertung“, sagte Helge Rechberger, Chef der Aktienmarktanalyse im Raiffeisen-Research. Er argumentiert dies damit, dass die Kurs/Gewinn-Verhältnisse bei moderaten 11er und 12ern in weiten Teilen Europas bis hin zu ebenfalls noch nicht gänzlich überzogenen 16ern in Japan zu liegen kommen. Rechberger meint, dass US-Aktien einigermaßen teuer erscheinen, während aber europäische Aktienmärkte deutlich moderater bewertet wirken. Und: Aktien bieten teils hoch attraktive Dividendenrenditen an. Was dem Aktienmarkt zusätzlich hilft, ist der Mangel an gewinnbringenden Veranlagungsalternativen und die Abnahme der Risikoaversion.

Euro zu Dollar-Entwicklung
Das Research-Team erwartet einen sich seitwärts bewegenden Euro-Dollar-Kurs. Die Gründe dafür: Die Entscheidung der Federal Reserve ihr Anleihen-Kaufprogramm mit Beginn des neuen Jahres nochmals aufzustocken, belastet den Dollar. Der aktuelle Wechselkurs liegt rund 5 Cent über dem von der Zinsdifferenz zwischen 2-jährigen deutschen und amerikanischen Staatsanleihen implizierten Niveau. Da sich die Zinsdifferenz in diesem Jahr kaum bewegen wird, ist der Bewegungsspielraum für EUR/USD stark begrenzt. „Wir erwarten daher bis Mitte 2013 Kurse in einem Band von +/- 5 Cent um 1,32 EUR/USD“, so die Raiffeisenstrategen in ihrem Prognosebericht für das 1. Quartal 2013.

Ökonomischer Abschwung auch in CEE spürbar
Während der zweiten Jahreshälfte 2012 erreichte der wirtschaftliche Abschwung auch die Wachstumsbastionen in Deutschland und Österreich und ab dem dritten Quartal wurde er auch in den BIP-Zahlen der osteuropäischen Staaten sichtbar. Während sich deutliche Ernteausfälle in der gesamten Region negativ auswirkten, entsprang deren BIP-Wachstums-Rückgang in Tschechien, Ungarn, Rumänien und Kroatien zum größten Teil einer schwachen Binnennachfrage. Sogar die einstigen Wachstumsmotoren wie Polen und Slowakei sind nun mit der Intensität der Rezession in Europa konfrontiert. „Daher haben wir unsere BIP-Wachstums-Prognosen für alle Staaten in Zentraleuropa (CE) und Süd-Ost-Europa (SEE) nach unten gesetzt“, so Brezinschek. Gleichwohl die Schuldenkrise der Eurozone vorerst nur SEE traf, breitet sich der Abschwung über den Umweg der Netto-Exporte nunmehr auch in CE aus.
Russland spürt den wirtschaftlichen Abschwung am wenigsten, weil der Boom mit Privatkunden-Krediten den Inlandskonsum unterstützt. Für Russland wird ein BIP-Wachstum im Jahr 2013 von mindestens 3 Prozent erwartet.

Per Saldo betragen die BIP-Erwartungen für die Regionen CEE 2,1 Prozent (Vorjahr: 2,2%), SEE 1,3 Prozent (Vorjahr: ¬¬¬¬-0,2%), CE 0,5 Prozent (Vorjahr: 0,9%) und CIS 3,0 Prozent (Vorjahr: 3,2 Prozent). Im Vergleich zur Eurozone: BIP-Erwartung für 2013 von -0,1 Prozent (Vorjahr: -0,5%). Und in Österreich wird es bei einem bloß 0,5-prozentigen BIP-Wachstum 2013 und der Gefahr der Gewährung weiterer „Wahlzuckerln“ schon schwer sein, das bereits gelockerte Budgetziel von -2,3 Prozent des BIP zu erreichen.

Positiv zu bewerten ist der Umstand, dass für die meisten Staaten ein Rückgang der Verbraucherpreise zu erwarten ist. Für Österreich sieht das Research-Team eine Inflationsrate unter zwei Prozent ab Q3.

Kaufempfehlung für CEE Wachstumsbörsen
Folgende CEE-Indizes sind für Chefanalyst Peter Brezinschek von besonderem Interesse. Darunter etwa der russische MICEX Index. Durch die kürzlich vollzogene Erhöhung von 30 auf 50 Indexmitglieder ändert sich an der Grundcharakteristik des MICEX nichts. Denn nach wie vor geben die Energie-, Finanz- und Grundstoffsektoren den Ton an. Mit einer günstigen Bewertung und steigenden Dividendenzahlungen ist der MICEX eine klare Kaufempfehlung für das Research-Team. Ebenfalls auf der Kauf-Liste findet sich der polnische WIG20. Auch wenn sich in Polen die ersten Abschwächungstendenzen abzeichnen, bleibt der WIG wegen seiner zyklischen Branchenausrichtung weiterhin attraktiv. Ebenfalls zum Kauf empfohlen wird der tschechische PX, wo 2013 das durchschnittliche Gewinnwachstum mit rund plus 15 Prozent überdurchschnittlich geschätzt wird.

ATX-Ziel: 2.570 Punkte mit März 2013
Das ATX Indexziel für März 2013 liegt bei 2.570 Punkte. „Das entspricht aktuell einer „Kauf“-Empfehlung für den österreichischen Markt. Auf 12-Monatssicht erwarten wir einen Indexstand von 2.650“, zeigt sich Stefan Maxian, Chefanalyst der Raiffeisen Centrobank, optimistisch. Darüber hinaus gilt es hervorzuheben, dass die Dividendenrendite (2,9 Prozent) weiterhin über der Rendite für 10-jährige Anleihen (1,80 Prozent) liegt.

Österreichische Aktien-Favoriten: RHI und CA Immo
Im Hinblick auf Aktien-Investments hebt das Company Research-Team der Raiffeisen Centrobank (RCB), geführt von Stefan Maxian, den österreichischen Feuerfest-Konzern RHI sowie die CA Immo besonders hervor. Der Investment Case für die RHI (Kursziel: EUR 29,50) basiert auf dem Auf- bzw. Ausbau der Produktionsstandorte in Wachstumsmärkten (BRIC-Staaten, USA) und der Steigerung des Selbstversorgungsgrads bei Rohstoffen. Bei der CA Immo lautet unser Kursziel EUR 12,7. Ein weiterhin hohes Immobilienverkaufsvolumen und die Reduzierung der Gesamtverschuldung sowie weiterhin ein deutlicher Abschlag zum NAV (Net Asset Value, Nettovermögenswert) sollten den Aktienkurs stützen.

CEE Top-Picks: Bogdanka, Ciech und MTS
Der polnische Kohleproduzent Bogdanka (Kursziel: PLN 170) steht derzeit hoch im Kurs der RCB-Analysten. Das Unternehmen sollte aufgrund seiner preislichen Konkurrenzfähigkeit als klarer Gewinner der aktuellen Marktsituation am polnischen Kohlemarkt hervorgehen. Zudem rechnet die RCB mit einer Steigerung der Dividendenrendite von 3,7 Prozent basierend auf 2012 Gewinne auf rund 5 Prozent im nächsten Jahr. Unter den zyklischen Industriewerten unterstreicht Maxian den aktuell in Umstrukturierung befindlichen polnischen Chemiekonzern Ciech. Er bekräftigt die „Kauf“-Empfehlung (Kursziel: PLN 26) aufgrund des optimistischen Ausblicks für Soda im Jahr 2013 sowie der erwarteten positiven Effekte aus der Konzernrestrukturierung. Unter den Telekomtitel hebt die RCB die russische MTS (Kursziel: USD 21,80) hervor. MTS hat abgesehen von guten Ergebnissen zum Q3 2012 im Gegensatz zu vielen anderen Telekomunternehmen eine Änderung der Dividendenpolitik angekündigt, die im Zeitraum 2012-2014 eine um 25 Prozent höhere Ausschüttung als 2009-2011 vorsieht. Aufgrund der neuen Dividendenpolitik beträgt die Dividendenrendite aktuell 7,6 Prozent für die Stammaktie bzw. 6,5 Prozent für das ADR (American Depositary Receipt).

 

 

 

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