Einzigartiges Brauchtum in Bad Eisenkappel 

 

erstellt am
04. 02. 13

Kirchleintragen am Abend des 01.02. – LH Dörfler, LHStv. Kaiser, LR Waldner waren in Eisenkappel
Klagenfurt (lpd) - Seit dem Mittelalter hält man in Bad Eisenkappel an diesem Brauch des "Kirchleintragen" zur Abwehr von Hochwasser fest: Kleine, innen durch Kerzen beleuchtende Kirchen aus Papier werden nach Anbruch der Dunkelheit am 1. Februar, am Abend vor Maria Lichtmess, auf die Wellen der Vellach gesetzt.

"Ante pante populore, kozelna vrate cvilelore", wird dazu laut gerufen. Dieses rhythmische Sprüchlein ist eine Verballhornung, eine Mischung aus Latein und Slowenisch, eine Art Beschwörungsformel, damit der Fluss Vellach sich hüten möge, über seine Ufer zu treten und die dunklen Mächte des Winters vertrieben werden.

Sehr viele Kirchleinträger, Ortsbewohner sowie Besucher aus ganz Kärnten fanden sich auch am Abend des 01.02. wieder in Eisenkappel ein, um dieses Brauchtum mitzuerleben. Auch Landeshauptmann Gerhard Dörfler, LHStv. Peter Kaiser, Landesrat Wolfgang Waldner sowie Landtagspräsident Josef Lobnig waren gekommen und zeigten sich vom Kirchleintragen sehr beeindruckt.

Der Landeshauptmann, er war schon des Öfteren beim Kirchleintragen dabei, sprach von einem besonderen Kulturgut, das hier dargeboten werde. Dieses kirchlich geprägte Brauchtum sei einzigartig in Österreich und Ausdruck des starken Traditions- und Heimatbewusstseins der Kärntner. Besonders erfreulich sei auch, dass das Kirchleintragen an die Jugend weitergegeben werde, weil gerade die Schülerinnen und Schüler aktiv eingebunden seien und die Kirchlein selbst basteln. "Auf diese Weise bleibt der alte, wunderbare Brauch weiter jung", so Dörfler.

Er erinnerte an andere ebenfalls einzigartige Kärntner Bräuche und Traditionen, die mit immer neuer Begeisterung gelebt und fortgeführt werden, wie beispielsweise etwa das Sternsingen in Heiligenblut oder das Kranzelreiten in Weitensfeld. In Kärnten werde Brauchtum auf vielseitige Weise und zu allen Jahreszeiten gepflegt.

"Ante Pante" (so nennt man den Brauch auch oft kurzerhand) ist die Begleitmusik zum "Kirchleintragen". Vor allem die Kinder von Volks- und Hauptschule haben in wochenlanger Arbeit kleine Kirchen aus roten und weißem Papier gebastelt, wofür sie und Schuldirektor Heinz Necemer bedankt werden.

Der Eisenkappler Pfarrer Leopold Zunder segnete die kleinen Kunstwerke vor der Pfarrkirche und nahm auf die christliche Lichtsymbolik Bezug. Auch die Menschen sollten einander Licht bringen und beitragen, damit es in der Welt heller werde, so Zunder. Der Zug mit den Kirchleinträgern und Besuchern bewegt sich von dort weiter zu Schlossbrücke, wo die Kirchlein von den Stöcken genommen und auf die Wellen der Vellach gesetzt werden. Manches Licht verlöscht rasch, andere Kirchlein kippen nicht so schnell um und leuchten auf ihrer schaukelnden Reise flussabwärts noch ein bisschen länger.

Das "Kirchleintragen" geht zurück auf ein Gelübde im Mittelalter: 1180 überflutete ein verheerendes Unwetter das Tal. Die Menschen flüchteten zur höher gelegenen Wallfahrtskirche Maria Dorn und versprachen, dem wütenden Fluss zur Besänftigung eine Kirche aus Holz zu opfern. Das Hochwasser ging zurück. Der Brauch wurde beibehalten. Einst brachten jährlich fünf Männer des Dorfes eine Holzkirche zum Fluss, später folgte das "Kirchleintragen", an dem die Kinder stark beteiligt sind.

Das "Ante pante" geht zurück auf Lobpreisungen Simeons aus dem Evangelium zu Mariä Lichtmess: "Ante faciem omnium populore" Zu Deutsch: "Vor dem Angesicht aller Völker". Das "kozelna vrate cvilelore" ist - so wird erzählt - erst vor Jahrzehnten Teil des Verses geworden, seit einem Vorfall während der Lichterprozession, als man beim Haus eines gewissen Kozel vorbeikam, bei dem die Türangeln knarrten. Auf Deutsch übersetzt würde der Spruch lauten: "Ante pante populore, beim Kozel quietschen die Tore."

 

 

 

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