EU-Kommission schlägt Jugendgarantie vor

 

erstellt am
01. 03. 13
14.00 MEZ

Jugendgarantie für Beschäftigung kommt voran
Europa ist bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit einen weiteren Schritt vorangekommen.
Brüssel (ec.europa) - Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Jugendgarantie, die junge Europäer in Arbeit und Ausbildung bringen soll, wurde am 28.02. vom Rat "Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz" angenommen.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und László Andor, Kommissar für Beschäftigung und Soziales, begrüßten die Annahme durch den Rat. Barroso erklärte: "Zu viele junge Europäer fragen sich, ob sie jemals einen Job finden oder die selbe Lebensqualität wie ihre Eltern haben werden. Sie erwarten Antworten von uns. Daher hat die Europäische Kommission in den vergangenen zwei Jahren den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit an die Spitze der politischen Tagesordnung in Europa gesetzt. Sechs Milliarden Euro sind für die Initiative Jugendbeschäftigung eingeplant, um jungen Arbeitslosen zu helfen. Mit der Jugendgarantie haben junge Menschen eine echte Chance für eine bessere Zukunft." Sozialkommissar Andor fügte hinzu: "Es ist entscheidend, dass die Mitgliedstaaten schnell tätig werden und die Jugendgarantie einführen, damit junge Menschen so schnell wie möglich Arbeit finden."

Die Kommission will mit der 2012 vorgeschlagenen Jugendgarantie ermöglichen, dass jeder EU-Bürger unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten nach Abschluss einer formellen Ausbildung oder bei Arbeitslosigkeit ein Angebot für eine neue Stelle, eine Weiterbildung oder einen Ausbildungsplatz erhält. Finanziert werden sollen die Maßnahmen der Jugendgarantie durch den Europäischen Sozialfonds.

Einer von vier Jugendlichen in Europa ist arbeitslos. In der gesamten EU liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 21 Prozent und damit etwa doppelt so hoch wie die Arbeitslosenrate der über 25 Jährigen.


 

 Hundstorfer: Großer Erfolg für Europas Jugend
Pressekonferenz der Arbeitsminister von Österreich, Frankreich und Luxemburg in Brüssel
Brüssel/Wien (bmask) - Im Rahmen einer Pressekonferenz in Brüssel mit seinen Amtskollegen Nicolas Schmitt aus Luxemburg und Michel Sapin aus Frankreich (beide Arbeitsminister) präsentierte der österreichische Arbeits- und Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 28.02. den Beschluss der "Jugendgarantie" auf EU-Ebene: "Mit diesem Beschluss wurde eine deutliche Botschaft gegen die Jugendarbeitslosigkeit gesetzt. Die Jugendgarantie ist besonders jetzt, angesichts der untragbar hohen Jugendarbeitslosigkeit in der EU, wichtig, denn sie schafft Chancen und Perspektiven für Jugendliche. Jugendarbeitslosigkeit hat vor allem langfristig gravierende Folgen, individuell und für die gesamte Gesellschaft", betonte Hundstorfer.

Beschluss der Jugendgarantie auf EU-Ebene - ein großer Erfolg für die Jugendlichen in Europa
In der neuen Budgetperiode ab 2014 werden jenen Regionen, die be-sonders von Jugendarbeitslosigkeit (AL höher als 25 Prozent) betrof-fen sind, finanzielle Unterstützungen angeboten. Für diese Initiati-ve werden 6 Milliarden Euro für den Zeitraum 2014-2020 zur Verfügung stehen (davon werden 3.000 Millionen Euro mittels gezielter Investi-tionen aus dem Europäischen Sozialfonds in den förderfähigen Regio-nen bereitgestellt, proportional zur Zahl der arbeitslosen Jugendli-chen in diesen Regionen, und 3.000 Millionen Euro aus einer eigen-ständigen Haushaltslinie "Jugendbeschäftigung"). Im aktuellen EU-Finanzrahmen sind 30 Milliarden Euro an Mitteln des Europäischen So-zialfonds (ESF) noch nicht in konkreten Aktivitäten verplant. Davon sollen bis Ende 2013 10 Milliarden Euro im Rahmen der Europäische Ausbildungs- und Beschäftigungsgarantie für Jugendliche von 15 bis 24 Jahren für eine breite Palette von Maßnahmen verwendet werden.

"Österreich hat sich von Beginn an eingesetzt, eine Jugendgaran-tie einzuführen und nun wurde sie europaweit beschlossen. Wir haben mit unserer Jugendgarantie gute Erfahrungen gemacht, den Jugendli-chen frühzeitig ein konkretes Angebot zu machen, damit sie gar nicht auf die Idee kommen, die Gesellschaft würde auf sie verzichten wol-len", unterstreicht Hundstorfer. Er wies auch darauf hin, dass die österreichische Jugendarbeitslosenquote mit 8,5 Prozent (Dezember 2012) weit unter dem europäischen Durchschnitt liege, nur Deutsch-land liege darunter. Wichtig für die geringe Jugendarbeitslosigkeit seien vor allem das breite Angebot an berufsbildenden Schulen in Verbindung mit dem dualen System sowie breite arbeitsmarktpolitische Interventionen wie Ausbildungsgarantie, Jugendcoaching, Lehrlings-coaching oder Produktionsschulen, die fortlaufend erweitert werden.

Österreichs Erfahrungen mit der Jugendgarantie
Österreich hat mit der Jugendgarantie bereits beste Erfahrungen gemacht: "Kein Jugendlicher bis 24 darf mehr als 6 Monate arbeitslos sein, jene, die keinen Arbeitsplatz finden, bekommen eine Weiterbil-dung vom Arbeitsmarktservice, wie zum Beispiel das Nachholen von Bildungsabschlüssen oder (Höher-)Qualifizierungen. Für Jugendliche zwischen 15 und 19 gibt es eine Ausbildungsgarantie, die 2008 einge-führt wurde", erklärt der Arbeitsminister. Ca. 40 Prozent der Ju-gendlichen eines Jahrgangs beginnen eine duale Ausbildung, d.h. praktisches Lernen in einem Betrieb und theoretischer Unterricht in einer Berufsschule. Da es jedoch für viele schwierig ist, eine Lehr-stelle zu finden und mehr Plätze nachgefragt als angeboten werden, wird jeder und jedem Jugendlichen ein Ausbildungsplatz garantiert. Jene Jugendlichen, die keine Lehrstelle in einem Betrieb finden, können eine vollwertige duale Ausbildung in einer überbetrieblichen Einrichtung absolvieren, die der Ausbildung in einem Betrieb voll-kommen gleichgestellt ist. Sie erhalten auch verstärkt Unterstüt-zung, zum Beispiel bei Lernschwierigkeiten. Für das Ausbildungsjahr 2012/2013 stellt das Arbeitsmarktservice wieder über 11.700 Ausbil-dungsplätze bereit.

Es wurden auch neue Akzente zur Absicherung des individuellen Ausbildungserfolges gesetzt, wie das neu eingeführte Lehrlings-coaching oder Maßnahmen zur Steigerung der Qualität der Lehre. Wenn Probleme im Betrieb auftauchen, erhalten Jugendliche und Ausbildner individuelle Unterstützung um einen Abbruch der Lehre zu vermeiden. 2012 wurde zudem auch das Jugendcoaching eingeführt. Schülerinnen und Schüler, deren Fortkommen in der Schule gefährdet ist, erhalten individuelle Betreuung durch Coaches. Außerdem werden Jugendliche, die bereits außerhalb des Schulsystems stehen (NEETS), miteinbezo-gen.

Zukünftige Strategie in Österreich
Der Weg, den Österreich künftig im Bereich der Jugendbeschäfti-gung beschreiten wird, lautet: Von der Ausbildungsgarantie zur Aus-bildungsverpflichtung. Dazu ist einerseits die Mobilisierung bzw. Integration der Zielgruppe der NEETs voranzutreiben; andererseits befindet sich eine neue Maßnahme namens "AusbildungsFit" in Planung, die für jeden Jugendlichen seinen individuellen Fähigkeiten und Be-dürfnissen entsprechend das passende Folgeangebot zum Jugendcoaching zur Verfügung stellen will.

"Jugendcoaching und Ausbildungsfit sind jedenfalls zwei Kernan-gebote auf dem Weg zur 'Bildungsgarantie bis 18' - respektive 'Aus-bildungsverpflichtung'", so Hundstorfer abschließend.


 

 Becker fordert: Jugendgarantie in Europa gesetzlich bindend machen
EU-Sozialminister beschließen heute Jugend- Beschäftigungsgarantie
Brüssel (övp-pd) - "Die Jugendgarantie muss verbindlich werden. Bislang ist die europäische Jugendgarantie eine Empfehlung an die Mitgliedstaaten, keine Vorschrift", so Heinz K. Becker, Sozialsprecher der ÖVP im EU-Parlament. Die Sozialminister der EU beschließen eine europaweite Jugend- Beschäftigungsgarantie. Nach österreichischem Vorbild soll jeder EU-Bürger unter 25 vier Monate nach seiner Ausbildung bzw. nach vier Monaten Arbeitslosigkeit eine Garantie für einen Arbeitsplatz, eine Lehrstelle oder eine Weiterbildung erhalten. "Die Jugendgarantie kann verbindlich werden durch spezifische Empfehlungen im Rahmen des Europäischen Semesters an die Mitgliedstaaten. Nur so können wir eine verlorene Generation in Europa verhindern", so Becker.

"Der Vorschlag der EU-Kommission, das österreichische Duale Ausbildungssystem und das System der Berufsschulen als Modell für die EU-Jugendbeschäftigungsgarantie zu verwenden, ist eine Anerkennung des österreichischen Erfolgs am Arbeitsmarkt im EU- Vergleich", so Becker. Vor allem die südlichen EU-Mitgliedsländer würden noch zurückhaltend reagieren. "Hier muss man jedem Mitgliedstaat die konkrete Ausgestaltung der Garantie angepasst an Arbeitsmarktstrukturen selbst überlassen. Außerdem fordere ich die EU-Kommission auf, neue Finanzierungsmodelle für schwächere Mitgliedsländer vorzuschlagen", so Becker abschließend.


 

 Foglar: Gutes Signal, konkretere Schritte
Brauchen verbindliche Regelungen und klar gewidmetes Geld
Wien (ögb) - "Es ist erfreulich, dass unser jahrelanger Ruf nach Maßnahmen für Jugendbeschäftigung nun auch die EU-Gremien erreicht hat", sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar zur von den EU-Sozialministern vereinbarten Jugendgarantie. "Die österreichische Ausbildungsgarantie zeigt, dass das der richtige Weg ist: Wir haben eine der niedrigsten Arbeitslosenraten bei Jugendlichen in der EU." Allerdings verlangt Foglar verbindliche Regelungen, mit bloßen Empfehlungen an die Mitgliedsstaaten sei es nicht getan.

Mit den im EU-Budget - das allerdings noch nicht beschlossen sei - fixierten 6 Milliarden Euro für Jugendbeschäftigung sei die Jugendgarantie zumindest ein weiteres positives Signal aus Europa. "Es ist wichtig, dass die Menschen, vor allem die jungen, endlich sehen und spüren, dass man sich auch um ihre Zukunft kümmert, und nicht nur um jene der Banken, Märkte und Finanzplätze", sagt Foglar. Er verweist auf die Aktionstage des Europäischen Gewerkschaftsbundes am 13. und 14. März im Vorfeld des EU-Frühjahrsgipfels. "Wäre die Jugend eine Bank, hättet ihr sie schon längst gerettet - mit dieser Aussage der Gewerkschaftsjugend werden GewerkschafterInnen in Österreich mehr Engagement und konkretere Schritte zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in der EU einfordern. Wir werden die Europäischen Sozialminister gerne unterstützen, wenn es darum geht, aus den Empfehlungen verbindliche Regelungen in allen Mitgliedstaaten zu machen."

Die Jugendgarantie sei ein wichtiges Signal an die jungen Menschen, dem allerdings konkrete Schritte folgen müssten, so Foglar. "Das kann nur der Startschuss gewesen sein, die Strecke ist noch weit. Wir erwarten, dass die Rettung von Europas Jugend jetzt endlich den gleichen Stellenwert bekommt wie die Rettung der Banken und die Beruhigung der Märkte. Die Gewerkschaften stehen zu Europa, und mit verbindlichen Regelungen zur Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen für junge Menschen könnten wir die europäische Idee auch ihnen näher bringen."

 

 

 

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