Bildung entscheidender Wettbewerbsfaktor -
 Reformen intensivieren

 

erstellt am
07. 03. 13
14.00 MEZ

Wien (wifo) - Die Wachstumsperspektiven einer hochentwickelten Volkswirtschaft hängen von Wissen und Innovationsfähigkeit der Arbeitskräfte ab. Je höher das Pro-Kopf- Einkommen in einem Land ist, desto mehr werden diese Komponenten zu entscheidenden Erfolgsfaktoren. Die Tendenzen zur Globalisierung, zur Bewältigung des Klimaproblems durch Innovation und die Alterung der Bevölkerung unterstreichen die Bedeutung von Wissen für Wirtschaft und Gesellschaft. Eine der wichtigsten Herausforderungen für hochentwickelte Volkswirtschaften wie Österreich besteht daher in der Gewährleistung eines Bildungssystems von hoher Qualität, beginnend mit der vorschulischen Betreuung bis hin zu den Hochschulen. Derzeit zeigen Schulleistungsvergleiche Trends, die konträr zum Strukturwandel der Wirtschaft verlaufen: Während verstärkt mittlere und hohe Qualifikationen nachgefragt werden, steigt der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die ein Mindestkompetenzniveau nicht erreichen. Die Reformen sollten daher intensiviert werden.

Gemessen am BIP pro Kopf (kaufkraftbereinigt) nahm Österreich 2012 innerhalb der EU nach Luxemburg und den Niederlanden und noch vor Schweden den 3. Rang ein. In einer so hochentwickelten Volkswirtschaft leistet Bildung einen zentralen Beitrag zur Innovationsfähigkeit und damit auch zu den Entwicklungsperspektiven der Wirtschaft. Eigenständige Innovationen erfordern entsprechende Qualifikationen der Arbeitskräfte. Wie Untersuchungen auf Unternehmensebene zeigen, ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in diesen Ländern das am häufigsten wahrgenommene Innovationshemmnis, weit vor Finanzierungsproblemen.

Die Bedeutung von Bildung als Ermöglicher von Innovation macht ihren Wachstumsbeitrag abhängig von weiteren Faktoren, die für Innovationserfolge entscheidend sind, darunter die Qualität des Innovationssystems (z. B. Forschungs- und Technologiepolitik, geistige Eigentumsrechte, Regulierungen, Unternehmensgründungen usw.). Setzt etwa die Forschungspolitik massive Anreize für Unternehmen, F&E-Aktivitäten aufzunehmen und zu intensivieren - wie derzeit in Österreich -, dann muss die Bildungspolitik der in der Folge steigenden Nachfrage nach Forschern und Forscherinnen sowie Arbeitskräften gerecht werden, die über innovationsrelevante Kompetenzen verfügen. Eine Wachstumspolitik muss daher das Bildungssystem systemisch mit anderen Politikbereichen und Wachstumsfaktoren betrachten. Der Qualität des Bildungssystems kommt dabei besonders hohe Bedeutung zu.

Die Qualität des Bildungssystems muss grundsätzlich vielschichtig analysiert werden, sie sollte deshalb nicht auf wenige Indikatoren reduziert werden. Die Indikatoren in Übersicht 1 können keine umfassende Analyse ersetzen (insbesondere PISA-Werte 2009 sind mit Vorsicht zu interpretieren), ihre wenig zufriedenstellende Ausprägung sollte jedoch Anlass zur Sorge und für weitere, detailliertere Untersuchungen und Reformbestrebungen sein. Insbesondere sollte der in Abbildung 1 vor allem im Sekundarbereich (PISA) deutlich erkennbare Trend zum wachsenden Anteil von Schülerinnen und Schülern, die ein Mindestkompetenzniveau nicht erreichen, und zum sinkenden Anteil von Schülerinnen und Schülern, die ein anspruchsvolles Kompetenzniveau erreichen, umgekehrt werden. Diese Entwicklung steht in direktem Gegensatz zur Veränderung der Qualifikationsnachfrage der Unternehmen in Österreich: Branchen mit Nachfrage nach höheren Qualifikationen wachsen, während jene mit Nachfrage nach niedrigen Qualifikationen schrumpfen. Seit 1985 verringerte sich der Wertschöpfungsanteil von Branchen mit niedriger Qualifikationsintensität, d. h. mit vergleichsweise geringen Anforderungen an die Qualifikation der Arbeitskräfte (z. B. Bekleidungsindustrie, Gießerei), um rund 11 Prozentpunkte (EU 15 rund -4 Prozentpunkte), während das Gewicht der Branchen mit hoher Qualifikationsintensität (z. B. Herstellung von Werkzeugmaschinen) um rund 6,5 Prozentpunkte stieg (EU 15 +3,5 Prozentpunkte).

In den letzten Jahren wurden bereits Reformen eingeleitet, deren Wirkung erst verzögert sichtbar werden wird. Die Förderung der Qualität des Bildungssystems sollte weiterhin höchste Priorität genießen, um die weitere Wirtschaftsentwicklung zu unterstützen und den Verbleib Österreichs unter den einkommensstärksten Ländern der EU und der OECD zu sichern.

 

 

 

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