Forscher identifizieren Harnsäure als Marker für das
 Herzkreislauf-Risiko

 

erstellt am
13. 03. 13
14.00 MEZ

Graz (med-uni) - Ein Forscherteam des Klinischen Instituts für medizinische und chemische Labordiagnostik (KIMCL) der Medizinischen Universität Graz hat in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg übergewichtige Kinder und Erwachsene untersucht. Eine wesentliche und neue Erkenntnis ist, dass die häufig nur mit der "Gichterkrankung" in Zusammenhang gebrachte Harnsäure bei Jung und Alt Rückschlüsse auf das Herzkreislauf-Risiko zulässt. Dadurch konnte ein kostengünstiger wie aussagekräftiger Biomarker identifiziert werden.

Massenphänomen Fettleibigkeit
Laut dem Ernährungsbericht 2012 sind rund 40% der Erwachsenen in Österreich übergewichtig, wobei 12% davon sogar als stark fettleibig bezeichnet werden können. Bei älteren Menschen hat mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung einen zu hohen Körperfettanteil. Betrachtet man die Kinder in Österreich, so ist besonders besorgniserregend, dass bereits jedes vierte Kind übergewichtig bzw. oft sogar fettleibig ist.

"Gesunder" versus "kranker" Stoffwechsel
Ein gut funktionierender "gesunder" Stoffwechsel ist essentiell, da er im Körper für lebenswichtige Vorgänge, wie die Energiegewinnung und die Erhaltung der Körpersubstanz, verantwortlich ist. Beim "kranken" Stoffwechsel kommt es zu Störungen und Beeinträchtigungen dieser Funktionen. Fettleibigkeit verursacht bei den meisten Betroffenen eine Insulinresistenz, was wiederum zur Erkrankung am Typ-2-Diabetes führt sowie zu weiteren Begleitkrankheiten des Stoffwechsels. Dies kann bei einer Vielzahl der Patienten beobachtet werden, jedoch nicht bei allen. Eine Subgruppe adipöser Menschen zeigt keine oder nur gering ausgeprägte Risikofaktoren wie Insulinresistenz, subklinische Entzündungen, Fettstoffwechselstörungen und Herzkreislauferkrankungen. "In unserer Forschungsarbeit gingen wir der Frage nach, wie sich stoffwechsel-gesunde Fettleibige von stoffwechsel-kranken fettleibigen Menschen von der Kindheit bis ins Alter unterscheiden", so Univ. Prof. Dr. Harald Mangge von der Medizinischen Universität Graz.

Um diese Frage besser beantworten zu können, untersuchten Grazer Wissenschafter unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Harald Mangge in einer Kooperation mit PD Dr. Daniel Weghuber von der Univ.-Klinik f. Kinder- und Jugendheilkunde Salzburg und Kollegen von der University of Maryland, USA 355 Kinder bzw. Jugendliche (8-18 Jahre) und 354 Erwachsene (18-60 Jahre). Die beiden Gruppen setzten sich jeweils aus normal- und übergewichtigen Probanden der STYJOBS/EDECTA Kohorte zusammen.

Harnsäure als neuer Herzkreislaufmarker identifiziert
"Zu unserer Überraschung trat ein von der Gicht bekannter Indikator als wesentlicher Herz-Kreislauf-Marker in Ergänzung zu etablierten Stoffwechsel-Risikoparametern in den Vordergrund - die Harnsäure. Ihre Bestimmung scheint eine Unterscheidung von Menschen mit "gesundem" und "kranken" Stoffwechsel, die an Übergewicht bzw. Fettleibigkeit leiden, zu ermöglichen. Dies gilt offensichtlich für Kinder und Erwachsene", so Univ.-Prof. Dr. Harald Mangge. Dieser aussagekräftige wie auch kostengünstige Biomarker soll nach Meinung der Wissenschafter zukünftig sinnvollerweise in die Diagnose von Herz-Kreislauf-Risiken einfließen und verstärkt berücksichtigt werden.

Die Forscher weisen auf eine wesentliche mögliche Konsequenz dieser Ergebnisse hin: "Die Identifizierung von übergewichtigen oder fettleibigen Menschen mit keinen oder nur geringen Herzkreislauf-Risiko-Parametern ist wichtig. Für sie müssen in Zukunft möglicherweise andere, weniger aggressive Therapieempfehlungen gelten als für jene mit krankem Übergewicht bzw. kranker Fettleibigkeit", so Harald Mangge von der Medizinischen Universität Graz und Daniel Weghuber von der Salzburger Paracelsus Medizinischen Privatuniversität. Auf Basis von Biomarkern könnten zukünftig neue Therapieansätze zur Behandlung von Fettleibigkeit etabliert werden, so der Tenor der beiden Wissenschafter.

Die STYJOBS/EDECTA Studie wird in Zukunft weiter ausgebaut. An Hand der gesammelten Ergebnisse wird zukünftig ein stark verfeinertes Risikoprofil aus Körpermerkmalen und Biomarkern zur Verfügung stehen. Dadurch wird eine individuelle Einschätzung von zukünftigen potentiell lebensbedrohlichen Ereignissen Jahre vor ihrem Auftreten gewährleistet.

 

 

 

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