Krankenkassen: Defizite großteils abgebaut

 

erstellt am
15. 04. 13
14.00 MEZ

 Krankenkassen haben Finanzziele wieder übererfüllt
Sanierung der Kassen ohne Leistungskürzungen oder zusätzliche Selbstbehalte für die Patienten gelungen
Wien (sk) - Der Sanierungsplan für die österreichischen Krankenkassen greift weiterhin: Sie haben in den vergangenen vier Jahren um 946 Millionen Euro mehr hereingebracht als gefordert und die von Gesundheitsminister Alois Stöger vorgegebenen Finanzziele damit deutlich übererfüllt. Ihre Schulden von fast zwei Milliarden Euro sind damit fast abgebaut, während die Leistungen für Patienten gleichzeitig erweitert wurden.

Für den Zeitraum von 2010 bis 2013 wurden den Kassen Kostendämpfungen von insgesamt 1,725 Milliarden Euro auferlegt. Nach dem Monitoringbericht des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger werden sie aber insgesamt fast 2,7 Milliarden Euro einsparen. Gesundheitsminister Alois Stöger betont, dass die Sanierung der Kassen ohne Leistungskürzungen oder zusätzliche Selbstbehalte für die Patienten gelungen ist: „Im Gegenteil: Es wurden Leistungen – wie das Krankengeld für Selbstständige, die Krankenversicherung für Bezieher der Mindestsicherung oder das Angebot an günstigeren Zahnleistungen durch die Kassenambulatorien – ausgebaut.

Mit Erreichen der Finanzziele erhalten die Kassen Mittel aus dem Strukturfonds, 2010 waren das 100 Millionen, 2011 bis 2015 je 40 Millionen Euro. Nur die Wiener Gebietskrankenkasse hat noch Schulden von rund 150 bis 200 Millionen Euro. Alle anderen Kassen sind bereits schuldenfrei. In Summe haben die Kassen fast zwei Milliarden Schulden abgebaut, der Staat hat dazu 450 Millionen in drei Tranchen beigesteuert.

Die Kosten der Kassen werden auch weiterhin gedämpft werden können, indem durch die Gesundheitsreform der niedergelassene und der ambulante Bereich besser zusammenarbeiten und doppelte Medikamentenverschreibungen und Untersuchungen reduziert werden.


 

Belakowitsch-Jenewein: Krankenkassen sind kein Sparverein
Überschüsse in Leistungen für Versicherte investieren
Wien (fpd) - "Dass die Krankenkassen ihre Schulden abbauen ist zwar positiv, der Überschuss von knapp einer Milliarde Euro schießt jedoch deutlich über das Ziel hinaus", sagte die freiheitliche Gesundheitssprecherin NAbg. Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein. "Die Krankenkassen sind kein Sparverein, denn die eingezahlten Beiträge müssen den Versicherten zu Gute kommen."

Der Jubel über die "eingesparte" Milliarde sei daher unangebracht, sei diese doch mit massiven Leistungskürzungen teuer erkauft worden, relativierte Belakowitsch-Jenewein Jubelmeldungen aus dem Gesundheitsministerium. Wie nicht anders zu erwarten, seien die sogenannten "Einsparungen" auf dem Rücken der Patienten erfolgt, während strukturell und organisatorisch genau gar nichts passiert sei, forderte Belakowitsch-Jenewein erneut die Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger.

Dass trotz fehlender Strukturreformen derartige Einsparungen erzielt werden haben können, zeige deutlich auf, dass bei einer tatsächlichen Reform, die diesen Namen auch verdiene, ausreichend Geld im Gesundheitsbereich vorhanden sei, so Belakowitsch-Jenewein. Es sei daher höchste Zeit diese schlummernden Potentiale zu nützen und den Patienten so weitere Leistungskürzungen zu ersparen, forderte Belakowitsch-Jenewein.

Den Status Quo im Gesundheitswesen finanzierbar zu halten sei zwar notwendig, allerdings seien künftige Entwicklungen dabei nicht abgedeckt, warnte Belakowitsch-Jenewein. "Die Medizin entwickelt sich erfreulicherweise rasant weiter, was sich in neuen Medikamenten und neuen Therapien positiv auf die Patienten auswirkt. Allerdings sind neue Behandlungsmethoden auch teurer, da die Entwicklungskosten finanziert werden müssen", sagte Belakowitsch-Jenewein, die forderte den nun erzielten Überschuss von knapp einer Milliarde für genau diese Neuentwicklungen einzusetzen.

"Die österreichischen Patienten zahlen pro Jahr Milliarden ins Gesundheitswesen ein und haben daher auch ein Recht auf die für sie beste und modernste Behandlung", so Belakowitsch-Jenewein.


 

Wechselberger: Kein vorbehaltloser Jubel
Ärztekammer sieht dringenden Investitionsbedarf bei Struktur und Leistungen
Wien (öäk) - Differenziert beurteilt die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) die Übererfüllung der Sparziele durch die Krankenkassen. ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger sieht darin keinen Grund zu vorbehaltlosem Jubel, sondern vielmehr einen Anlass, das Leistungsangebot der Krankenkassen zeitgemäß zu verbessern. Darüber hinaus müsse dringend in den Ausbau der medizinischen Versorgung im niedergelassenen Bereich - etwa in Gruppenpraxen zur Entlastung der Spitäler und ihrer Ambulanzen - investiert werden.

"Es ist nicht die primäre Aufgabe der Krankenkassen zu sparen. Sie haben für eine soziale und solidarische Absicherung sowie eine zeitgemäße Gesundheitsbetreuung der Bevölkerung zu sorgen", sagte der Ärztepräsident am Montag in einer ersten Reaktion.

Vorrangig erscheint Wechselberger der rasche und konsequente Ausbau des Betreuungsangebotes durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. "Alle Welt spricht von der Dringlichkeit, die Spitalsambulanzen zu entlasten. Doch funktioniert das in der Praxis nicht, so lange moderne Formen der Zusammenarbeit für Ärztinnen und Ärzte verhindert werden." Die gegenwärtigen Möglichkeiten seien nicht zeitgemäß und stark restriktiv, weshalb sie sich einer geringen Akzeptanz erfreuten.

Ein weiterer Reformpunkt ist für den Ärztepräsidenten die Umsetzung des Haus- und Vertrauensarztmodells der Österreichischen Ärztekammer. "Auch das ist ein wichtiger Schritt, um den Zugang der Bevölkerung zu medizinischen Leistungen zu vereinfachen und gleichzeitig das medizinische Angebot sinnvoll zu steuern", sagte Wechselberger.

Einen Aufholbedarf ortet der ÖÄK-Präsident beim Leistungsangebot der Krankenkassen. Wechselberger: "Zurzeit gibt es viele moderne und notwendige Positionen in Diagnose und Therapie, die Rationierungen unterworfen sind." Dies reiche von Elementen der ärztlichen Zuwendung - dem ärztlichen Gespräch - bis zu Leistungen zur Abklärung gefährlicher Risikofaktoren - etwa die 24-Stunden-Blutdruckmesseung, so Wechselberger abschließend.

 

 

 

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