Mobilitätsverhalten der Bozner Familien vorgestellt

 

erstellt am
19. 04. 13
14.00 MEZ

Das Fahrrad ist das beliebteste Verkehrsmittel in Bozen
Bozen (stadt) - Das Assessorat für Mobilität der Gemeinde Bozen hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialforschung und Demoskopie Apollis eine Erhebung über die Mobilität der Familien in Bozen im Jahr 2012 durchgeführt.

Die Erhebung beinhaltet das Mobilitätsverhalten, die Auswahl der Verkehrsmittel, die Steckenlänge. Weiters wurden auch Grund und Zeit für die Verlagerung eingeholt.

Die Ergebnisse wurden heute im Rahmen einer Pressekonferenz von Stadträtin Judith Kofler Peintner und dem Projektkoordinator Helmuth Pörnbacher vorgestellt. Neben den Gemeindetechnikern war auch das Kuratorenteam und die Gemeinderatskommission für Mobilität und Verkehr für Mobilität anwesend.

Die Stadträtin für Mobilität betont die Wichtigkeit dieser Erhebungen, welche als Orientierungshilfe für die Planung und Umsetzung von verkehrsberuhigenden Maßnahmen angesehen werden. Aus den Analyseergebnissen kann man zudem erkennen, welche Ergebnisse und Entwicklungen die gesetzten Maßnahmen gebracht haben. Die Stadträtin ergänzt die Aussagen der Studie: "Bemerkenswert ist die Entwicklung, die der Ausbau des Fahrradwegenetzes, des öffentlichen Nahverkehrs und der Fußgängerzonen mit sich gebracht hat. Die Untersuchung zeigt auch, dass ein wesentlicher Anteil des Stadtverkehrs durch Pendler generiert wird".

"Die Methode besteht in einer Stichprobenerhebung, bei der in 911 Familien mit 1.810 befragten Personen alle Bewegungen eines Stichprobentages nachgezeichnet werden, und zwar nach Start und Ziel, nach Wegezweck sowie nach Verkehrsmittel. Die Erhebung erfolgt telefonisch und computergestützt (CATI), der Fragebogen entspricht dem KONTIV-design, einer standardisierten Methode für solche Erhebungen. In die Untersuchung geht nur die Bevölkerung Bozens ein, diese aber insgesamt; Einpendler aus anderen Gemeinden und Touristen sind mit nicht Gegenstand der Betrachtung" - betont der Projektleiter Helmuth Pörnbacher.

Anzahl Wege
Die Einheit dieses Untersuchungsdesigns ist ein Weg, welche durch eine Aktivität definiert ist: jedes mal, wenn eine Person mit einer Außer-Haus-Bewegung eine neue Aktivität setzt, also einen anderen Zweck verfolgt, wird ein neuer Weg registriert: zur Arbeit fahren, das Kind in die Schule bringen, einkaufen gehen usw. Zielort ist jener Ort, an dem die Aktivitätendet, dieser Zielort ist gleichzeitig der Startort für den nächsten Weg,der eine neue Aktivität darstellt.

Distanzen
In der Untersuchungswelle 2012 wurden erstmals die Distanzen der Wege erfasst, und zwar direkt durch Befragung. Demnach legt ein/e Bozner/in an einem durchschnittlichen Werktage im Schnitt 20 km zurück. Für die Verkehrsmittelwahl ist allerdings weniger die Tagesdistanz ausschlaggebend, sondern die Distanz der einzelnen Wege. Diese liegen in Bozen großteils unter 5 km, Distanzen also, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß gut erreichbar sind: an Werktagen machen 50% aller Wege 1,5 km oder weniger aus, an den Wochenenden sind es 3 km oder weniger. 75% der Wege machen an Werktagen 3 km oder weniger aus, an den Wochenenden sind es 10 km oder weniger.

Verkehrsmittelwahl
Die Einheit dieses Untersuchungsdesigns ist ein Weg, welche durch eine Aktivität definiert ist: zur Arbeit fahren, das Kind in die Schule bringen, einkaufen gehen usw. Für einen solchen Weg können mehrereVerkehrsmittel verwendet werden: man spricht dann von Etappen des Weges. So könnte ein Weg zur Arbeit z.B. aus einer Fußetappe zum Parkplatz, einer Etappe im Auto und einer weiteren Fußetappe vom Parkplatz zum Arbeitsplatz bestehen. Bei Verwendung mehrerer Verkehrsmittel für einen Weg ergibt sich das Hauptverkehrsmittel aus der Prioritätenreihe öffentliches Verkehrsmittel-motorisierter Individualverkehr-nichtmotorisierter Verkehr. Insgesamt zeigt sich an Werktagen in Bozen eine Entwicklung, die den Umweltverbund (Summe aus Fußwegen, Rad und Nahverkehr) eine prominente Rolle zuschreibt, wobei dessen Quote im Laufe der Jahre tendenziell leicht zunimmt : betrachtet man nur die Wellen in der warmen Jahreszeit, so lag die Quote 2001 bei 62% und erreicht im Herbst 2012 70%. Das Fahrrad spielt in diesem Kontext in Bozen nach wie vor eine prominente Rolle: es hat in seiner Wichtigkeit im Laufe der Jahre zugenommen und liegt 2012 mit einem Anteil von 28% auf dem Niveauder Erhebung im Jahr 2009.

Einfluss des Wetters
Verschiedene Verkehrsmittel bieten in unterschiedlichem Maße Schutz vor der Witterung. Während man in öffentlichen Verkehrsmitteln und im Auto einigermaßen vor Niederschlag geschützt ist, kann man mit Fahrrad, motorisiertem Zweirad oder auf längeren Fußwegen ziemlich nass werden. Das Wetter könnte bei der Verkehrsmittelwahl - Alternativen vorausgesetzt - also durchaus eine Rolle spielen und soll im Folgenden näher untersucht werden. Vergleicht man die grundsätzliche Mobilität nach Wetter, fällt zunächst auf, dass der Anteil mobiler Personen an Regentagen sinkt - an Wochenenden sogar um die Hälfte. Das hat vor allem damit zu tun, dass in diesem Fall auf viele wetterabhängige Freizeitaktivitäten verzichtet wird.

Der Modal split unterscheidet sich hingegen nach Wetter nicht so deutlich, wie man vielleicht erwartet hätte. Der Fahrradanteil geht etwas zurück, während der Anteil der Fußwege im gleichen Maße zunimmt. Dergeringfügige Rückgang des Autoanteils hat mit dem bereits festgestellten Verzicht auf auto- und wetterabhängige Freizeitaktivitäten zu tun. Der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel nimmt bei Regen tendenziell zu. Noch bleibt aber unklar, wie stark und in welche Richtung sich der Modal split an Regentagen wirklich "umverteilt".
Die Bevölkerung Bozens erzeugt an Werktagen durchschnittlich 400.000 Wege, wenn ein Weg durch eine Aktivität definiert ist; an Wochenenden sind es 260.000 Wege Die Verteilung dieser Wege nach Hauptverkehrsmittel liegt zwischen motorisiertem Verkehr und Umweltverbund an Werktagen bei 30:70; dieses Verhältnis hat sich seit 2001 zugunsten des Umweltverbundes verschoben.

Zwischen Bus-Fahrrad-Fußwege finden leicht Verschiebungen statt, sehr viel schwieriger ist eine Verschiebung von motorisierten Verkehr zu Umweltverbund. Die Betrachtung der Wegedistanzen zeigt auf, dass beträchtliche Teile der motorisierten Wege in Bozen sehr kurz sind. Eine Verlagerung von kurzen Wegen unter 3 km würde das Verhältnis motorisierten Verkehr-Umweltverbund an Werktagen von 70:30 auf 75:25 verschieben.

Mit reiner Angebotspolitik erscheint es aber unwahrscheinlich, dass einen solches Ziel erreicht werden kann.

Der Einfluss des Wetters auf das Mobilitätsverhalten zeigt zwei Effekte: An Regentagen werden Wege vermieden, vor allem im Freizeitverkehr Der Fahrradanteil geht etwas zurück, während der Anteil der Fußwege im gleichen Maße zunimmt, der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel nimmt bei Regen tendenziell zu.

Insgesamt können die wetterbedingten Änderungen der Bozner die an Regentagen beobachtbaren Staus nur unvollständig erklären: vermutlich sind es vor allem die Einpendler, die ihr Mobilitätsverhalten ändern.

 

 

 

Informationen: http://www.gemeinde.bozen.it/

 

 

 

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