HUMANIMALS

 

erstellt am
19. 04. 13
14.00 MEZ

Marianne Maderna in der Landesgalerie für zeitgenössische Kunst KREMS von 09. Juni bis 13. Oktober 2013
Krems (kunstnet) - Ab 9. Juni präsentiert ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH in der Landesgalerie für zeitgenössische Kunst KREMS in der Dominikanerkirche Krems, mit Marianne Maderna unter dem Titel HUMANIMALS die zweite Einzelschau und setzt damit das 2012 erfolgreich lancierte Projekt für zeitgenössische Kunst fort.

Die Multi-Media-Künstlerin Marianne Maderna präsentiert in der Dominikanerkirche Krems das Gleichnis eines räumlich erlebbaren Weltentheaters. Tausende piktogrammartige Animationszeichnungen menschenähnlicher und animalischer Lebewesen bevölkern als begehbare 3-D-Projektion und vielteilige skulpturale Installation den Kirchenraum. Die sich im Raum live bewegenden HUMANIMALS kommunizieren dabei unmittelbar mit dem Publikum. Dabei entwickeln sich verschiedene Handlungsabläufe aus den Grundmustern wechselnder sozialer Systeme, aus Strukturen der Macht und aus dem Dialog der Geschlechter.

Im Zentrum von Marianne Madernas Werk steht die Auseinandersetzung mit dem Menschen und die Visualisierung seines Inneren, seiner Gefühle, Emotionen und Stimmungen, die Maderna durch die analytische Beobachtung von Bewegungsabläufen und Körperpositionen aufzuspüren versucht. Schon sehr früh, im Alter von vier Jahren, beschäftigt sich die Künstlerin mit aus Papier geformten Menschen und Tieren, die sie in ausgeschnittene Bahnen eines Schachteldeckels steckt, um sie hin- und herzuschieben. „Das war für mich eine Art Lebensspiel, ohne Gewinner und Verlierer“, so Marianne Maderna.

So wie dem Maler die Vielfalt der Farbpalette zur Verfügung steht, bedient sich Marianne Maderna einer Bandbreite von erfundenen Gestalten und ihrer Handlungen, mittels derer sie das Gesehene in eine kürzelhafte Formensprache bringt. Diese erfundenen Gestalten sind auch Ausgangspunkt für ihre 3-D-Animationen und für die Gestaltung ihrer haptischen Installationen. Stets bleibt dabei das Vokabular erweiter- und erneuerbar. Auf diese Weise umgeht sie das durch Wiederholung entstehende Moment des Perfektionismus und der Gewohnheit und betritt so immer wieder Neuland.

Ihre Figuren sind einerseits sehr schematisiert, weisen andererseits aber als Protagonisten eines speziellen Typs auch individuelle Merkmale auf. „Ich gehe meist von realen Situationen aus, von dem, was rund um mich herum passiert: zum Beispiel von Menschen, die im öffentlichen Raum in Lumpen am Boden liegen, sich krümmen, warten, etwas abwarten. Durch die zeichnerische Reduktion ihrer Körper auf Umrisslinien entstehen Kürzel, die auf psychische und physische Zustandsbedingtheiten verweisen. Das Zusammensinken kommt einem Rückzug gleich, die Deformierung einer Devolution, einer Rückentwicklung. Dabei sollte sich der selbstbewusste Mensch doch eigentlich aufrichten, um dem vermeintlichen Gott als Individuum mit freiem Willen gegenüberzutreten, was sich programmatisch bereits in der Gotik angekündigt hat. Diese Idee habe ich bei meiner Installation in der Dominikanerkirche insofern aufgegriffen, als dass ich die ‚Götter’ durch eine Gruppe von teilweise kopflosen ‚Mächtigen’ ersetzt habe, die durch ihre herrische Körperhaltung keinen Zweifel aufkommen lassen, wer die sogenannte Ordnung vorgibt“, so Marianne Maderna über ihre künstlerische Herangehensweise.

HUMANIMALS bevölkern die Dominikanerkirche Krems
In der Installation HUMANIMALS für die Landesgalerie für zeitgenössische Kunst KREMS in der Dominikanerkirche Krems verbindet Marianne Maderna Skulptur, Zeichnung und Film zu einer Art Gesamtkunstwerk. Im verdunkelten, punktuell mit Schwarzlicht beleuchteten Kirchenraum begegnen sich Mischwesen – teils Mensch, teils Tier (HUMANIMALS) –, deren wichtigstes Merkmal ihre Wandlungsfähigkeit ist. Scheinbar schwerelos und nur durch fluoreszierende Umrisslinien definiert, bevölkern sie einerseits in Form von tausenden, an Piktogramme erinnernde Drahtfiguren die Apsis oder durchlaufen andererseits als virtuelle Protagonisten einer 3-D-Animation die kühnsten Metamorphosen. Was sich den BesucherInnen darbietet, ist ein physisch erlebbares Welttheater, das unter den Vorzeichen von Macht und Hierarchie das menschliche Sein sinnbildhaft vor Augen führt.

Dabei ruft die Figuren-Installation, die sich in der Apsis über die gesamte Raumhöhe erstreckt, Assoziationen mit Darstellungen des Jüngsten Gerichts hervor. Allerdings entscheidet hier nicht ein göttlicher Richter über Erlösung und Verdammnis sondern eine kleine Gruppe, die sich für allmächtig und unfehlbar hält. Es sind die „Big Rulers“, die in aufrechter Haltung, mit den Händen in den Hosentaschen dafür sorgen, dass die anderen möglichst devot bleiben. Ihr Widerpart sind die kleinen nimmermüden Kämpferinnen, die sich in ständig wandelnder Gestalt bemühen die althergebrachte Ordnung zu unterminieren. Trotz solcher narrativen Elemente und einer grundlegenden Dramaturgie geht es der Künstlerin nicht um eine nachvollziehbare Geschichte, sondern vielmehr um ein mehrdeutiges System skulpturaler Chiffren, das allgemeine Mechanismen von Evolution veranschaulichen und zu eigenen Überlegungen Anstoß geben soll.

Ähnlich verhält es sich bei der 3-D-Animation, die im Langhaus projiziert wird und mittels Polarisationsbrillen für eine haptische, „begehbare“ Illusion sorgt. Ausgehend von unzähligen Handzeichnungen, die in weiterer Folge computeranimiert und mit selbst kreierten Sounds unterlegt wurden, hat Marianne Maderna ihre HUMANIMALS als stereoskopische Projektion erfahrbar gemacht. Die Gesamtdauer von ca. 40 Minuten ist, beginnend mit Wortkonglomeraten, die auf inhaltliche Bezüge verweisen, in mehrere szenische Abläufe gegliedert, welche die einzelnen Charaktere der HUMANIMALS, ihre Mutanten und Alienationen vorstellen. So werden die BesucherInnen etwa mit bildschirmverwachsenen Freaks, mit den Orgien der Adipösen oder der Zeugung der Gedemütigten konfrontiert, wobei einzelne Akteure immer wieder aus der Raumbühne hervorzutreten und direkt auf ihr Publikum zuzugehen scheinen, so dass es an dem Prozess des Werdens und Vergehens unmittelbar Anteil nehmen kann.

Zu der von Alexandra Schantl kuratierten Ausstellung HUMANIMALS erscheint eine Publikation, die das künstlerische Werk von Marianne Maderna umfassend illustriert und dokumentiert.

 

 

 

Informationen: http://www.zeitkunstnoe.at

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at